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Geniale Frauen - Geniale Erfinderinnen

„Die Welt ist in ständiger Bewegung, und wir müssen die Dinge von morgen erfinden. Man muss vor anderen gehen, entschlossen und anspruchsvoll sein und sich von seiner Intelligenz leiten lassen. Handeln Sie kühn“. (Barbe-Nicole Cliquot-Ponsardin, 1777 bis 1866)

Zeichnung von einer Frau vor dem Weltraum, mit Planeten, Teleskop, einem Buch und Stift in der Hand. Darüber steht Geniale Fraun, Geniale Erfinderinnen © Freepik/Stadt Wolfenbüttel
Geniale Frauen - Geniale Erfinderinnen


Was haben der Geschirrspüler, der Kaffeefilter und der Autoscheibenwischer gemeinsam? Es waren Frauen, die diese Dinge erfunden haben. Einige von ihnen sollen sichtbar gemacht werden. Ihre Leistung wurde früher oft nicht anerkannt, das geschah dann meist unter dem Namen des Ehemannes. An den Beispielen wird gezeigt, dass es schon immer Frauen gab, die sich trotz großer Widerstände nicht in ihrem Forscherdrang beirren ließen. Ihr Lebensweg soll Menschen anregen, sich für MINT-Fächer zu begeistern – bestenfalls zu interessieren.

Zu dem Thema war eine Ausstellung vom 3. März bis 4. April 2025 im WOW! Wissensort Wolfenbüttel, Löwenstraße 1 (Eingang neben KULT) zu sehen.

Laura Bassi (1711 bis 1778) – Erster Blitzableiter in Europa

historischer Druck eines Frauenporträts © www.europeana.eu, CC BY 4.0
Laura Bassi, 1732 von A. di Lorenzo

Geboren in Bologna, galt Laura Bassi als Wunderkind. Sie beherrschte schon mit acht Jahren die lateinische Sprache so gut, dass ihr Hauslehrer sie mit Wissenschaftlern debattieren ließ. 1732 erhielt sie den Doktorgrad der Physik, als erste der Welt. Im folgenden Jahr wurde sie die erste weibliche Professorin der Welt an der Universität Bologna und erhielt ein Jahresgehalt. Nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Magistrats durfte sie Vorlesungen halten, was bis zu einer Lockerung der Bestimmung 1739 selten erfolgte. So wich sie an andere öffentliche Orte aus.

Frauenbildung war ihr wichtig, sie sollten Zugang zu höherer Bildung in den Naturwissenschaften haben. Durch ihre Arbeit wurde sie bekannt, als Bolognese Minerva dargestellt, der römischen Göttin der Weisheit und Künste.

Nach dem Tod des Vaters war sie finanziell unabhängig. 1738 heiratete sie einen nicht sehr vermögenden Arzt, er zog in ihrem Haus ein. Das wurde als Mesalliance in der Bevölkerung angesehen. Das Paar bekam acht Kinder.

Im Laufe der Zeit wandte sie sich mehr der Physik zu und hielt Vorlesungen in ihrem Haus. Sie führte mit ihrem Mann Experimente durch, auch zu der aufsehenerregenden Elektrizität.

Benjamin Franklin hatte in Amerika den ersten Blitzableiter gebaut. Zeitgleich konstruierte Laura Bassi 1752 auf dem Dach der Akademie der Wissenschaften in Bologna den ersten Blitzableiter in Europa. Er musste aber bald wieder abgebaut werden, der Aberglaube der Bevölkerung war zu groß.

In ihrem Landhaus richtete sich Laura ein Observatorium ein, dort experimentierte das Ehepaar. Laura war auch in der Theorie beschlagen, sie arbeitete über Hydromechanik und veröffentlichte Abhandlungen in der Akademie.

Der spätere Papst Benedikt XIV. war Bologneser und förderte Lauras Karriere, er wollte den wissenschaftlichen Ruf der Akademie der Wissenschaften vergrößern. Sie wurde Mitglied, eine Benedettini. Trotzdem durfte Laura nicht an der Wahl neuer Akademiemitglieder teilnehmen, da nützte auch ihr Protest nicht. Erst nach den männlichen Kollegen durfte sie dort ihre Vorträge halten.

1772 musste eine frei gewordene Physik-Professur an der Akademie des Instituts für Wissenschaften in Bologna neu besetzt werden. Obwohl sie einen guten Ruf hatte, wurde der Lehrstuhl nicht ihr, sondern ihrem Mann angeboten. Er verzichtete, erst dann konnte Laura Bassi 1776 Professorin für Physik werden. Sie hatte diesen Posten auch am Collegio Montalto inne.

Ihr ganzes Leben lang hatte sie gesundheitliche Probleme. Mit 66 Jahren starb sie an einem Herzanfall. Heute gilt sie als Pionierin auf dem Gebiet der Physik und Wegbereiterin für Frauen in den Naturwissenschaften.

Karoline Herschel (1750 bis 1848) - Acht Kometen

Gemälde einer alten Dame in historischer Kleidung © National Portrait Gallery, London, Wikimedia Commons, CC0
Karoline Herschel, 92jährig (Ausschnitt). Ölgemälde: Melchior Gommar Tieleman; nach einer Lithographie von Georg Müller

Karoline (Caroline) wuchs in Hannover mit fünf älteren überlebenden Geschwistern auf. Der Vater war Militärmusiker. Seine Kinder erhielten eine musikalische Grundausbildung, Karoline auf der Geige und Gesang. Im Elternhaus wurde auch philosophiert und Astronomie betrieben. Täglich besuchte sie die Garnisonschule und lernte Lesen und Schreiben, ungewöhnlich für diese Zeit. Sie wollte sich im Leben geistigen Anforderungen stellen. Sie schreibt in ihren Memoiren: „Ich vermochte den Gedanken, dass ich ein Aschenputtel oder eine Hausmagd werden sollte, nicht zu ertragen.“

Mit 22 übersiedelte sie zu ihrem 12 Jahre älteren Bruder Friedrich Wilhelm nach Bath/England, der als Organist und Musiklehrer tätig war. Sie erwarb sich bei ihren Gesangsauftritten einen guten Ruf. Nach ein paar Jahren beschloss der Bruder sich der Astronomie, seiner eigentlichen Berufung zu widmen. Das war im Sinn der wissbegierigen Karoline, er unterrichtete sie in Arithmetik und Geometrie. Wilhelm baute Spiegelteleskope, Karoline schliff und polierte die Spiegel, daneben lernte sie astronomische Theorie wie algebraische Formeln für Berechnungen und Reduktionen als Grundlage für das Beobachten und Durchmustern des Himmels.

1781 entdeckte Friedrich Wilhelm den Planeten Uranus. Er wurde Hofastronom bei König Georg III., Karoline erhielt eine Anstellung auf Lebenszeit als Gehilfin ihres Bruders mit einem festen Gehalt. Jetzt erforschte sie selber den Sternenhimmel und entdeckte 1783 drei bemerkenswerte Nebel, hunderte von Sternenhaufen und zwischen 1786 und 1797 acht Kometen. 1797 legte sie der Royal Society einen Index zu John Flamsteeds Beobachtungen vor, zusammen mit einem Katalog von 561 Sternen, welche in dessen British Catalogue fehlten, sowie zusätzlich eine Liste von Fehlern in dieser Publikation. Sie erhielt allerhöchste Anerkennung für diese Arbeit, unter anderem von Carl Friedrich Gauß.

Nachdem Karolines Bruder Friedrich Wilhelm 1822 verstorben war, ging sie als 72-Jährige zurück nach Hannover - nach 50 Jahren. Dort setzte sie ihre astronomischen Studien fort. Außerdem ordnete sie das umfangreiche Material, das ihr Bruder hinterlassen hatte. In ihrem einfachen Haus in der Marktstraße bekam sie Besuch von bedeutenden Gelehrten. Hohe Auszeichnungen wurden ihr zuteil, unter anderem erhielt sie 1846 im Alter von 96 Jahren im Auftrag des Königs von Preußen die goldene Medaille der Preußischen Akademie der Wissenschaften. An ihrem 97. Geburtstag wurde sie vom Kronprinzenpaar empfangen, unterhielt sich einige Stunden lebhaft mit ihnen und sang ihnen abschließend ein Lied vor, das ihr Bruder siebzig Jahre zuvor komponiert hatte.

Karoline Herschel, die Kometenjägerin, starb am 9. Januar 1848. Sie erreichte das hohe Alter von 97 Jahren und wurde auf dem Gartenfriedhof in Hannover beerdigt, wo sich ihr Grab auch heute noch befindet.

Ein Komet, ein Mondkrater und ein Planetoid wurden nach ihr benannt. Ihr zu Ehren wurde 2022 die Caroline-Herschel-Medaille ins Leben gerufen, welche die langjährige wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Großbritannien und Deutschland würdigt.

