Im „Piccolo Feinkostwagen“ gibt es italienische Leckereien
Gianni Petronilli ist ein kommunikativer Zeitgenosse. Wenn er mit seinem italienischen Akzent die Marktbesucher mit einem fröhlichen „Buongiorno“ begrüßt, dann strahlt auch an einem regnerischen Wintertag auf dem Wolfenbütteler Stadtmarkt die Sonne.
Petronilli, den viele Kunden einfach nur als Piccolo kennen, hat gute Laune, und er lacht viel. Wer mit Einkaufen vor allem Hektik verbindet, der kommt an seinem Feinkostwagen erst einmal zur Ruhe. „Piccolo“ – das bedeutet klein auf Deutsch und erinnert an die kleinen Sektflaschen – ist wirklich nur der Feinkostwagen. Das Angebot, das Gianni Petronilli mit seinem Neffen Alessio Fedeli anbietet, ist groß. Nachdem er sich im April 2015 mit dem mobilen Feinkostservice selbstständig gemacht hatte, überschrieb Petronilli seinem Neffen das Projekt bald, und nun ist es ein Gemeinschaftsprojekt, eine Familiensache, wie man sich das bei Italienern so vorstellt. Das heißt: Beide sind eigentlich Römer, nicht Italiener wie sie mit einem Schmunzeln erklären. Auch ausgemachte Italienfreunde vergessen manchmal, dass das deutsche Sehnsuchtsland ähnlich spät wie unser Land zur Nation wurde.
Essen ist Kultur
Während Franzosen und Spanier oder Engländer schon jahrhundertelang eine politische und kulturelle Einheit bildeten, konnte man vor 150 Jahren noch nicht einmal eine gemeinsame italienische Sprache erkennen. Das Land lebte in und mit seinen Regionen, die allesamt jedoch eines aber verbunden hatte und hat: ihre Vorliebe für gutes Essen und Trinken. Aus Rom kommt die Bruschette etwa oder die Spaghetti carbonara, die man im Original natürlich nicht mit Sahne kocht, sondern nur mit Speck und Ei. „Nudeln liegen uns Römern einfach im Blut“, lacht Gianni Petronilli und sein Neffe Alessio schwärmt von der Tischkultur seines Landes: „Essen ist für uns mehr als Nahrungsaufnahme. Wir sitzen und sitzen und sitzen. Dazwischen wird gegessen, getrunken, gesprochen, gespielt und wieder gegessen.“ Vielleicht ist es diese Ruhe, die die beiden empfänglich gemacht hat für die Reize einer kleinen Stadt wie Wolfenbüttel. Alessio Fedeli, der in der Schule Deutsch gelernt hat und jetzt schon sicher und flüssig die fremde Sprache beherrscht, zeigt sich von der Lessingstadt begeistert: „Es ist sehr gemütlich hier. Besonders die Weihnachtszeit mit dem Markt ist klasse.“
Herzliche Aufnahme in Wolfenbüttel
Und auch sein Onkel fühlt sich hier richtig wohl. „Ich wurde in Wolfenbüttel herzlich aufgenommen“, berichtet er. Petronilli hatte schon in Braunschweig gastronomische Erfahrungen gesammelt, und es sei in seinem Leben immer so gewesen, dass er die Herausforderung brauche, die Veränderung, berichtet er. „Ich wohne am Stadtmarkt und habe von dort aus oft aus dem Fenster geguckt. Irgendwann reifte der Gedanke: Warum soll ich nicht einfach Feinkost auf dem Markt anbieten?“, erinnert er sich. Die Entscheidung hat er nicht bereut. „Natürlich muss man ganz langsam Vertrauen zu den Kunden aufbauen“, räumt er ein. Aber diese Geduld haben er und sein Neffe, die mittwochs und samstags ihre italienischen Feinkostprodukte anbieten.
Lockere Atmosphäre
Die Atmosphäre auf dem Wolfenbütteler Wochenmarkt sei locker und kommunikativ, erzählt er. „Ich wundere mich immer wieder, wie gut sich die Wolfenbüttelerinnen und Wolfenbütteler mit italienischer Kochkunst auskennen“, lobt er. Und was die Kunden nicht kennen, dass bieten die beiden gern und freundlich zur Verkostung an. Essen sei Vertrauenssache, erklärt Gianni Petronilli und vor allem auch Kommunikation: „Auf dem Markt gibt es immer ein Gespräch: über Essen, Rezepte, den letzten Urlaub, die Familie oder alte Italienerinnerungen.“ Die Zeit, die dafür notwendig ist, nehmen sich die beiden gern. Auch den Zusammenhalt zwischen den Marktbeschickern und die gute Atmosphäre loben die beiden Römer. Über den Markt hinaus beschäftigt sich „Piccolo“ auch mit gutem italienischen Essen. Wer möchte, dem liefern er und sein Neffe Buffets auch zu Familienfeiern oder die beiden kommen sogar selbst nach Hause. „Ich stelle mich ganz auf die Wünsche meiner Kunden ein und koche bei Familienfeiern, Firmenjubiläen auch zuhause“, verrät er. Das Küchenequipment nehmen die beiden mit, und dann verwandelt sich die eigene Küche für einen Abend zum italienischen Ristorante. „Die Gastgeber können sich dann auf ihre Feier freuen und wir gehen erst, wenn alles wieder tipp-top in Ordnung ist“, verspricht er.
Was es alles gibt
Anregungen für solche Außeneinsätze kann man sich am Feinkostwagen holen, in dem man alles findet, was das Herz begehrt. Das fängt bei hausgemachter Pasta an, die immer frisch angeboten und in einer kleinen Manufaktur hergestellt wird. Dazu gibt es natürlich das passende Pesto. Verschiedenste Schinken- und Wurstspezialitäten sowie eine breite Käseauswahl lassen keine Langeweile aufkommen. Auch solche Raritäten wie den Scamorza-Käse, der wie Mozzarella hergestellt und gebrüht wird, finden sich sowie etwa eine herzhafte toskanische Sülze. Aber auch die bekannten Dinge bekommen beim Piccolo einen ganz neuen Akzent. Wer etwa dort einmal den Büffel-Mozzarella probiert hat, dem wird es schwerfallen, wieder auf das Supermarkt-Standardprodukt zurückzukommen. Und neben geschmacklichen Aspekt ist es auch einfach ein kleines Urlaubserlebnis, das mit dem klingenden „Buongiorno“ beginnt und zuhause mit Genuss endet.