Fachtag zur partizipatorischen Eingewöhnung - Wolfenbüttels Kitas setzen neue Maßstäbe
Rund 300 pädagogische Fachkräfte aus allen städtischen Kindertagesstätten kamen am Montag, 29. September 2025, zu einem ganztägigen Fachtag in Wolfenbüttel zusammen. Im Mittelpunkt stand ein Thema, das den Alltag in den Einrichtungen prägt wie kaum ein anderes: die Eingewöhnung von Kindern. Unter dem Motto „Partizipatorische Eingewöhnung“ diskutierten die Teilnehmenden aktuelle Ansätze, tauschten Erfahrungen aus und erhielten wertvolle Impulse für die Praxis.
Nach einem Begrüßungskaffee eröffnete Erster Stadtrat und Dezernent Thorsten Drahn die Veranstaltung. In seiner Ansprache hob er die zentrale Bedeutung der Eingewöhnung hervor: „Sie ist einer der prägendsten Momente für Kinder, Eltern und Fachkräfte – hier wird der Grundstein für Vertrauen, Beziehung und Bildung gelegt.“
Im Anschluss begrüßten die drei pädagogischen Fachberatungen Natascha Kropidlowski, Nadin Perdicchia und Sarah Linder die Fachkräfte. Sie schilderten ihre Beobachtungen aus dem Jahr 2024: Immer häufiger seien sie bei Eingewöhnungsprozessen zur Hospitation hinzugezogen worden – eine Erfahrung, die gezeigt habe, dass es Zeit für neue Wege sei. „Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen verändern sich – Familienstrukturen, Arbeitszeiten, Erwartungen an Kitas. Deshalb müssen wir auch unsere Eingewöhnungskonzepte weiterentwickeln“, betonten die Fachberatungen.
Den inhaltlichen Auftakt gestaltete Prof. Dr. Marjan Alemzadeh, die über Zoom zugeschaltet wurde, da sie aus gesundheitlichen Gründen nicht vor Ort sein konnte. Die Professorin für Pädagogik der frühen Kindheit stellte das Modell der partizipatorischen Eingewöhnung vor – ein Ansatz, der Kinder, Eltern und Fachkräfte gleichermaßen aktiv in den Prozess einbindet und bewusst von starren Abläufen klassischer Modelle abrückt. Sie berichtete von ihrer praktischen Arbeit und von einer Vorschulstudie und betonte, wie wichtig es ist, Eltern aktiv mit einzubeziehen. Zudem stellte sie die sieben Stufen der Eingewöhnung vor, die wissenschaftlich fundiert und zugleich praxiserprobt sind.
Im weiteren Verlauf beleuchteten renommierte Expertinnen und Experten das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln:
- Kathrin Förster verdeutlichte in ihrem Vortrag die Bedeutung sensitiver Responsivität, also des feinfühligen Reagierens auf die Signale der Kinder.
- Andrea Möllmann sprach über die „Trias“ Kind – Eltern – Fachkraft und betonte, wie wichtig es ist, die gesamte Familie in den Blick zu nehmen.
- Zum Abschluss lenkte Klaus Kokemoor die Aufmerksamkeit auf Stolperfallen im Eingewöhnungsprozess und zeigte praxisnahe Lösungswege auf.
Neben den Vorträgen boten Pausen und das gemeinsame Mittagessen reichlich Gelegenheit zum kollegialen Austausch. Auch die begleitende Fachbuchausstellung der Buchhandlung Steuber sowie der Informationsstand des nifbe (Niedersächsisches Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung) fanden großen Zuspruch.
Der Fachtag machte deutlich: Die städtischen Kitas in Wolfenbüttel haben ihre Eingewöhnungskultur kritisch reflektiert, neue Perspektiven gewonnen und zahlreiche Impulse für die Praxis aufgenommen. „Wir möchten bestehende Strukturen reflektieren und die Eingewöhnungskultur in unseren Einrichtungen weiterentwickeln“, lautete das Fazit der Organisatorinnen. Mit dem gelungenen Fachtag wurde dafür ein starkes Signal gesetzt.