Von Messina nach Wolfenbüttel
Seit drei Monaten ist Giuseppe Passari bei seiner Familie in Deutschland. Er kommt aus Messina, hat jetzt eine kleine Manufaktur für sizilianische Spezialitäten in Salzgitter eröffnet und bietet sie auf dem Wolfenbütteler Wochenmarkt an.
Von Messina, Sizilien nach Villa San Giovanni auf dem italienischen Festland sind es mit der Fähre nur knapp 20 Minuten. Bis in unsere Breiten ist man dagegen deutlich länger unterwegs. Praktisch einen Tag lang mit dem Auto und auf diesem Weg passiert man landschaftliche, kulturelle und kulinarische Weiten. Italien ist so vielgestaltig wie unser Land, weshalb man auf den Hinweis, „italienisch zu essen“ besser verzichten sollte. Giuseppe Passari hat diese Reise auf sich genommen und ist seit drei Monaten in Deutschland. Von der pittoresken sizilianischen Metropole, die in den Jahrhunderten durch Erdbeben und Kriege zerstört und durch fleißige Menschenhand wieder aufgebaut wurde, hat es ihn in unsere Breiten gezogen. In Salzgitter betreibt der Fischhändler eine kleine Manufaktur, in der er alle möglichen Spezialitäten seiner Heimat zubereitet und sie dem neugierigen deutschen Publikum vorstellen möchte. Seit Kurzem ist er auch auf dem Wolfenbütteler Wochenmarkt. Allem Anfang wohne ein Zauber inne, meint Herrmann Hesse, und beim Stand von Giuseppe Passari, der seine Kunden mit fröhlichen Augen und temperamentvollen Gesten anspricht, zeigt sich wieder einmal, wie wahr diese Beobachtung ist. Wer ihn und seine Familie kennenlernen wollte, der konnte das schon in der letzten Vorweihnachtszeit.
Der Markt ist Gesprächsraum
Dort standen er, seine Tochter und sein Schwiegersohn und grillten auf einem kleinen Grill Salsiccia. Eine sizilianische Spezialität, wie mir der Schwiegersohn Giuseppe Di Fini im Gespräch übersetzend erklärt. Denn sein Schwiegervater kann zurzeit noch wenige deutsche Worte. „Sehr nett“, „Guten Tag“ oder „Ich hoffe, alles ist zufrieden“ „singt“ er strahlend in den kalten Wintermarkt. Deutsch mit starkem italienischen Akzent klingt fast wie gesungen. Ein großer Teil der Familie ist bereits seit Ende der 60er Jahre in Deutschland, und so gab es für den Fischliebhaber und Kulinariker immer einen Bezugspunkt zu unserem Land. Giuseppe Passari liebt das Meer und das, was es uns an Köstlichkeiten schenkt. Und das ist auch sein Anliegen für die kleine Manufaktur und den Marktstand, den er nun auch in Wolfenbüttel in diesem Jahr mit Hochdruck auf- und ausbauen will. „Ich möchte etwas Authentisches aus der sizilianischen Küche anbieten“, erklärt er. Dazu gehört natürlich vor allem der Fisch, aber eben zum Beispiel auch Dolci, also süße Spezialitäten, Salami Öl oder Wein.
Ganz nah am Kunden
Das Projekt, das er und seine Familie hier aufbauen, soll sich entwickeln. „Wir möchten auch unser Ohr direkt beim Kunden haben und wollen hören, was er gern wünscht, was ihn begeistert“, erklärt er. Das bedeutet: Auf Kundenanregungen wird Wert gelegt, und die Familienmitglieder sorgen, bis Giuseppe Passari selbst die nicht immer leichte deutsche Sprache erlernt hat, für eine „unfallfreie“ Übersetzung. Obwohl man den Eindruck hat, dass der Sizilianer auch ohne viel Worte erklären kann, was in seinen Produkten zu entdecken ist. Ein Schwerpunkt liegt zurzeit bei den selbst hergestellten Fischsaucen, die zu Pasta genauso genossen werden können wie zu einem frischen Brot. Wichtig ist für den Fischliebhaber die Frische und Ursprünglichkeit des Produktes, wenn es verarbeitet wird und deshalb auch der unverfälschte Geschmack. Die in Öl eingelegten Schwertfische, Kraken und ähnliches zeichneten sich gar nicht so sehr dadurch aus, dass ihnen exotische Gewürze beigefügt wurden, verrät der leidenschaftliche Koch. „Ich möchte, dass man ganz pur den Genuss des Meeres spürt“, schwärmt er.
Giuseppe Passari lebt für den Fisch und liebt das Meer!
Passari lebt für den Fisch und er liebt das Meer. Wenn er Zeit hat und sich erholt, fährt er gerne auch wieder nach Sizilien, besonders zu den „Liparischen Inseln“. Und dann taucht er dort und belebt seine Seele unter dem strahlend blauen Himmel seiner Heimat. Ob er denn das alles vermisse? Er zögert und sagt dann: „Das Meer vor allem, das vermisse ich schon.“ Aber er fühle sich auch in Wolfenbüttel und Salzgitter sehr wohl. „Die Menschen sind hier offen und nett. Ich fühle mich auf dem Wolfenbütteler Markt sehr wohl und ich freue mich darauf, den Menschen hier etwas von den kulinarischen Genüssen des Südens präsentieren zu können.“ Das gute Feedback der ersten Monate hat ihm die Kraft gegeben, mit Beharrlichkeit an der neuen Aufgabe zu arbeiten. „Mein Vater ist ein starker Mann“, sagt die Tochter stolz und kümmert sich danach sofort um einen Kunden, der sich eine Lachssauce kaufen möchte. Giuseppe Passari mischt sich gleich in das Gespräch ein und erläutert gestenreich etwas. Die Tochter übersetzt und erklärt, dass der Fischanteil in den Saucen besonders hoch sei. Jeder ist am Stand willkommen und wenn es auch nur sizilianische Walnüsse sind, die er mitnimmt.
Glückliche Kunden
„Wir möchten, dass unsere Kunden glücklich sind“, versichert Giuseppe Passari. Auf die Frage, wie er denn die deutsche Küche finde, strahlt er. Natürlich habe er die auch schon probiert. Sie sei zwar etwas schwerer als die seines Heimatlandes. Aber das passe zum kälteren Wetter. Und lecker sei das deutsche Essen ebenfalls, versichert er. „Grillhaxe“ esse er zum Beispiel sehr gern, erzählt er. Und man hat den Eindruck, Giuseppe Passari ist ein neugieriger Mensch, der noch zahlreiche Sache in Deutschland entdecken wird und der uns hier viele Dinge entdecken lassen wird. Der Weg dafür vom fernen Messina zu uns war weit. Dass er sich gelohnt hat, davon sind er und seine Familie überzeugt. Und wer etwa seine Schwertfischsauce probiert hat, der stimmt dem sehr schnell zu. So dürfen wir gespannt sein, was aus der kleinen Manufaktur jeden Mittwoch und Samstag zukünftig den Weg auch auf den Wolfenbütteler Wochenmarkt finden wird.