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Datum: 12.04.2025

Kläranlage wird teilautark durch eigenen Solarstrom

Die Wolfenbütteler Kläranlage wird zunehmend unabhängig von Energie aus dem Stromnetz. Dazu trägt künftig eine große Photovoltaik-Freiflächenanlage bei, mit deren Planung die Stadtwerke Wolfenbüttel jetzt auf einem Gelände nordwestlich des Klärwerks starten.

Luftbild auf einen Teil von Wolfenbüttel mit Kläranlage © Stadtwerke Wolfenbüttel
Ein Luftbild der Kläranlage

„Die neue PV-Anlage hat eine Leistung von 924 Kilowattpeak, sie besteht aus insgesamt 1.580 Modulen“, informiert Ingo Schultz, technischer Geschäftsführer der Stadtwerke und Betriebsleiter des Abwasserbeseitigungsbetriebs Stadt Wolfenbüttel (ABW). Er fügt hinzu: „Die Solaranlage entsteht auf drei nebeneinanderliegenden separaten Flächen, eine davon ist ein stillgelegter Teich. Mit diesem Projekt wollen wir zeigen, dass man auch in schwierigen Terrains PV-Anlagen bauen kann.“ Die Stadtwerke Wolfenbüttel sind von der Abwasserentsorgung Wolfenbüttel AöR (AWA) mit der Betriebsführung der Kläranlage und nun auch mit der Koordination der Baumaßnahmen für die PV-Anlage beauftragt. Betrieb und Unterhaltung der Kläranlage sind Kernaufgaben der AWA, sie finanziert die Baukosten der PV-Anlage samt neuer Mittelspannungsstation in Höhe von insgesamt 1,8 Millionen Euro.

Kläranlage wird klimafreundlicher – und unabhängiger vom Strommarkt

Das Bild zeigt eine Luftaufnahme von drei Feldern, die mit "Feld 1", "Feld 2" und "Feld 3" beschriftet sind. Jedes Feld enthält Reihen von Solarpaneelen. Feld 1 und Feld 2 befinden sich auf der linken Seite, während Feld 3 in der Nähe eines Gebäudes liegt, das ebenfalls eine große Anzahl von Solarpaneelen auf dem Dach hat. In der Nähe von Feld 3 ist auch ein kleines Gewässer sichtbar. © Stadtwerke Wolfenbüttel
Auf drei getrennten Feldern werden die Solarmodule der Photovoltaikanlage nordwestlich der Kläranlage (ganz rechts im Bild) aufgestellt. Foto

Die erwartete Stromerzeugung der PV-Module liegt bei 850.000 Kilowattstunden pro Jahr. Im klugen Zusammenspiel mit einem Batteriespeicher am Rand der Solaranlage können davon 550.000 Kilowattstunden für die Energieversorgung der Kläranlage genutzt werden. „Mit der Freiflächen-Photovoltaikanlage werden wir bis zu 40 Prozent des Strombedarfs der Kläranlage aus Sonnenenergie decken können“, erläutert Ingo Schultz. „Damit wird der energieintensive Klärprozess klimafreundlicher und gleichzeitig unabhängiger von Preissteigerungen auf dem Energiemarkt.“ Durch die PV-Anlage in Verbindung mit dem Batteriespeicher können jährlich 515.000 Kilogramm CO2 eingespart werden. Insgesamt hat die Kläranlage pro Jahr einen Strombedarf von 1,4 Millionen Kilowattstunden, größter Verbraucher ist dabei das Gebläse für die Sauerstoff-Belüftung im Belebungsbecken, wo Mikroorganismen einen Teil des Klärprozesses übernehmen.

Innovatives Speicherkonzept mit wiederverwendeten Fahrzeugbatterien

Ein wichtiger Teil des „Projekts Freiflächen Photovoltaikanlage“ ist neben einer Umspannstation auch der neue Fluxlicon-Speicher. „Dabei handelt es sich um einen Speicher aus wieder-verwendeten Fahrzeugbatterien, er weist eine Lade- beziehungsweise Entladeleistung von 350 Kilowatt und eine Kapazität von 850 Kilowattstunden auf“, sagt Ingo Schultz. Damit könnten „Stromspitzen“ aus starker Sonneneinstrahlung kurz zwischengespeichert und so rund 30 Prozent mehr Energie aus der PV-Anlage zum Reinigen des Abwassers verwendet werden. Entwickelt wurde der neuartige Batteriespeicher von einem Forschungskonsortium aus Rheinisch-Westfälischer Technischer Hochschule Aachen, ConAC GmbH, PEM motion GmbH und der Agentur für Erneuerbare Energien e.V. Gefördert hat das Projekt das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.

Die Stadtwerke Wolfenbüttel planen die Inbetriebnahme der neuen PV-Anlage im Oktober 2025. Weitere Projekte werden folgen: Die neue kommunale Abwasserrichtlinie der EU sieht vor, dass Kläranlagen bis 2045 energieunabhängig sein müssen. „Auch die Anforderungen an den Gewässerschutz steigen, dafür sind weitere energieintensive Maßnahmen geplant, auf die wir uns proaktiv vorbereiten“, betont Ingo Schultz. „Diese Investitionen kommen dem Allgemeinwohl und der Umwelt zugute und senken mittel- bis langfristig die Energiekosten dauerhaft.“

Kontakt

Henning Kramer © Stadt Wolfenbüttel
Stadtwerke Wolfenbüttel GmbH