Bei Eisregen kam keine Ware durch
Das war ein turbulenter Wochenstart für die Mitarbeiter der DRK-Tafel in Wolfenbüttel. Erst machte auch ihnen der Eisregen zu schaffen, der das ganze Land vorübergehend lahmlegte. Und dann gab es eine vorgezogene Bescherung für 50 Tafel-Bezieher, die von einer Geschenke-Aktion der Firma Jägermeister profitierten.
"Am Montag kam keine frische Waren, weil durch den Eisregen kein Fahrer rausdurfte", erzählte Juliane Liersch, die ehrenamtliche Tafelleiterin. Weil wegen der Wetterkapriolen und spiegelglatter Fahrbahn auch nicht mit Kunden im Second-Hand-Shop zu rechnen war, wurde dieser Teil des Eberts Hof am Großen Zimmerhof 29 kurzerhand geschlossen.
"Aber unsere Bezieher kamen natürlich, schließlich hatten sie einen Termin zur Abholung." Und tatsächlich gelang es Juliane Liersch und drei Mitstreiterinnen, alle Anfragen zu bedienen: "Wir mussten unser Lager komplett leer räumen, aber alle Tafelkunden haben ihren Teil mitgenommen."
Noch schöner lief es ein paar Stunden später, als Mitarbeiter der Firma Jägermeister und der Curt Mast Jägermeister (CMJ) Stiftung anrückten. Aus ihren Kofferräumen holten sie 50 liebevoll verpackte Geschenke aller Größen, und alle waren mit Namenschildchen versehen. "Das ist unser Projekt Wunschbaum", erklärte Mitarbeiter Felix Pink, der diese Hilfsaktion seit seinem Einstieg als Auszubildender 2020 betreut – in diesem Jahr war es bereits die siebte Neuauflage. "Die Tafel meldet uns 50 Namen, und wir rufen unsere Kolleginnen und Kollegen auf, jeweils ein Päckchen im Wert von 50 Euro zu packen."
Susanne Smyczek hat die Sache von Seiten der Tafel schon mehrfach begleitet: "In diesem Jahr haben wir uns bewusst die Rentner ausgesucht", erklärte sie. Zuletzt standen bei Spendenaufrufen oft Familien mit Kindern im Vordergrund, seit Sommer natürlich häufig die Gruppe der Ukraine-Flüchtlinge. "Dabei kamen unsere Rentner etwas zu kurz." Die Hälfte aller Tafel-Rentner konnte das Team Liersch jetzt zum "Wunschbaum" anmelden.
Die abgegebenen Wünsche waren dabei durchweg bescheiden, wie Katharina Kuri von der CMJ-Stiftung erzählte: "Zum Beispiel eine Kaffeemaschine, Gutscheine für Kleidung, ein Staubsauger oder warme Bettwäsche für den Winter." Allesamt Waren des täglichen Bedarfs also, die sich mit 50 Euro gut erfüllen ließen.
Jägermeister hatte das Verfahren in letzter Zeit zunehmend professionalisiert: Auf einer Internetseite hingen an einem virtuellen Baum die Wunschzettel, Mitarbeiter der Firma konnten sich einen passenden abpflücken. Diese digitale Variante hatten die Beteiligten entwickelt, als Corona den direkten Kontakt unter einem realen Baum unmöglich machte. "Nach der Entscheidung für einen Wunsch besorgten sie das Geschenk, packten es schön ein und versahen es auch mit einem Namensschild für den Empfänger", erklärte Felix Pink. Dabei mussten die Angestellten für den Kaufpreis zwar in Vorleistung treten, bekamen aber auf Antrag die Hälfte von der CMJ-Stiftung erstattet. "So weit ich weiß, hat das aber kaum jemand gemacht", sagte Pink.