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Datum: 08.10.2024

Die Tafel Wolfenbüttel feiert den Einzug ins Löwentor

Mit einem Tag der offenen Tafel feierte am Samstag der DRK-Kreisverband Wolfenbüttel den Einzug ins Löwentor (Großer Zimmerhof). Ab sofort arbeiten dort Sortierung, Lager und Ausgabe gemeinsam unter einem Dach. Weiterer Vorteil: Die Anlieferung ist durch die rückwärtige Ladestraße ausgesprochen unproblematisch möglich.

18 Männer und Frauen, viele davon in roten DRK-Shirst, stehen hinter drei Stehtischen vor Kühltruhen und Regalen mit Chips und anderen Lebensmitteln © Regio-Press
Sie alle halfen ehrenamtlich mit, den neuen Tafelladen einzurichten und zu bestücken.

Vor der Öffnung für die Öffentlichkeit kamen geladene Gäste im neuen Tafelladen zusammen. Björn Försterling (Vorsitzender des DRK-Präsidiums) sowie Aline Gauder (Vorständin) begrüßten unter anderem Bürgermeister Ivica Lukanic, Stadtbaurat Klaus Benscheidt und den ehemaligen Stadtkämmerer Knut Foraita. Alle zusammen äußerten sich beeindruckt, was aus dem bisherigen Rohbau gemacht worden war: Die Tafel arbeitet nun in Räumen, die funktional und ausreichend groß sind, ohne üppig oder gar luxuriös zu wirken.

Björn Försterling bezog sich in seiner Ansprache auf eine Balkeninschrift am Haus gegenüber, "...in schwerer Zeit finde Hilfe bei Gott...: Nach unseren jüngsten Erfahrungen kann ich sagen, dass wir ganz viel Hilfe bei Sponsoren, Förderern und Menschen aus Wolfenbüttel gefunden haben." Tatsächlich befand sich die Tafel Anfang des Jahres in einer sich zuspitzenden Krise, nachdem die Abholerzahlen auf mehr als 2100 geklettert waren – das war personell und vor allem räumlich vom Roten Kreuz nicht mehr zu stemmen.

„Als der Kreistag im Januar unseren Antrag auf einen Mietzuschuss für diese Räume abgelehnt hat, waren wir sehr deprimiert", erinnerte er sich. Doch schon am nächsten Tag kam Hilfe: „Eine Frau bot an, uns 10.000 Euro zu spenden – damit war der Anteil des Landkreises schon mal anteilig kompensiert." Kurze Zeit später lud auch das Rathaus zu Gesprächen ein (die Stadt ist Mehrheitseigner des Löwentors). „Wir haben dann die Fläche reduziert, zudem wurde die Pacht ermäßigt, so dass wir zunächst für fünf Jahre unterschreiben konnten." In dieser Stadt helfe man sich gegenseitig, sagte Försterling mit kleinem Seitenhieb auf die Kreispolitik: „Hoffentlich kommt das auch bald im Kreistag an."

Aline Gauder äußerte sich „überwältigt, was aus diesem Raum geworden ist". Sie hatte Mitte April die Schlüssel entgegengenommen, seitdem fand der Innenausbau statt und die Einrichtung kam hinzu. „Seit 2007 gibt es die DRK-Tafel in Wolfenbüttel, und wir haben schon viel bewältigt – doch das hier war nochmal eine ganz besondere Herausforderung." In den 17 Jahren war es bereits der vierte Tafelumzug – stets musste die Kapazität erhöht werden. „Wir sind stolz darauf, unseren Leitsatz einhalten zu können: Wir schicken niemanden weg."

Frederike Schwieger als DRK-Fachbereichsleitung Tafel war gespannt, wie es ab Montag laufen wird. „Wir sind so dankbar, dass durch diesen Umzug viele Prozesse und Fahrwege wegfallen." Ein Standort der Tafel in der Innenstadt (der viel zitierte ,Wolfenbütteler Weg') sei ein ganz starkes Zeichen für die Teilhabe der Schwächsten in der Gesellschaft.

Auch Wilhelm Schmidt bezeichnete den Samstag als „tollen Tag für die Tafel". Der Reiseveranstalter im Ruhestand hatte als Ehrenamtlicher seine vielseitigen Kontakte in die Waagschale geworfen und zahllose Firmen zur Hilfe beim Ausbau der neuen Räume motiviert. „Viele haben nur das Material berechnet und ansonsten auf einen großen Batzen Geld verzichtet", lobte er.

Als Beispiele nannte er den Möbelhof Adersheim, der Ausstattung im Wert von 3000 Euro spendete, sowie die Firma GS Gabelstapler, die einen Elektrohubwagen im Wert von 6000 Euro gab. „Zudem kamen viele Geldspenden, denn es liefen ja weitere Kosten von rund 100.000 Euro auf", erklärte Schmidt. Zum Glück habe die DRK-Tafel einen guten Ruf in der Stadt. Übrigens hatte Schmidt zur Eröffnung offenbar seinem Sohn einen Wink gegeben: Geschäftsführer Georg Schmidt brachte einen Scheck über 10.000 Euro vom „Der Schmidt" vorbei.

Bürgermeister Ivica Lukanic berichtete, dass er vom ersten Moment an Feuer und Flamme gewesen sei für die Idee ,Tafel im Löwentor'. „Das DRK hatte ein absolut schlüssiges Konzept, die Einrichtung passt perfekt hier rein." Nach dieser Entscheidung habe ihn die Konsequenz und der Einsatz des DRK beeindruckt, „aber auch das erkennbare Wir-Gefühl und die Begeisterung in der Stadt – die Wolfenbütteler Gesellschaft funktioniert."

Die ablehnende Kreistagsentscheidung und auch erste Diskussionen im Stadtrat hätten im Rathaus für Irritationen gesorgt. „Ich glaube aber, mit dieser tollen Umsetzung hier sorgt das DRK dafür, dass nächstes Mal besser entschieden wird."

Berührend wurde es, als schließlich Juliane Liersch verabschiedet wurde. Sie gilt seit Jahren als DAS Gesicht der Tafel. „Mit gesunder Strenge, aber auch mit viel Herzensgüte, Kraft und Energie hat sie dafür gesorgt, dass unsere Tafel gut durchorganisiert ist – und diesen guten Ruf hat", unterstrich Björn Försterling.

Gleichwohl werde Juliane Liersch auch nach diesem Abschied sichtbar sein. Die Ehrenamtliche bleibt nach dem Umzug Leiterin von Eberts Hof, der Second-Hand-Boutique des DRK (Großer Zimmerhof 29). „Dort wollen wir das Angebot gerade für Kinder erweitern", erklärte die bisherige Tafel-Leiterin mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Aber die Tafel wird mein Baby bleiben."

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