Marie Harel (1761 bis 1844) - Camembert

Statue eine Frau auf einem öffentichen Platz © Marc Noordink, Wikimedia Commens, CC BY 2.0
Marie Harel, Denkmal in Vimoutiers

Die Legende von Anfang des 20. Jahrhunderts besagt, dass Marie Harel, geborene Marie Catherine Fontaine, zwischen 1796/97 den Camembert als erste hergestellt hat. An ihrem Arbeitsplatz im Herrenhaus von Beaumoncel in der Normandie wurde während der Französischen Revolution der Abt Charles-Jean Bonvoust versteckt. Angeblich kam er aus Brie, gab Marie ein Rezept für eine Art Käse, klein und braun mit einer blumigen essbaren Schimmelschicht in flacher Form, wie sie in seiner Heimat produziert wurde und weihte sie in die Geheimnisse der Käseherstellung ein. Marie veränderte den Herstellungsprozess im Laufe der Zeit und stieg auf die noch heutige flache Tortenform um. 1880 wurde die übliche Verpackung in kleinen runden Spanschachteln patentiert. Damit wurde es möglich, den Käse auch über weitere Entfernungen zu transportieren. Der Ursprung der Legende wird von Jean de la Varende einem US-Amerikaner zugeordnet, der in der Zeit zwischen den Weltkriegen im 20. Jahrhundert der Gemeinde Vimoutiers (fünf Kilometer entfernt von Camembert) aus Dankbarkeit über die positive Wirkung des Camemberts auf sein Magengeschwür eine Statue für dessen Erfinder stiften wollte. Vertreter der Gemeinde bestimmten schließlich Marie Harel posthum zur Erfinderin, worauf ihre Statue errichtet wurde, obschon gar kein Bild von ihr überliefert war. In Wahrheit hat Marie Harel zwar Camembert-Käse hergestellt, sie produzierte dabei aber im Rahmen der traditionellen örtlichen Käsetradition.

Doch sie begründete eine Dynastie unternehmerischer Käsehersteller, die Camembert-Käse in großem Stil herstellten und damit sehr berühmt wurde. Insbesondere ihr Enkel Cyrille Paynel, geboren 1817, gründete in der Gemeinde Le Mesnil-Mauger in Calvados eine Käsefabrik. Victor Paynel überreichte 1863 dem französischen Kaiser Napoleon III. einen von ihm produzierten Käse. Das war der Durchbruch für die Vermarktung, der Kaiser soll dem Käse auch den Namen nach seinem Ursprungsort verliehen haben. Der Erfolg der Camembert-Produktion in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war vor allem den Nachkommen von Harel zu verdanken, die sich als die einzigen legitimen Nutzer der Bezeichnung „Camembert“ betrachteten. Dank der Eisenbahn konnte sich der Camembert auf den Märkten in Paris und anderen Teilen Frankreichs etablieren. Er wird inzwischen in alle Welt exportiert und auch weltweit hergestellt, die Bezeichnung ist frei verwendbar. Seit 1884 wird der Camembert auch in Deutschland hergestellt. Der aus Rohmilch hergestellte Camembert de Normandie AOP ist seit 1983 eine geschützte Herkunftsbezeichnung.

Camembert ist heute ein Ortsteil von Vimoutiers, dort befindet sich ein Camembert-Museum.

Barbe-Nicole Cliquot-Ponsardin (1777 bis 1866) - Gerüttelter Champagner

Gemälde einer alten Dame in historischer Kleidung © Wikimedea Commons, CC0
Barbe-Nicole Cliquot-Ponsardin. Veuve Cliquot 1860, gemalt von Léon Cogniet

Gerade mal 27 Jahre alt war die Französin Nicole Cliquot, als ihr Mann plötzlich starb und sie 1805 die familieneigene Champagner-Kellerei erbte. So wurde sie die erste Frau, die ein Champagnerhaus leitete, es vermarktete jährlich 100.000 Flaschen. Bald musste sie feststellen, dass sich durch die bisherige Gärmethode, bei der Hefe und Zucker zugesetzt werden, ungewünschte Ablagerungen und Schaum in den edlen Tropfen bildeten. Beim Versuch, diese zu entfernen, entwich sofort die wertvolle Kohlensäure aus den Flaschen. Aber so schnell gab Cliquot nicht auf. Sie probierte ein wenig herum und hatte bald eine Methode herausgefunden, die erfolgreich war: Lagerte man die Flaschen kopfüber ("sur pointe") und rüttelte sie täglich ("remuage"), setzten sich die Sedimente am Korken ab. Nun konnte man sie leicht nach dem Öffnen entfernen und die Flaschen rasch wieder verkorken, ohne dass das Getränk sein Prickeln verlor.

der Hals einer Veuve Clicquot-Champagnerflasche mit Etikett, im Hintergrund ist ein Leuchtschild der Firma Veuve Clicquot zu erkennen © Pixabay.com
Veuve Clicquot-Champagner

Ihr Küchentisch mit selbst eingesägten Löchern soll der Anfang des Rüttelpults gewesen sein. „Die Welt ist in ständiger Bewegung. Wir müssen heute die Dinge für morgen erfinden. Handelt mit Kühnheit!“ Sie wurde Namensgeberin der bekannten Champagnermarke „Veuve Clicquot Ponsardin“ und Erfinderin der neuartigen Rüttelmethode zur Lagerung von Champagner. Barbe-Nicole Clicquot-Ponsardin setzte als Veuve Clicquot ihren ausgesprochenen Pragmatismus, ihr geschäftliches Gespür und ihre erhebliche Durchsetzungskraft für das Florieren und die Weiterentwicklung der Schaumweinherstellung ein. Nach den Napoleonischen Kriegen war sie die erste Weinhändlerin Frankreichs, die ab 1814 ihre Verkäufer nach Russland schickte, um neue Märkte zu erschließen. Damit hatte sie großen Erfolg, die russische Oberschicht riss ihr den Champagner aus den Händen und zahlte enorme Preise für den Veuve Cliquot. La „Grande Dame de Champagne“ hinterließ bei ihrem Tod im Jahr 1866 ein Unternehmen, das europaweit jährlich 750.000 Flaschen verkaufte und bis heute besteht.

Nancy Johnson (1794 bis 1890) - Eismaschine

Nancy Johnson war amerikanische Erfinderin, sie erhielt 1843 das erste Patent für eine Maschine zur Herstellung von Speiseeis und Sorbet. Die Maschine war nicht auf elektrischen Strom angewiesen, sondern mit einer Handkurbel betrieben und trug entscheidend zur Verbreitung von Eiscreme bei. Die Funktionsweise war recht einfach: Um die Eismasse herunter zu kühlen, kam eine Mischung aus Salz und Eis zum Einsatz. Der Rührarm, mit dem die Eismasse in Bewegung gehalten wurde, war mit einer Handkurbel versehen. Das kleine Gerät erinnerte optisch an ein Butterfass. Die Erfindung trug entscheidend zur Beliebtheit von Eiscreme bei.

Da es noch keine elektrisch betriebenen Kühlgeräte gab, waren die Portionen für den sofortigen Verzehr bestimmt. Eiscreme oder Sorbet hielten sich bis zu 30 Minuten in der Eismaschine. Eine vergleichbar konstruierte Art von Eismaschine wird noch immer auf Guadeloupe und Martinique genutzt, was ihr im englischen Sprachraum den Beinamen „West Indian Ice Cream Maker“ eingebracht hat.

Abgesehen von ihrer Erfindung ist nur wenig über Nancy Johnsons Leben bekannt. Sie heiratete Walter Rogers Johnsons, der als Professor für Chemie und Physik am Pennsylvania College Gettysburg lehrte. Das Ehepaar adoptierte zwei Kinder, von denen allerdings nichts bekannt ist. Gemeinsam mit ihrer Schwester meldete sie sich 1862 freiwillig, um befreite Sklaven zu unterrichten. Bis zu ihrem Tod im Jahr 1890 lebte sie in Washington D.C. Auf dem dortigen Oak Hill Cemetery befindet sich ihr Grab.

Nancy Johnson hat die Vollautomatisierung der Eisherstellung nicht mehr erlebt. Der Rührarm wurde 1906 elektrifiziert und kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde eine neue Technik eingeführt, welche das Eis während der Herstellung elektrisch runterkühlte. Da Mrs. Johnson ihre Erfindung nicht selbst vermarkten konnte, verkaufte sie das Patent für 200 Dollar an einen Küchenausstatter aus Philadelphia. Unter Anwendung zahlreicher Verbesserungen werden diese einfachen Eismaschinen in den USA heute noch gebaut.

Ada Lovelace (1815 bis 1852) - Erstes Computerprogramm der Welt

Gemälde einer Dame in historischer Kleidung © Science Museum London, Wikimedia Commons, CC0
Ada Lovelace, Porträt von Alfred Edward Chalon, um 1838

Ada Lovelace, britische Mathematikerin, die Tochter des Dichters Lord Byron, bekam eine wissenschaftliche Ausbildung. Sie liebte Maschinen, studierte neue Erfindungen und Diagramme. Mit 13 Jahren erfand sie zum Spaß eine dampfgetriebene Flugmaschine. Nach einer Europareise erkrankte Ada. In dieser Zeit führte sie ein Heft mit mathematischen Rätseln, Formeln, Denkspielen und naturwissenschaftlichen Betrachtungen.

Mit 19 Jahren heiratete Ada und bekam drei Kinder. Ihr Mann verfügte auch über eine mathematische Bildung, ihr zuliebe ließ er sich in die Royal Society aufnehmen, wo er für sie Artikel abschrieb. Sie erkrankte und starb mit 37 Jahren.

