Schwimmende Inseln für den Stadtgraben
Der rund zwei Hektar große Stadtgraben liegt im Herzen der Stadt Wolfenbüttel. Als zentrales Parkgewässer stellt der Teich einen wertvollen Ort für verschiedene Nutzergruppen zur Naherholung dar. Die vielseitige Nutzung des Gewässers führt allerdings auch dazu, dass geeignete Rückzugsorte für seltenere (Wasser-)Tiere und Pflanzen fehlen und, dass die Nährstofffracht im Gewässer durch unkontrolliertes Füttern der Wasservögel stetig erhöht wird, was sich negativ auf die Wasserqualität und Wasserorganismen (wie zum Beispiel Fischen und Wasserinsekten) auswirkt.
Um einen gesunden Fischbestand zu pflegen, übernimmt der Angelsportverein Wolfenbüttel bereits seit vielen Jahren die fischereiliche Hege am Wolfenbütteler Stadtgraben. Durch das von der Niedersächsischen Bingo! Umweltstiftung finanzierte und gemeinsam vom Angelsportverein Wolfenbüttel und der Stadt Wolfenbüttel geplante Projekt „Schwimmende Inseln für den Stadtgraben“, wird die Artenvielfalt an und in dem beliebten Parkgewässer gefördert. Durch diese Maßnahme soll der „Lebensraum See“ für verschiedene aquatische Tier- und Pflanzenarten optimiert werden. Gleichermaßen soll einer zunehmenden Eutrophierung des Gewässers (übermäßige Anreicherung von Nährstoffen in Gewässern) durch Entnahme von Pflanzenbiomasse entgegengewirkt werden.
Die Ziele des Projektes lassen sich im Detail in mehrere Teilziele untergliedern, welche eng miteinander verknüpft sind:
Förderung der Artenvielfalt (Tier- und Pflanzenarten)
Durch die Installation der schwimmenden Inseln soll die Biodiversität - Artengruppen übergreifend - in diesem stark genutzten Parkgewässer durch Bereitstellung geeigneter Lebens- beziehungsweise Rückzugsorte gefördert werden. Die schwimmenden Pflanzflächen bieten einen geeigneten Besiedelungsraum für, an feuchte Standorte angepasste Pflanzenarten (Helophyten), welche häufig in den Uferzonen stark besuchter Gewässer (beispielsweise durch Trittschäden) beeinträchtigt werden. Die ausgeprägten Pflanzenbestände oberhalb und ihre Wurzelbestände unterhalb der Wasseroberfläche stellen einen geeigneten Lebensraum für diverse (Wasser-) Insektenarten dar, die in ihren Beständen stark rückläufig oder bedroht sind. Wasserinsekten bilden ihrerseits eine wichtige Nahrungsgrundlage für diverse Vogel und Fledermausarten (zum Beispiel Teich- und Wasserfledermaus).
Durch das seitliche Anbringen von Rast- und Nistmöglichkeiten sollen weiterhin verschiedene Wasservogelarten (insbesondere Haubentaucher, Teich- und Blässrallen) gefördert werden. Diese Arten sind darauf angewiesen, ihre schwimmenden Nester auf dem Gewässer zu errichten, was in Parkgewässern aufgrund von fehlenden Strukturen (beispielsweise umgefallene Bäume) meist nicht möglich ist. Der Eisvogel als ebenso seltene, ans Wasser gebundene, Vogelart soll durch geeignete Sitzwarten an den Inseln bei seiner Jagd auf Kleinfische unterstützt werden. Grundsätzlich soll die Maßnahme auf verschiedenen Ebenen die Artenvielfalt von Tier- und Pflanzenarten in dem urban geprägten Gewässer erhöhen.
Die schwimmenden Inseln erhöhen für verschiedene Tierarten unter- und über Wasser die strukturelle Vielfalt
Förderung eines gesunden Fischbestandes
Besonders die Raubfischarten wie Hecht und Flussbarsch, spielen eine wichtige, regulative Rolle in Gewässern (durch erhöhten Fraßdruck auf Zooplankton fressende Fischarten), sind jedoch vor allem als Jungfische stark auf schützende Unterwasserstrukturen (zum Beispiel Unterwasserpflanzen, Totholz, Röhricht) angewiesen, welche im Stadtgraben aber weitgehend fehlen. Die schwimmenden Inseln sind so konzipiert worden, dass sie möglichst vielen Fischarten und insbesondere Jungfischen einen geeigneten Schutz bieten - also als „Kinderstube“ dienen. Insbesondere in der kalten Jahreszeit, wenn die Wasserpflanzen im Stadtgraben absterben, fehlen den Tieren jedoch geeignete Unterstände, was sie zu einer leichten Beute für verschiedene Räuber macht. Unter den schwimmenden Inseln finden die Fische auch in dieser sensiblen Jahreszeit ausreichend Schutzräume. Durch diese Schutzkorridore soll gesichert werden, dass ein Großteil des Fischbestandes den Winter unbeschadet überlebt und somit das natürliche Gleichgewicht in der Fischartengemeinschaft gefördert wird.
Insbesondere junge Raubfische sind auf schützende Gewässerstrukturen wie Wasserpflanzen und Totholz angewiesen, die schwimmenden Inseln erhöhen die strukturelle Vielfalt Unterwasser.
Entzug von Nährstoffen aus dem Parkgewässer
Über die, ins Wasser reichenden, Wurzeln der Pflanzen, werden Nährstoffe (in erster Linie Stickstoff und Phosphor) aufgenommen und in pflanzlicher Biomasse gebunden. Durch geeignete Grünschnittmaßnahmen im Herbst, wird diese Biomasse entnommen und der bereits seit einigen Jahren sehr hohe Nährstoffgehalt des Parkgewässers gesenkt. Langfristig stellt dies eine mögliche Maßnahme dar, um der zunehmenden Gefahr eines „Umkippen“ des Gewässers (mit schwerwiegendem Fischsterben) in Folge der Eutrophierung entgegenzuwirken.
Insbesondere blütenreiche Pflanzenarten (wie beispielsweise Blutweiderich) sollen auf den schwimmenden Inseln an verschiedenen Positionen verwendet werden, was weiterhin den positiven Nebeneffekt hat, dass die Wasserfläche des Stadtgrabens optisch aufgewertet wird.
Foto-Album
Flickr-Album: Schwimmende Inseln