Beate Pieper macht den Markt bunt
Beate Pieper betreibt auf dem Wolfenbütteler Wochenmarkt einen Stand, der weit über die Grenzen der Lessingstadt bekannt ist. Bei ihr gibt es Tomatensorten, von der die meisten noch nie gehört haben.
„Die Tomate und ich, wir haben uns gefunden“, strahlt Beate Pieper. Als sie Ende der 90er Jahre bei ihrem Umzug von Braunschweig nach Wolfenbüttel ein paar Tomatensamentütchen findet, konnten sie und ihre Familie wohl kaum ahnen, dass daraus eine so große Leidenschaft wird. Im Herzen des Wolfenbütteler Wochenmarktes verkauft die hauptberuflich als „Medizinisch technische Assistentin“ arbeitende blonde, freundliche Frau inzwischen seit fünf Jahren Bio-Tomaten, Gemüse und im Frühjahr Pflanzen. Ihre Arbeit ist, nicht zuletzt durch eine ausführliche Reportage des NDR, über die Grenzen der Lessingstadt bekannt. Beate Pieper gilt als die „Tomatenretterin“ und lockt zur Pflanz- und Erntezeit auch von weither Kunden an. Normalerweise hat sie zur Aussaatzeit auch Saatgut da. „Letzte Woche hatte ich einen ganzen Aufsteller dabei und niemand hat nachgefragt. Und heute habe ich keinen und die Leute fragen“, lacht sie. Die Stimmung am Stand ist gelöst und freundlich.
Die Sortenvielfalt retten
Hier „rettet“ keiner aus Ideologie die Welt. Die harte Arbeit, die sie neben ihrem Hauptjob bewältigt, kommt von Herzen. Es geht um die Sortenvielfalt und um den guten Geschmack, den dieses Gemüse anbietet. „Das Bewusstsein muss geschaffen werden, dass es mehr gibt, als wir im Supermarkt bekommen“, erklärt sie. Dass Beate Pieper damit die alte Tradition der Wolfenbütteler Gärtnerstadt – obwohl sie eigentlich nicht „vom Fach“ ist – hochhält, freut sie. Unterstützung bekommt sie seit einigen Jahren von einem Nachbarn. Manfred Hille ist pensionierter Gartenbaumeister und Beate Pieper ist glücklich, dass sie von seiner Erfahrung profitieren kann. „Ich bin über jeden guten Rat dankbar“, sagt sie. Ab Mai züchtet und verkauft Beate Pieper über 50 alte Tomatensorten, etwa 80 Sorten baut sie selbst an. In ihren „Zauberkisten“ bringt sie dann zur Erntezeit Farbe auf den Wochenmarkt. „Sie müssen unbedingt kommen, wenn ich die die ganze Vielfalt von Tomaten habe. Das ist wirklich eine Pracht“, freut sie sich. Unterstützt wird Beate Pieper auch von ihrer Familie.
Neues und Altes
Wer an den Stand von Beate Pieper kommt, bekommt nicht nur schmackhaftes Gemüse, sondern immer auch einen guten Rat. Das fängt zur Pflanzzeit an. „Tomaten lieben lockeren Boden und brauchen viel Abstand“, erklärt sie. Zu feucht dürften die Pflanzen nicht stehen, und durch den Raum könne der Wind die Blätter trocken pusten. „Und wenn Sie die Pflanzen in die Erde bringen, dann müssen sie möglichst tief in der Erde stehen“, ergänzt sie. Tomaten anbauen, pflegen und ernten, das sei viel Arbeit. Eine Arbeit, die ihren Preis hat. Den zahlen die Kunden auf dem Wochenmarkt gern, denn sie werden mit gutem Geschmack entschädigt. „Viele Kunden haben ihre Stammsorten, die sie gern verarbeiten. Allerdings gibt es auch die Neugierigen, die gern experimentieren“, verrät Beate Pieper. Für die haben sie und ihre Mitarbeiterinnen immer einen guten Verarbeitungstipp parat. Für den Supermarkt sind diese alten Sorten nicht effektiv genug. „Die Tomaten werden so gezüchtet, dass sie lange Transportwege überstehen“, erklärt Beate Pieper. Das sei bei ihr nicht nötig. Ihre Früchte können eine dünne, empfindliche Schale haben, denn sie werden schon am nächsten Tag auf dem Markt verkauft.
Geheimnisvolle Namen
Über all diese Dinge muss man sprechen und Beate Pieper spricht gern darüber. Überhaupt wird am Tomatenstand, der inzwischen viel mehr anbietet, Kommunikation großgeschrieben. Beate Pieper kennt ihre Stammkunden, und neben dem Einkauf gibt es gern einen persönlichen Plausch, für den sie sich auch Zeit nimmt, wenn es auf dem Markt brummt. Die Tomate ist Beate Piepers Leidenschaft. Guter Boden, Pferdemist, Sonne, Wasser und viel Zuwendung machen aus dem Massenprodukt eine Besonderheit. Die Namen wie „Gestreifte Zebras“ oder „Kim Noir“ klingen geheimnisvoll und machen Lust, die Vielfalt zu probieren. Dass diese Sortenvielfalt durch die Arbeit erhalten bleibt, das ist neben der Freude, die sie mit ihren Früchten weitergibt, der große Antrieb für Beate Pieper. Sie und die Tomaten haben sich eben „gefunden“.