Historisches Dokument: ein Diagramm mit Spalten und Zahlen www.sophiararebooks.com/pictures/3544a © Wikimedia Commons, CC0
Diagramm, 1842, zur Berechnung der Bernoulli Zahlen

1835 hatte sie für eine niemals fertig gestellte mechanische Rechenmaschine von Charles Babbage ein komplexes Programm entwickelt – und war damit die erste Programmiererin, lange bevor der erste Computer erfunden wurde. Ihr Programm bildete den Grundstein für zukünftige Computerprogramme. Sie hatte die Beschreibung der Maschine übersetzt und ergänzt. 1843 veröffentliche sie es. Sie beschreibt eindeutig, wie das Gerät funktionieren würde und wie es mit einem von Lovelace entwickeltem Algorithmus die Bernoulli-Zahlen berechnen könnte.

Dieser Algorithmus gilt als erstes Computerprogramm der Welt. Trotz einiger Versuche, Lovelaces Werk aufgrund ihres Geschlechts oder der Zeitepoche in der sie lebte, zu diskreditieren, legte sie dennoch den Grundstein für unsere heutigen Apps, Webseiten und vieles mehr. Sie gilt als Pionierin der modernen Informatik. Die Programmiersprache Ada und die Münzen der Kryptowährung des Cardano Netzwerks wurden nach ihr benannt.

Josephine Cochrane (1839 bis 1913) - Geschirrspülmaschine

Eigentlich hatte Josephine Cochrane, Frau eines wohlhabenden Politikers aus Illinois, keinen Grund, sich Gedanken über das Geschirrspülen zu machen. Dafür gab es schließlich Personal. Doch nach einer ihrer zahlreichen Dinnerpartys ging beim Aufräumen wieder so viel Porzellan zu Bruch, dass sie wütend beschloss, den Abwasch selbst zu machen. Ihre Motivation hielt nicht lange an; zu mühsam war die Arbeit, außerdem griff die Seife ihre zarten Hände an. Cochrane dachte nach. Warum ließ man nicht einfach eine Maschine das lästige Spülen erledigen? Ihr Vater war Ingenieur und sie war technikaffin.

So setzte sie sich an den Schreibtisch und entwarf einen simplen Geschirrhalter aus Drahtbügeln für Teller, Tassen und Unterteller, die an einem Rad befestigt wurden. Das lag in einem großen Kupferkessel. Mit Hilfe einer Kurbel ließ sich das Drahtgestell drehen, wobei gleichzeitig eine Wasserpumpe und ein Seifenspender betrieben wurden. Später wurde die Kurbel von einem Motor angetrieben. Bei der Umsetzung half ihr der Eisenbahnmechaniker George Buttler, nachdem ihr Ehemann verstorben war. Obwohl die Maschine eher laut und unbequem in der Handhabung war, funktionierte sie.

Briefmarke mit dem Bildnis einer Frau © Post of Romania, Wikimedia Commons, CC0
Josephine Cochrane, Briefmarke 2013 von der rumänischen Post

Den „Cochrane Dishwasher“ ließ sie sich am 28. Dezember 1886 auf ihren Namen patentieren und gründete gleichzeitig ihre Firma, die “Cochran’s Crescent Washing Machine Company”. Auf der Weltausstellung in Chicago 1893 bekam Josephine Cochrane von der Fachwelt den Preis für „die beste mechanische Konstruktion, Haltbarkeit und Zweckentsprechung“. Bald wurde der Geschirrspüler serienmäßig hergestellt und fand vor allem bei Restaurantbesitzern begeisterte Abnehmer. Es war der erste praxistaugliche Geschirrspüler. Eigentlich war bereits 1850 ein Patent auf einen ähnlichen Apparat erteilt worden. Da aber Josephines Entwurf wesentlich funktionstüchtiger war, kann Cochrane als Erfinderin der Geschirrspülmaschine gelten.

Maria Beasley (1847 bis 1913) - Rettungsboot

Maria Beasley war eine US-amerikanische Erfinderin. Sie bekam ihr erstes Patent 1878 auf eine Maschine zur Produktion von Fassringen. Das erwies sich als gewinnbringend und brachte ihr ein kleines Vermögen ein. 1500 Fässer konnten so am Tag hergestellt werden. Sie erhielt zwischen 1878 und 1898 insgesamt 13 Patente in den USA und zwei in Großbritannien, unter anderem für Pfannen, Fußwärmer, Dampferzeuger an Zügen oder ein Gerät zur Vermeidung von Zugentgleisungen. Ihr bekanntestes Patent war ihre Erfindung eines Rettungsbootes. Sie wollte verunglückten Menschen auf hoher See helfen. Dadurch konnten bis heute unzählige Leben gerettet werden. Wären auf der Titanic mehr von ihren Rettungsbooten gewesen, hätten beim Sinken 1912 viel mehr Menschen gerettet werden können.

Später verbesserte sie ihre Erfindung, das Boot sollte kompakt, feuerfest, luftdicht und einfach zu nutzen sein. Es hatte eine Sicherheitsreling, die das gesamte Boot umschloss. Das Boot ließ sich falten, um es platzsparend zu verstauen. Dafür reichte sie 1882 ein Patent ein.

Agnes Pockels (1862 bis 1935) - Oberflächenchemie von Flüssigkeiten

Gemälde einer Dame in historischer Kleidung © TU BS, Wikimedia Commons, CC0
Agnes Pockels, Porträt circa 1892, gemalt von ihrer Tante Caroline

Der Vater von Agnes Pockels diente in der Österreichischen Armee und war in Italien stationiert. Agnes kam in Venedig, der drei Jahre jüngere Bruder Friedrich in Vicenza zur Welt. 1871 ließ sich die Familie in Braunschweig nieder. Die Eltern waren kränkelnd, so musste Agnes nach dem Abschluss der Höheren Töchterschule (heute Gymnasium Kleine Burg) 1877 die Pflege und Haushaltsführung übernehmen. Sie hätte gerne Physik studiert, doch erst 1908 wurden Frauen in Deutschland zu einem Studium zugelassen. Ihr Bruder studierte Physik und war später Professor in Dresden. Durch ihn hatte sie Zugang zu Fachliteratur und bildete sich autodidaktisch fort.

Beim täglichen Abwasch beobachtete Agnes, dass sich die Wasseroberfläche durch das Eintauchen von Gegenständen veränderte. Ihr Forschungsdrang war geweckt. Sorgfältig und systematisch untersuchte sie neben der Hausarbeit die Grundlagen der Ober- und Grenzflächenspannung von Wasser. Aus ihrem Tagebuch: „1880 oder 81: Habe das anomale Verhalten der Wasseroberfläche entdeckt. 1882: Habe Schieberinne (Trog) erfunden. 1883: Habe große Schieberinne anfertigen lassen.“ Diese wird heute noch zur Untersuchung von Oberflächen von Flüssigkeiten benutzt.

1890 stieß sie auf einen Artikel über die Arbeiten von Lord Rayleigh, einem späteren Nobelpreisträger, über die Filmbildung von Olivenöl auf Wasser. Er kam zu den gleichen Ergebnissen wie sie. Sie fasste Mut und verfasste am 10. Januar 1891 einen Brief an den Lord. Auf mehreren Seiten beschrieb sie ihre Versuchsanordnungen, ihre Beobachtungen, Messergebnisse und Schlussfolgerungen ihrer mehrjährigen Arbeit zwischen Krankenpflege und Abwasch. Der Lord sorgte umgehend dafür, dass sie Wahrnehmung und Anerkennung bekam. Agnes war 29, als sie diesen Durchbruch erzielte.

Da sie bedeutende Forschungsergebnisse vorweisen konnte, wurde ihr 1893 die Nutzung des Physikalischen Instituts in Göttingen angeboten. Doch die Eltern erlaubten es ihr nicht. Agnes Pockels veröffentlichte eine Reihe von wissenschaftlichen Publikationen, und sie wurde zu Vorträgen eingeladen. Nun konnte sie – neben der Hausarbeit - an der TU Braunschweig forschen.

Am Vorabend ihres 70. Geburtstages erhielt sie als erste Frau die Ehrendoktorwürde Dr. Ing. h.c. der TU Braunschweig für ihre bahnbrechenden Forschungen zur Oberflächenchemie – eine außergewöhnliche Ehrung für eine Autodidaktin.

Die TU Braunschweig verleiht seit 1992 die Agnes-Pockels-Medaille, am dortigen Institut für Chemie gibt es für Schüler das Agnes-Pockels-Labor.

