Henriettes Leben: Erwartungen des Vaters - eine gute Hausfrau
Sanft und ausgeglichen, wie ihre Mutter sollte Henriette Schrader-Breymann nach Ansicht ihres Vaters sein und auch eine genauso tüchtige Hausfrau. Diese traditionellen Erwartungen an Mädchen und junge Frauen der damaligen Zeit, lasteten schwer auf Henriette und machten sie unzufrieden.
Wenn sie zur Hausarbeit angehalten wurde, löste dies oft fürchterliche Szenen aus. Lobte ihr Vater sie für „eine saubere Stube“, ging sie auf ihr Zimmer und schrie ihre Wut heraus. Häusliche Pflichten als ihren Lebensinhalt zu betrachten, entsprach nicht ihrem Naturell. Sie sah darin kein höheres Ziel. Sie wollte keine Hausfrau sein! Wurde ihr als älteste Kind jedoch Verantwortung übergeben, zum Beispiel als ihre Mutter erkrankte oder abwesend war, sorgte sie liebevoll für ihre jüngeren Geschwister und übernahm alle anfallenden Arbeiten im Haus. Auch das Kochen machte ihr Spaß, weil sie dann neue Arten zu Würzen ausprobieren konnte.
Nach einem längeren Aufenthalt in einem landwirtschaftlichen Betrieb eines Onkels, konnte sie zwar eine Kuh melken, aber hausfrauliche Fähigkeiten hatte sie kaum erworben. Sie wehrte sich gegen diese „Natürlichen Pflichten der Frau“ und erkannte keinen Sinn darin. Wann würde dieses Mädchen endlich vernünftig werden, fragten sich die Eltern! Doch Rettung nahte schon. Die Idee Henriette mit ihrer Schwester Marie zu ihrem Großonkel Friedrich Fröbel nach Thüringen zu schicken, sollte Henriettes Leben und das ihrer Familie grundlegend verändern.
Quelle: Mary Lyschinska: Henriette Schrader-Breymann, Band 1. Berlin Leipzig 1922. S. 35, 38, 39, 40.