Alice H. Parker (circa 1865 bis 1920) - Zentral­heizungs­system für Wohnhäuser mit Erdgas

Die Erfinderin ist ein trauriges Beispiel dafür, wie wenig Beachtung und Wertschätzung weiblichen Erfinderinnen viel zu lange zu Teil wurde. Über ihr Leben ist kaum etwas bekannt. Sogar über ihr Geburtsjahr gibt es unterschiedliche Angaben. Auch ihr Mädchenname ist unbekannt. Es gibt auch kein eindeutiges Foto von ihr.

technische Zeichnung einer Zentralheizung von 1919 Lantina © US National Archives, Wikipedia 28.06.2023, CC0 1.0
Skizze 1 aus dem US-Patent Nr. 1325904 von Alice H. Parker zur Funktionsweise der von ihr erfundenen Art eine gasbetriebenen Zentralheizung

Parker, die wahrscheinlich eine der wenigen US-Afroamerikanerinnen war, die Anfang des 20. Jahrhunderts überhaupt studieren durften, entwickelte eine regulierbare Zentralheizung mit Erdgas statt Kohle oder Feuerholz - diese Zentralheizungen gab es schon. Es war beschwerlich und immer wieder kam es zu Wohnungsbränden. Die Kaminheizung war zudem ineffizient in den kalten Winternächten. Erdgas wurde vor allem in der Industrie genutzt. Alice Parker hat diese Technologie auf den Wohnbereich übertragen. Über Lüftungskanäle wurde die warme Luft (erhitzt über einen Wärmeaustauscher) im Haus verteilt und die Wärme konnte so in jedem Raum individuell reguliert werden. Eine revolutionäre Idee. 1919 ließ sie ihre Erfindung patentieren, als eine der ersten afroamerikanischen Frauen. Es wurde in Morristown, New Jersey angemeldet. Heute gilt das Patent als eine der theoretischen Grundlagen der Heizkörperthermostate.

Alice Parker war ihrer Zeit weit voraus. Ihre Erfindung machte es später möglich, Millionen von Häusern und öffentlichen Gebäuden zentral zu heizen. Nach dem Zweiten Weltkrieg breiteten sich Gasheizungen in den Häusern und Wohnungen der westlichen Industrienationen aus. Damit revolutionierte sie diesen Bereich.

Elizabeth Magie Philipps (1866 bis 1948) - Monopoly

altes Dokument mit einer Zeichnung für das Patent von Monopoly © US National Archives, Wikimedia Commons, CC0
Patent (1904) von Elizabeth Magie Philipps

1904 ließ die US-amerikanische Quäkerin und Feministin Elizabeth Magie das Brettspiel „The Landlord’s Game“ (Das „Vermieter Spiel“, gedacht als Kritik am unregulierten Kapitalismus) patentieren. Sie schuf zwei Versionen ihres Spiels: In einer wurde der erwirtschaftete Reichtum zwischen den Spielern umverteilt, im anderen spielte jeder für sich – die zweite Version begeisterte und setzte sich bei den Spielern durch. Als sie ihr Patent für das Spiel anmeldete, warnte der Sachbearbeiter davor, die Erfindung einer Frau zuzuschreiben. Das Spiel würde dann nicht ernst genommen.

Ironischerweise wurde ihr die Idee von Charles Darrow gestohlen, einem Freund, der das Spiel bei ihr kennengelernt hatte. Er stahl die Idee und verkaufte das Spiel 1935 für 7.000 Dollar an die Firma Parker Brothers, die es Monopoly nannten. Die Firma schaffte es zwar, Elizabeth Magie ausfindig zu machen, sie bekam aber nur mickrige 500 Dollar als Entschädigung. Von den Milliardeneinnahmen aus einem der erfolgreichsten Brettspiele erhielt sie nichts.

Mary Anderson (1866 bis 1953) - Scheibenwischer

Die Idee kam der Amerikanerin, als sie im Winter 1903 mit der Straßenbahn durch New York fuhr. Immer wieder musste der Fahrer aussteigen, um die Scheibe von Schnee oder Regentropfen zu befreien - ein Problem, das Anderson lösen wollte. Sie konstruierte einen Gummiwischer, den man an der Windschutzscheibe befestigen konnte. Eine Spindel verband den Wischer mit einem Hebel im Fahrzeuginnern, der in der Nähe des Lenkrades angebracht war. Drehte der Fahrer den Griff, bewegte sich auf der Windschutzscheibe ein gefederter Schwingarm mit einem Gummiblatt über die Scheibe und säuberte sie von Schnee und Regen. Zwar hatten sich schon vor Anderson Erfinder an mechanischen Scheibenwischern versucht, doch die Konstruktion der Frau aus Alabama war die erste, die wirklich funktionierte.

In dem Patentbrief beschreibt sie, dass „die Wischarme innerhalb der Wischzone einen gleichmäßigen Druck auf die Glasscheibe ausüben und dass die einzelnen Teile der Vorrichtung unabhängig voneinander arbeiten, damit der Defekt eines Bauteils nicht den Ausfall des ganzen Apparates zur Folge hat und dieses auch leichter auszutauschen ist“. Für ihre "Fensterreinigungsvorrichtung für Elektroautos und andere Fahrzeuge zum Entfernen von Schnee, Eis oder Schneeregen vom Fenster" erhielt Anderson am 10. November 1903 ein US-Patent. Anderson war jedoch nicht in der Lage, jemanden dazu zu bringen, die Idee zu vermarkten. Alle Unternehmen an die sie sich wandte - einschließlich einer Produktionsfirma in Kanada - lehnten ihren Scheibenwischer aus einem vermeintlichen Mangel an Nachfrage ab. Entmutigt hörte Anderson auf, das Produkt voranzutreiben, und nach Ablauf der Vertragslaufzeit von 17 Jahren lief ihr Patent 1920 aus. Zu diesem Zeitpunkt war die Verbreitung von Automobilen (und damit die Nachfrage nach Scheibenwischern) in die Höhe geschossen. 1922 begann Cadillac, den Scheibenwischer als Standardausrüstung in seine Autos einzubauen.

Marie Curie (1867 bis 1934) – Pionierin der Radio­aktivi­täts­for­schung

Marya Sklodowska wurde 1867 in Warschau geboren. Ihre Tochter Ève erzählte in der Biografie über ihre ungewöhnliche Mutter: „Sie ist eine Frau, sie gehört einer unterdrückten Nation an, sie ist arm, sie ist schön. Eine innere Berufung lässt sie ihre Heimat Polen verlassen, um in Paris zu studieren, wo sie Jahre der Einsamkeit, der Schwierigkeiten durchlebt. Sie begegnet einem Mann – Pierre Curie -, der ein Genie ist wie sie selbst. Sie heirateten 1895. Ihr Glück ist einzigartig.“ Das Paar bekam zwei Töchter. Pierre kam 1906 bei einem Verkehrsunfall ums Leben.

Marie Curie studierte Mathematik und Physik an der Sorbonne. Als Marie Curie gerade einmal 44 Jahre alt war, hatte sie bereits eine Theorie zur Radioaktivität aufgestellt (ein Begriff, den sie übrigens selbst prägte), Techniken zur Isolation von radioaktiven Isotopen herausgearbeitet, 1898 zwei Elemente – Plutonium und Radium – entdeckt und zwei Nobelpreise für ihren Beitrag zur Wissenschaft bekommen. 1903 für Physik (1903 erhielten Marie und Pierre Curie sowie Becquerel gemeinsam den Nobelpreis für Physik für ihre Arbeiten über die Strahlungsphänomene). 1911 wurde sie alleine für die Entdeckung der radioaktiven Elemente Polonium und Radium mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet. Sie war damit die erste Person, der zwei Nobelpreise verliehen wurde. Bis heute gibt es nur zwei Personen, die in zwei verschiedenen Naturwissenschaften den Nobelpreis bekommen haben.

Schwarzweißfoto von einem Mann und einer Frau in einem Labor Quelle: hp.ujf.cas.cz © Wikimedia Commons, CC0
Pierre und Marie Curie im Labor 1904

Sie wurde die erste Frau als Professorin für Physik an die Sorbonne berufen. Ab 1914 leitete sie das Radium-Institut in Paris, wo sie sich besonders für die Förderung von Frauen und ausländischen Wissenschaftlern einsetzte. Sie starb 1934 schwer strahlenkrank an Leukämie. Tochter Irène und deren Mann bekamen 1935 den Nobelpreis für Chemie für die Entdeckung der künstlichen Radioaktivität. Sie wurde als eine der ersten Frauen ins französische Kabinett berufen. 1956 starb sie auch an Leukämie.

Käthe Paulus (1868 bis 1935) - Paketfallschirm

Schwarzweißfoto einer Montakge, wie eine Frau in historischer Kleidung aus einem Heißluftballon steigt © BZ Berlin, Wikimedia Commons, CC0
Käthe Paulus, Photomontage 1890 im Ballon

Die Deutsche war Schneiderin und erfand um 1900 eine praktische Variante, die noch heute verwendet wird: den Paketfallschirm. Von nun an ließ sich der Seidenschirm einfach zusammenfalten und samt der Fangleinen in einen Verpackungssack verstauen und bequem auf dem Rücken tragen. Durch ein Sollbruchband wurde beim Absprung der Sack aufgerissen und der Schirm freigegeben.

Zu einer Zeit, als Damen noch nicht einmal ihre Knöchel zeigen durften, stieg 1893 die Luftakrobatin Käthe Paulus im knappen Dress als erste Frau mit einem Ballon auf 1.200 Metern Höhe, stürzte sich mit einer Fallgeschwindigkeit von 200 Stundenkilometern hinaus und landete mit einem Fallschirm wohlbehalten auf der Erde. Sie war die erste deutsche Berufsluftschifferin, Luftakrobatin und Erfinderin des zusammenlegbaren Fallschirms. 1921 erhielt sie für ihr entwickeltes Fallschirmpaket ein Schweizer Patent.

Sie vermarktete sich unter dem Namen Miss Polly und tourte mit ihrer Ein-Frau-Show durch Europa. 516 Mal stieg sie mit einem Ballon auf. Sie stellte ihre Ballone und Fallschirme alle selber her, 1912 hatte sie in Berlin-Reinickendorf eine Werkstatt eingerichtet. Im ersten Weltkrieg stellte sie 7000 Fallschirme her, das heißt, sie schnitt sie zu und ließ sie nähen. Der von ihr entwickelte „Paulus-Schirm“ rettete im ersten Weltkrieg vielen Artillerie-Beobachtern das Leben, unter anderem den Besatzungen von zehn Beobachtungsballons, die im April 1917 vor Verdun abgeschossen wurden. Dafür wurde ihr das Verdienstkreuz für Kriegshilfe verliehen.

Nach dem Krieg kam die Luftfahrt erst einmal zum Erliegen. Noch heute ist jedem Fallschirmspringer der „Paulushaken“ am Fallschirm ein Begriff. Ihr erarbeitetes Vermögen verschlang die Inflation. Sie lebte bescheiden bis zum Tod in Berlin. Ihr Grab ist heute ein Ehrengrab des Landes Berlin.

Helena Rubinstein (1872 bis 1965) - Kosmetikentwicklung

1872 als Chaja Rubinstein mit sieben jüngeren Schwestern im jüdischen Stadtteil Kazimierz in Krakau geboren, brach sie mit 15 vorzeitig die Schule ab, um der Mutter im Haushalt zu helfen. Sie wäre gerne Ärztin geworden. Mehrere Heiratsangebote schlug sie aus und ging für zwei Jahre nach Wien. 1896 wanderte sie nach Australien aus, legte den jüdischen Vornamen ab, machte sich ein paar Jahre jünger und nannte sich nun Helena. Von ihrer Mutter hatte sie selbst hergestellte Cremes zur kosmetischen Pflege mitbekommen. Bei den Schafzüchtern entdeckte sie das Haut pflegende Wollwachs Lanolin und mischte es in ihre selbst hergestellte Creme „Valaze“ ("Geschenk des Himmels"). Aus Polen importierte sie Cremes aus Kräutern, Mandelöl und Rinderfett.

1902 eröffnete sie in Melbourne den ersten Schönheitssalon Australiens. In Paris beriet sie sich mit Chemikern, Ernährungswissenschaftlern und Gesichtschirurgen. Sie heiratete und bekam zwei Söhne. In London eröffnete sie zwei und danach in Paris einen vierten Schönheitssalon. Die Familie lebte nun in Paris. In ihrem Labor experimentierte sie und entwickelte neue Produkte. 1914 verließ die Familie Europa Richtung USA. Helena entwickelte ihre erste eigene Kosmetiklinie versehen mit ihrem Namen. 1939 wurde ihre wasserfeste Wimperntusche auf der Weltausstellung in New York vorgestellt.

Sie wurde eine sehr reiche und sehr erfolgreiche Geschäftsfrau und widmete sich auch ihrer Kunstleidenschaft. Nach der Scheidung heiratete sie einen fast 30 Jahre jüngeren georgischen Prinzen. 1953 eröffnete sie in der Nähe von New York eine der größten Fabriken, die jemals von einer Frau erbaut wurde. In vielen Teilen der Welt besaß sie weitere Fabriken. Bekannte Designer und Künstler entwarfen die aufwendigen Verpackungen für ihre Kosmetikprodukte. Schriftsteller texteten Werbeanzeigen. Ihre Schönheitssalons wurden von Innenarchitekten ausstaffiert.

Als Helena Rubinstein mit 92 Jahren starb, hatte das Unternehmen 100 Niederlassungen in 14 Ländern und circa 30.000 Beschäftigte. Sie hinterließ neben dem Kosmetikimperium Häuser, Schmuck und Gemälde. Seit 1988 gehört die Luxusmarke zum L’Oréal Konzern.

Melitta Bentz (1873 bis 1950) - Kaffeefilter

schwarzweiß-Fotografie einer Dame in altmodischer Kleidung © melitta-info, Wikipedia 23.07.2023, CC0
Melitta Bentz, Porträt 19./20. Jahrhundert

Melitta Bentz in Dresden, störte sich schon seit geraumer Zeit an dem bitteren Satz, der beim Kaffeekochen in den Tassen zurückblieb. Bis jetzt wurde Kaffeepulver direkt in die Kanne gefüllt und wurde als braune Brühe mit Krümeln serviert.

Die Schulhefte ihrer Söhne brachten sie schließlich auf eine Idee: Sie nahm eine Seite Löschpapier und faltete es so, dass es genau in einen Messingtopf passte. In diesen wiederum bohrte sie Löcher und stellte ihn auf eine Kaffeekanne. Nun füllte sie Kaffeepulver in die Löschpapiertüte, goss heißes Wasser dazu - und in die Kanne tropfte wunderbarer Kaffee ohne Satz! Ihr Mann Hugo war begeistert von dem Genuss – und witterte zudem ein gutes Geschäft. Gemeinsam mit seiner Frau gründete er 1908 ein Unternehmen, das bald international bekannt werden sollte und bis heute den Vornamen der Erfinderin trägt. Das kaiserliche Patentamt erteilte am 20. Juni 1908 Gebrauchsmusterschutz für ihren "Kaffeefilter mit nach unten gewölbtem, mit einem Abflussloch versehenen Boden und lose einliegendem Siebe", ein Rundfilter mit vorgefertigtem Filterpapier. Am 15. Dezember 1908 wurde das Unternehmen „M. Bentz, Marschallstraße 31“ mit einem Eigenkapital von 73 Pfennigen in das Dresdner Handelsregister eingetragen. Den Begriff "Filtertüte" und „Melitta“ ließ sich das Unternehmen als Warenzeichen registrieren. Es wurde ein sehr erfolgreiches Unternehmen.

In einem Kaffeefilter ist Kaffeemehl eingefüllt © Pixabay.com
Kaffeefilter

1925 führte Melitta zum Schutz vor Nachahmern die heute noch übliche rot-grüne Farbe für die Filterpackungen ein und schützte sie markenrechtlich. 1929 übersiedelte das Unternehmen nach Minden in Westfalen.

Vor allem während der 1930er Jahre veränderte sich das ursprüngliche Design des Melitta-Kaffeefilters drastisch. Aus dem flachen Metallbodenelement in einem kegelförmigen Messingtopf wurde ein Porzellantopf, in den statt eines runden ein trichterförmiges Filterblatt gesteckt wurde. Es war die Geburt des heute noch bekannten und so unverwechselbar dreieckigen Melitta-Filters und auch des berühmten Melitta-Schriftzuges (1936). Heute produziert die Firma in Minden circa 50 Millionen Kaffeefiltertüten täglich und wird in der vierten Generation der Familie geführt.

Maria Telkes (1900 bis 1995) - Erstes vollständig durch Solarenergie beheiztes Haus

Die Ungarin interessierte sich bereits während ihrer Schulzeit für Solarenergie und begann nach der Schule physikalische Chemie an der Universität Budapest zu studieren. 1924 beendete sie ihr Studium mit dem Doktorgrad und ging ein Jahr später in die USA. Während des Zweiten Weltkrieges erfand die Naturwissenschaftlerin Maria Telkes für die Navy eine solarbetriebene Entsalzungsanlage, die vielen Marine-Soldaten das Leben rettete. 1947 baute sie gemeinsam mit der Architektin Eleanor Raymond das erste Privathaus, das das ganze Jahr komplett durch Solarenergie geheizt werden konnte. Sie verwirklichte dabei auch erstmalig ein passives Solarenergiekonzept. Sie erfand die erste Solarheizung und den ersten Solarofen. Damit legte sie den Grundstein für die heutige Technik.

1952 beauftragte die Ford-Stiftung Telkes damit, einen Solarkocher zu entwickeln, der in Entwicklungsländern zum Einsatz kommen sollte. Unterstützt wurde sie bei diesem Forschungsprojekt von ihrer wissenschaftlichen Mitarbeiterin Stella Andrassy. 1955 stellte Telkes eine überarbeitete Variante des Solarofens beim Solarenergieforum der American Solar Energy Society vor. Die grundlegende Bauweise des Ofens wird bis heute eingesetzt.

Grace Hopper (1906 bis 1992) - Computer Programmiersprachen

Die US-amerikanische Informatikerin war von Jugend an technikbegeistert und studierte Mathematik und Physik am ältesten Women College der USA. Mit Auszeichnung schloss sie ihr Studium in Yale ab. Zwei Jahre vor Ende des zweiten Weltkrieges trat Grace Hopper in die US Navy ein. Sie arbeitete 1944 an der Entwicklung der ersten Computer mit, dem Harvard Computer Mark I, eine fünf Tonnen schwere, Raum-große Maschine.

1947 entdeckte sie das erste Computervirus. Ende der 1940er Jahre kam sie auf die Idee, die Programmierung mit einer verständlichen Sprache durchzuführen statt immer nur Einsen und Nullen zu verwenden. Für den Univac I entwickelte sie die erste Computersprache. Hopper entwarf 1952 den Compiler, der schriftliche Sprache in eine computergerechte Maschinensprache übersetzt. So wurden die Computer benutzerfreundlicher.

Sie wurde die erste Frau, die den Rang eines Konteradmirals in der US-Navy bekleidete.

Schwarzweißfoto von einer Frau und drei Männern an einem historischen Computer um 1960 © Flickr, Wikimedia Commons, CC BY
Grace Hopper an der Tastatur des UNIVAC, um 1960

Endgültig berühmt wurde sie mit der Programmiersprache COBOL („Common Business Oriented Language“), die stark an die natürliche Sprache angelehnt ist und der Programmierung betriebswirtschaftlicher Anwendungen diente. „Amazing Grace“, wie sie von ihren Kameraden genannt wurde, legte damit den Grundstein für moderne Programmiersprachen.

Zuletzt diente sie als Flottillen-Admiral in der amerikanischen Marinereserve. Erst mit 80 Jahren wurde sie von der Navy entlassen. 1992 starb „Grandma Cobol“ und wurde mit militärischen Ehren in Arlington beigesetzt.

Dorothy Hodgkin (1910 bis 1994) - Struktur von unter anderem Vitamin B12, Insulin und Penicillin

Schwarzweißfoto einer Frau in einer Art Talar mit Bestickung und Barrett Quelle: www.flickr.com/photos/bristoluniversity/ 45949493842/ © University of Bristol, Wikipedia 17.06.2024, CC BY SA
Dorothy Hodgkin (Ausschnitt) als Kanzlerin der Universität Bristol, Foto von Jessica Augarde, Photography.

Schon als junges Mädchen faszinierte die Britin Dorothy die Chemie mehr als die üblichen Mädcheninteressen, speziell Kristalle und ihre regelmäßige Struktur. Zusammen mit einer Mitschülerin wurde ihr erlaubt am Chemieunterricht teilzunehmen. Zuhause auf dem Dachboden richtete sie sich ein Labor ein. Als eine der wenigen Frauen studierte sie 1928 bis 1932 in Oxford Chemie, Kristallographie und Archäologie. Sie promovierte 1937.

Da hatte sie schon angefangen, die chemische Analyse des Insulin aufzudecken. Es sollte 35 Jahre dauern, bis sie 1969 endlich herausgefunden hatte, wie das Insulin aufgebaut ist. Als erste Britin und dritte Frau hatte sie den Nobelpreis für Chemie schon bekommen. Er wurde ihr 1964 verliehen für ihre Röntgenkristallfotografien und damit ihrer Analyse der Struktur von Vitamin B12, das hatte nur sieben Jahre gedauert. Die Daily Mail titelte: „Großmutter gewinnt Nobelpreis“.

Dorothy hatte 1937 geheiratet und bekam drei Kinder. Nach der Geburt des ersten Kindes bekam sie schweren Gelenkrheumatismus, der sie aber nicht vom Forschen der biochemischen Kristallstruktur von beispielsweise Pepsin und Cholesterin abhielt. Zum Thema „Vereinbarkeit von Beruf und Familie" meinte sie: „Ich denke, eine Frau sollte, wenn sie Naturwissenschaften ernst nehmen will, sich nach Möglichkeit mehr um ihre Kinder als um ihren Haushalt kümmern und den einer Hilfe überlassen, damit sie Zeit findet für ihre Kinder ebenso wie für ihre wissenschaftliche Karriere. Mir ist das zum Glück gelungen.“ Aufgrund ihrer gesellschaftlichen Stellung konnte sie zeitweise drei Hausangestellte beschäftigen: ein Kindermädchen, einen Koch und eine Reinigungsfrau.

Von 1970 bis 1988 war sie Kanzlerin an der Universität Bristol. Hodgkin hat auf ihrem Forschungsgebiet alle Ehrungen eingeheimst, die ein Mensch überhaupt bekommen kann. Was aber alle, die sie kennenlernten, an ihr am meisten rühmten, waren ihre Freundlichkeit und Bescheidenheit – kurz: ihre menschlichen Qualitäten. Einer ihrer Mitarbeiter, der Inder Vijayan, drückt es in seinem Nachruf auf die verehrte Lehrerin und Kollegin so aus: “Einstein sagte über Gandhi: 'Noch viele Generationen werden es vielleicht kaum glauben können, dass so ein Mensch in Fleisch und Blut auf Erden wandelte.' Das gilt in hohem Maße auch für Dorothy Hodgkin.” Heute ist sie eine Ikone für wissenschaftlich arbeitende Frauen in England. Nach ihren Hobbys befragt, nannte sie Archäologie und Kinder.

Ihre berühmteste Schülerin zog es vor, in die Politik zu gehen: das war Margaret Thatcher, sie gehörte 1946/47 zu den Studentinnen, die bei ihr die Abschlussarbeit in Chemie anfertigte.

Hedy Lamarr (1914 bis 2000) - Frequenzsprungverfahren

Eigentlich war Hedy Lamarr eine der bekanntesten Schauspielerinnen in Hollywood. Sie war die Tochter österreichischer Juden und kam als Hedwig Kiesler in Wien zur Welt. Sie hatte weitaus mehr zu bieten als nur ein hübsches Gesicht. Während des Zweiten Weltkriegs entwickelte Lamarr zusammen mit dem Avantgardemusiker George Antheil eine Funkfernsteuerung. Sie hatte ihn im Sommer 1940 auf einer Dinnerparty in Hollywood kennengelernt. Auf einem Teppich liegend, mit einer silbernen Streichholzschachtel und deren Inhalt als Modellbaukasten, entwickelten die beiden, auf der Grundlage von Hedy Lamarrs technischen Vorschlägen, ein Gerät zur abhör- und störungssicheren Funkfernsteuerung von Torpedos. Die geniale Idee war, das Funksignal mit dem das Torpedo gelenkt wird, sollte nicht auf einer einzelnen Frequenz übermittelt werden, sondern auf einer willkürlich gewählten Folge unterschiedlicher Frequenzen. Damit würde es einem Gegner, der diese Folge nicht kennt, nahezu unmöglich, das Leitsignal zu belauschen oder zu stören. Es kam nur darauf an, die Sequenz bei Sender und Empfänger zu synchronisieren. Antheils musikmechanische Bildung kam nun zum Einsatz. Er erkannte, dass sich das Prinzip des automatischen Klaviers, das mit Lochstreifen gesteuert wird, für die Synchronisation nutzen lässt. Es entstand der Entwurf für ein Torpedolenksystem auf 88 Frequenzen – entsprechend der Anzahl der Klaviertasten.

Das System wurde 1942 für die Verwendung bei Torpedos patentiert, jedoch vom Militär nicht verwendet. Eine schöne Frau, und ein Lochstreifen für Musik. Das war zu viel für die Marine. Das Patent wurde in einen Tresor gelegt. Schon in den 50er Jahren wurde die Technik angewendet. Und 1962 während der Kuba-Krise kam es zu einem ersten großen Einsatz der Technik. So hatten die Alliierten die Möglichkeit, Torpedos über eine Funkfernsteuerung zu lenken. Ende der siebziger Jahre erschien zum ersten Mal eine öffentlich zugänglich wissenschaftliche Publikation, die den aktuellen Stand der Forschung dokumentierte. Anfang der achtziger Jahre begann man mit der zivilen kommerziellen Nutzung. Ihre Erfindung des Frequenzsprungverfahrens legte den Grundstein für die heutige Drahtlostechnologie. Die Erfindung dient heute als Grundlage sämtlicher Mobilfunk Technologien von Bluetooth über WLANbis GPS. Sie hat den abhörsicheren Mobilfunk, drahtlose Netzwerkverbindungen und mobiles Internet erst möglich gemacht.

1990 setzte die Wiederentdeckung dieser faszinierenden Frau mit einem Artikel im US-Wirtschaftsmagazin „Forbes“ ein. 1997 verlieh die Electronic Frontier Foundation Hedy Lamarr den EFF Pioneer Award in Würdigung ihrer und Antheils Erfindung. „It’s about time“, meinte sie. Es folgten weitere Preise. 2016 fand der Sohn des Forbes Journalisten zufällig die Kassetten mit dem Interview über das Leben Hedys. 2017 wurde ihr Leben in einem Film dokumentiert: „Geniale Göttin – die Geschichte der Hedy Lamarr“. Dave Hughes, einem glühenden Verehrer Lamarrs und seiner unermüdlichen Lobbyarbeit ist es zu verdanken, dass alle Hersteller von Funktechnologien Lamarrs Entwicklung letztendlich doch würdigten: Der Tag der Erfinder wird ihr zu Ehren an ihrem Geburtstag am 9. November gefeiert. Geld für ihr Patent bekam Hedy nie. In den USA muss es sechs Jahre nach Erteilung beantragt werden. Aber das Patent lag im Tresor der Marine.

Hedy Lamarr bekam nach ihrem Tod im Jahr 2000 ein Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof in Wien.

Marga Faulstich (1915 bis 1998) - Leichtgewichtige Brillengläser

Schwarzweißbild einer Frau, die gegen das Licht ein rundes Glas anschaut. Im Hintergrund erkennt man ein Diagramm Foto: SCHOTT
Marga Faulstich

Ein gutes Gespür bewiesen die Chefs der Jenaer Schott-Glaswerke, als sie 1935 einen ihrer raren Ausbildungsplätze im physikalisch-chemischen Labor an Marga Faulstich vergaben. Denn die 20-Jährige aus Weimar hatte großes Talent. Sie arbeitete mit bei der Entwicklung der „dünnen Schichten“ bei optischen Gläsern. Die heutigen Technologien der Beschichtung für entspiegelte Brillengläser, Schaufensterscheiben oder Sonnenschutzgläser an Fassaden gehen auf die damaligen Grundlagenforschungen zurück. In nur wenigen Jahren stieg sie von einer Hilfskraft zur Assistentin und dann zur Wissenschaftlerin auf. Ab 1942 studierte sie berufsbegleitend Chemie. Ihr Verlobter war im Zweiten Weltkrieg gefallen, nun konzentrierte sich Marga Faulstich ganz auf den Beruf.

Nach dem Krieg hatten die Alliierten vereinbart, dass Thüringen und damit Jena zur sowjetischen Besatzungszone gehören solle. Doch die Amerikaner wollten das bedeutende technische und wissenschaftliche Knowhow des Glaswerkes für den Westen sichern. So nahmen sie beim Rückzug 41 ausgewählte Spezialisten und Führungskräfte mit in den Westen Deutschlands, so auch Marga Faulstich. Später erinnerte sie sich: "Wir konnten nur das Nötigste von unserer beweglichen Habe in ein paar Kisten packen. Das war alles. Den Rest samt den Möbeln hinterließen wir Flüchtlingen aus Ostpreußen, die in unsere Wohnung einquartiert worden waren. Eines Morgens stand dann ein Lkw der US-Armee vor der Tür. Verwandte, Freunde und Nachbarn verabschiedeten sich unter Tränen, und wir fuhren los. Niemand wusste, was die Zukunft bringen würde." Diese Ereignisse sind als "Zug der 41 Glasmacher" in die Schott-Geschichte eingegangen. Das Jenaer Werk wurde enteignet, in Mainz ein neues Schott Werk gebaut und 1952 eröffnet. Marga Faulstich leitete die Forschungsabteilung für optische Gläser. Damit war sie bei Schott-Glas die erste Frau in einer Führungsposition.

Insgesamt hat sie über 300 Typen optischer Gläser unter anderem für Fernrohre und Mikroskope mitentwickelt. Ihre wichtigste Erfindung machte sie 1973, sechs Jahre vor ihrer Pensionierung: Sie fertigte das leichtgewichtige Brillenglas "SF 64" an, welche besonders für Menschen mit hohen Dioptrien-Zahlen ein Segen ist. Denn durch das neue Material wurden die Sehhilfen wesentlich leichter und filigraner. Jetzt bekam sie internationale Anerkennung und es wurde in den USA als eine der hundert wichtigsten technischen Innovationen des Jahres ausgezeichnet. Die Zeit der so genannten "Bullaugen-Brillen" war vorbei.

Im Jahr 1975 kommentierte Faulstich den Beginn ihrer Tätigkeit: „Es hörte sich so glatt und einfach an und doch war es ein auf und ab, ein Kampf um Probleme und Menschen.“ Doch sie habe „Glück gehabt mit vielen Kollegen, die […] meine Stimme in der Männergesellschaft hörten.“ Ein Artikel in der Mitarbeiterzeitung brachte es 1995 auf den Punkt: „Dies war keine Quotenfrau, sondern eine wirklich ganz Große. Ihre Geistesblitze brachten Schott Millionen DM an Umsatz.“ (Aus „Frauen in Rheinhessen 1816 bis heute“, ISBN 978-3-945751-05-3)

Nach 44 Jahren bei der Firma Schott ging Marga Faulstich 1979 in den Ruhestand. Sie reiste viel, spielte begeistert Tennis und hielt Vorträge auf Glas Kongressen. Mit 82 Jahren ist sie 1998 in Mainz gestorben.

Marion Donovan (1917 bis 1998) - Einwegwindel

Die Architektin aus den USA, sie hatte vor ihrer Heirat Englische Literatur studiert und für die Modezeitschrift Vogue gearbeitet, stellte Ende der 1940er-Jahre die erste Wegwerfwindel her. 1946 kam sie durch ihre Kinder auf die Idee, etwas gegen die auslaufenden Windeln unternehmen zu müssen. Ihr Vater hatte zahlreiche Erfindungen getätigt. So fing sie an zu experimentieren, um die Arbeit der Frauen mit dem Wickeln zu revolutionieren. Sie nähte auf ihrer Nähmaschine erste dichte Windelhosen aus ihrem wasserdichten Duschvorhang, die über der Stoffwindel getragen wurden. Anders als bei Gummihosen, die es damals als Windelhosen bereits gab, bekamen die Babys keinen Windelausschlag mehr. Sie nannte diese Überhosen Boaters, da sie wie ein Boot aussahen und die Babys "stay afloat", "über Wasser" hielten. Die letzte Version des Boater entstand aus Fallschirm-Nylongewebe und hatte zusätzlich anstelle von Sicherheitsnadeln die häufig aufgingen und piksten, Druckknöpfe aus Kunststoff und Metall auf der Seite.

Den Boater verkaufte sie erstmals 1949 in New York, die Mütter rissen es ihr aus den Händen. 1951 bekam sie vier Patente für den Boater und verkaufte die Rechte für eine Millionen US-Dollar. Nun arbeitete sie an einer Wegwerfwindel. Am schwierigsten war es eine Papiersorte zu finden, die schnell genug Flüssigkeit aufsaugen konnte, um Feuchtigkeit von der Babyhaut fernzuhalten um den Windelausschlag zu verhindern.

Donovan bot ihre Erfindung mehreren Papierfabriken in den USA an und wurde stets nur mitleidig belächelt, es wäre unpraktikabel und sowieso unnötig. 1961 hat Victor Mills (Chemieingenieur beim Industriegiganten Procter & Gamble) mit der Erfindung der Pampers ein Vermögen verdient. Marion Donovan bekam noch zahlreiche weitere Patente, die meisten dienten dazu, die leidige Hausarbeit zu erleichtern. 2015 wurde sie in die National Inventors Hall of Fame aufgenommen.

Gertrude Belle Elion (1918 bis 1999) - Arzneimittelforscherin

Als Tochter von osteuropäischen Einwanderern in New York geboren, beschloss Gertrude Belle Elion als sie 15 war und ihr Großvater an Krebs gestorben war, Chemie zu studieren und an der Heilung von Krebs zu forschen. Sie schrieb sich als einzige Frau ihres Jahrgangs an der Universität ein. Danach fand sie keine Stelle als Chemikerin und schloss ein Master Studium an, das sie 1941 erfolgreich abschloss. Im gleichen Jahr starb ihr Verlobter an einer bakteriellen Endokarditis, einer Herzentzündung. Das verstärkte ihren Wunsch Pharmakologin zu werden.

1944 trat sie nach Umwegen ihre erste Stelle in der Arzneimittelforschung an und entwickelte, erst als Assistentin, bald als gleichwertige Partnerin und zusammen mit ihrem Chef George H. Hitchings das erste Immunsuppressivum, was Organtransplantationen ermöglichte. Medikamente gegen Gicht, Herpes und AIDS folgten, sowie das erste Medikament der Welt zur Behandlung von Leukämie „Mercaptopurin“. So wurde sie zu einer der wichtigsten Arzneimittelforscherinnen überhaupt und 1988 zusammen mit ihrem Chef und dem Briten James Black mit dem Nobelpreis für Medizin geehrt. Sie war damit erst die fünfte Frau, die überhaupt einen Nobelpreis erhalten hat. In der National Women Hall of Fame und der National Inventors Hall of Fame ist Trudy aufgenommen.

Auch nach ihrer Pensionierung arbeitete sie weiter an der AIDS Bekämpfung. Durch ihre Forschung wurde sie zu einer Pionierin in der Chemotherapie bei zellveränderten Krankheiten und entdeckte wichtige Aspekte der Arzneimitteltherapie. Mit ihrem Kollegen entwickelte sie eine Vielzahl von neuen pharmakologischen Wirkstoffen.

Rosalind Franklin (1920 bis 1958) - Entschlüsselung der DNA

Oft wird die Entdeckung der DNA Doppelhelix alleine James Watson und Francis Crick angerechnet, die dafür 1962 den Nobelpreis für Medizin erhielten. Allerdings war es weder Watson noch Crick, der die Theorie zur Struktur von DNA bestätigte, sondern Rosalind Franklin. Sie war eine britische Biophysikerin und Röntgen-Kristallographin. Sie hatte ihr Leben in den Dienst der Wissenschaft gestellt und wurde jahrelang von männlichen Kollegen gemobbt und sexistisch diskriminiert.

Schon mit 15 Jahren beschloss sie, Wissenschaftlerin zu werden, denn ihre Begeisterung galt den Naturwissenschaften. Von den Eltern wurde sie gefördert. Die Chemie Aufnahmeprüfung in Cambridge besteht sie als Beste. Nach dem Studium der Kristallographie und physikalischen Chemie, sowie der Promotion bei Kriegsende geht sie nach Paris und wird Expertin für Kristallstrukturanalyse.

1950 kehrt sie nach London zurück. In der wissenschaftlichen Welt herrschte damals ein Wettlauf darum, die DNA zu enträtseln. Die Entschlüsselung ihrer Struktur schien kurz bevorzustehen, und in verschiedenen Laboren wurde intensiv daran geforscht. Das Londoner King’s College besaß eine außergewöhnlich reine DNA-Probe, die Rosalind nun mithilfe von Röntgenstrahlung untersuchen sollte. Und so wurde die britische Biophysikerin Franklin 1952 die erste Person, der eine fotografische Abbildung zur Entschlüsselung der DNA gelang. Dabei nutzte sie eine Technik, die sie perfektioniert hatte: Molekül-Beobachtung durch Nutzung von Röntgen-Diffraktion. Sie entdeckte, dass es von DNA-Molekülen zwei Formen mit unterschiedlichem Wassergehalt gibt, kann von beiden Formen hochwertige Bilder aufnehmen und erkennt, dass die DNA die Form einer Doppelhelix hat und wie eine in sich spriralförmig gedrehte Leiter aussieht. Damit hatte Rosalind Franklin das Fundament für eine der größten wissenschaftlichen Durchbrüche der letzten einhundert Jahre geschaffen.

ein wissenschaftliches Schwarzweißfoto mit Beschriftung, daneben ist eine Doppelhelix gemalt und auch beschriftet © Dr. Emily Willoughby, Wikimedia Commons, CC0
Das Foto der Röntgenbeugung durch DNA ermöglichte deren Entschlüsselung. Die Bemerkungen sind von Rosalind Franklin

Da stellt sich natürlich die Frage, warum sie nicht für ihre Verdienste geehrt wurde? Maurice Wilkins, ein Kollege mit dem sie sich nicht besonders gut verstand, kopierte heimlich ihre Unterlagen, auch das „Foto 51“ und zeigte es ihren jungen Kollegen Watson und Crick. Nach dem Besuch eines Vortrags von Rosalind Franklin und dem Foto wussten sie, wie der letzte Baustein in dem Puzzle aussieht.

Rosalind Franklin starb 1958 an Krebs mit nur 37 Jahren. Watson, Crick und Wilkins bekamen vier Jahre später den Nobelpreis für die Entdeckung der DNA Struktur. In ihrer Nobelpreisrede erwähnten die drei Männer die Wissenschaftlerin mit keinem Wort. Anders ihr ehemaliger Kollege Aaron Klug. Er äußerte die Überzeugung, dass sie ebenso mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden wäre, hätte sie nur länger forschen können. Denn es waren ihre Berechnungen und Messungen, die einen wesentlichen Teil der Entdeckung ausmachten.

Erst Jahre später gesteht James Watson in seinem Buch „Die Doppelhelix“ ein, wie sehr er von Rosalinds Arbeit profitiert hatte. Trotzdem nennt er sie im selben Buch durchgängig „Rosy“ und schreibt über ihr Aussehen anstatt über ihre Arbeit. Über seinen Besuch von Rosalinds Vortrag, der sein erstes DNA-Modell inspirierte, schreibt er bloß: „Einen Augenblick überlegte ich, wie sie wohl aussehen würde, wenn sie ihre Brille abnähme und irgendetwas Neues mit ihrem Haar versuchte.“

Stephanie Kwolek (1923 bis 2014) - Kevlar

Als Tochter polnischer Einwanderer kam Stephanie Kwolek in den USA zur Welt und interessierte sich schon früh für Naturwissenschaften und Medizin. Sie erwarb 1946 an einem Women‘s College den Bachelor in Chemie. Um sich ein angestrebtes Medizinstudium zu finanzieren ging sie zur Firma DuPont in das Textilforschungslabor.

Anfang der 60er Jahre arbeitete sie an der neu eröffneten Versuchsstation des Unternehmens an einem leichteren Material zur Verstärkung von Autoreifen. Durch Zufall entdeckte Stephanie Kwolek 1965 die Kunstfaser Kevlar. Das Material ist fünfmal fester als Stahl, zäh und haltbar, außerdem sind die goldgelben Aramidfasern sehr leicht sowie säure-, feuer- und hitzebeständig. Auch ihre Vorgesetzten verstanden die Bedeutung dieser Entdeckung schnell. Ein neues Forschungsfeld im Bereich der Polymer-Chemie entstand.

Heutzutage wird Kevlar unter anderem für Fahrradreifen, Sportsegel, schusssichere Westen, Feuerwehrstiefel, Schutzhandschuhe, Flugzeugteile und Kabel, Bratpfannen, Musikinstrumente und auf Baustellen benutzt. Aber auch für die Tennisschläger von Roger Federer. Kevlar machte DuPont zu einer der reichsten Familien Amerikas. Die Entdeckerin selbst war am wirtschaftlichen Erfolg leider kaum beteiligt, weil sie das Patent DuPont überschrieben hatte.

1995 wurde sie in die amerikanische „National Inventors Hall of Fame“ aufgenommen. Sie wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, von öffentlichen Institutionen und auch ihrem Arbeitgeber DuPont. Als sie starb, war sie die einzige Frau, der DuPont je seinen Lavoisier-Preis für herausragende technische Leistung verliehen hatte. Der Ritterschlag kam 2002, sie wurde in die National Women’s Hall of Fame aufgenommen.

Bevor sie 2014 starb, engagierte sie sich intensiv für die Förderung von Frauen in der Wissenschaft und in Projekten, die Kindern die Naturwissenschaften näher bringen.

„Ich hoffe, dass ich Leben rette, es gibt wenige Menschen, die in ihrer Karriere die Möglichkeit haben, etwas Gutes für die Menschheit zu tun“, sagte sie 2007 in einem ihrer letzten Interviews. Und sie hat unzähligen Menschen das Leben durch ihre Erfindung gerettet.

Bette Nesmith Graham (1924 bis 1980) - Eine Art Tipp-Ex

Schwarzweißfoto einer Frau und eines Jungen, die auf einer Mauer sitzen © Wikibrief 30.01.2025, CC BY SA 3.0
Bette Nesmith Graham mit ihrem Sohn

Die amerikanische Sekretärin arbeitete bei der Texas Bank & Trust in Dallas. Es war schwierig, Fehler der ersten elektrischen IBM Schreibmaschinen unsichtbar zu beseitigen. Der Anschlag war sehr leicht, sodass die Schreibkräfte sich schneller vertippten. Außerdem waren die neuen Maschinen mit einem Carbon-Band ausgestattet, es konnte nicht mehr radiert werden wie vorher beim Farbband.

Die alleinerziehende Mutter nutzte ihr Hobby um zusätzliches Geld zu verdienen, sie half beim Bemalen der Fenster in der Bank bei Feiern und Festen. Sie erkannte, wie sie sagte: "Mit einem Schriftzug korrigiert ein Künstler sein Werk, niemals durch Löschen, sondern er übermalt immer den Fehler. Also entschied ich mich, das zu verwenden, was Künstler verwenden. Ich füllte eine Flasche mit Temperawasser und nahm meinen Aquarellpinsel mit in das Büro. Ich habe es benutzt, um meine Fehler zu korrigieren." So erfand sie 1951 eine Korrekturflüssigkeit für Schreibmaschinen, sogenanntes flüssiges Papier, es ist mit dem deutschen Tipp-Ex vergleichbar, aber nicht identisch.

Auf zwei Holzbrettern stehen kleine Flaschen © User FA2010, Wikimedia Commons, CC0
Liquid Paper 2009, The Women's Museum, Dallas, Texas

1957 wollte sie ihre Idee an IBM verkaufen, das scheiterte. Daraufhin gründete sie ihre eigene Firma „Mistake Out“ und vermarktete das Produkt selbst. Ihr Haus wurde gleichzeitig Hauptsitz des Unternehmens. Als das Produkt zu einem unverzichtbaren Werkzeug des Sekretariats wurde, verlagerte Bette Graham die Produktion und den Versand von ihrer Küche in eine tragbare Metallstruktur von 10 mal 26 Quadratmetern in ihren Hinterhof. Hier wurde produziert, verpackt und alles für den Versand fertig gemacht. 1963 steigerte sie die Produktion auf 5.000 Flaschen pro Monat. Fünf Jahre später bezog sie ein eigenes Fabrikgebäude und verkaufte im gleichen Jahr erstmals eine Million Flaschen von der inzwischen in „Liquid Paper“ umbenannten und patentierten Korrekturflüssigkeit.

Später wurde sie Millionärin. 1979, ein Jahr vor ihrem Tod, kaufte Gillette die Firma Liquid Paper für 47,5 Millionen Dollar plus einem Gewinnanteil für Bette Graham pro Flasche, die bis zum Jahr 2000 verkauft wird. Ihr einziger Sohn Michael Nesmith wurde Mitglied der Band The Monkees. Er erbte nach ihrem Tod die Hälfte des Vermögens - über 50 Millionen Dollar, die andere Hälfte ging an die von ihr gegründeten Stiftungen.