Meggie Dawson liebt den Markt
Meggie Dawson liebt den Markt. Und die Menschen auf dem Markt lieben sie und ihre legendäre Zipfelwerkstadt, in der es alles gibt, was das Genießerherz höherschlagen lässt.
Gerade jüngere Wolfenbütteler könnten denken: Wie kommt jemand aus England dazu, in der Lessingstadt einen Bratwurststand zu betreiben? Tatsächlich stammt Meggie Dawson aus Wolfenbüttel. Die Frau, die nunmehr seit 42 Jahren mit ihrem Hänger in den frühen Morgenstunden auf Märkte fährt, ist sogar eine Ur-Wolfenbüttelerin. „Ich bin in den Slums von Wolfenbüttel aufgewachsen. Die Ecke Kannengießerstraße und Fischerstraße“, lacht sie. Und auch, wenn sie viel rumgekommen ist. Das ist ihre Heimatstadt. In der Wallstraße ging sie zur Schule und lernte dann Fischfachverkäuferin in der Fischhalle in der Okerstraße. „Die werden Sie nicht mehr kennen“, vermutet sie. Die Arbeit mit Menschen, das Reden und Handeln, habe ihr immer Spaß gemacht. Der Markt als Ort dafür war die passende Fortsetzung, nachdem es die Fischhalle nicht mehr gab.
Das Rätsel um den Namen
Das Rätsel um ihren Namen ist schnell erklärt. Viele Jahrzehnte beherbergte Wolfenbüttel dort, wo jetzt Studenten ein- und ausgehen, Soldaten der britischen Armee. Die prägten nicht nur die Stadt mit, sondern viele der Armeeangehörigen schlugen in unserer Region auch Wurzeln. Und das, obwohl es im Osten der Stadt eine eigene Siedlung für die Briten gab. Noch heute besteht das Danziger Eck, eine kleine Eckkneipe, in der sich die Soldaten trafen. Vor über 50 Jahren verschlug es auch Meggie dorthin. „Ich konnte nur das bisschen Englisch, was ich aus den Songs kannte, die im Radio liefen“, lacht sie. Und Mr. Dawson sprach kein Deutsch. Aber was macht das schon, wenn es zwischen zwei Menschen funkt? Aus der Begegnung wurde eine große Liebe. „Nächstes Jahr hätten wir Goldene Hochzeit gehabt. Aber leider ist mein Mann vor sieben Jahren verstorben“, bedauert Meggie Dawson.
Von England nach Wolfenbüttel
Der Beruf ihres Mannes brachte sie für viele Jahre nach England. „Dort musste ich die Sprache lernen und habe sie gut gelernt“, erzählt sie. In England sei auch ein Sohn geboren. Der sei dann zweisprachig aufgewachsen. Nach der Insel ging es nach Paderborn für den Soldaten und seine Familie und schließlich habe eine Versetzung nach Hongkong angestanden. „Da mache ich nicht mit, habe ich gesagt“, erinnert sich Meggie Dawson. Deshalb kaufte ihr Mann sich aus dem Militärdienst frei und konnte in Wolfenbüttel bei Welger anfangen zu arbeiten – Schwerter zu Pflugscharen, wie es in der Bibel so schön heißt. Meggie Dawson zog es schließlich an die frische Luft auf die Märkte der Region. In Wolfenbüttel fand sie zunächst keinen Platz. Deshalb fing sie in Salzgitter und Braunschweig an.
Die Zipfel und der Markt
Nach der Wende dann, 1989, klappte es endlich auch in Wolfenbüttel. An den „langen Donnerstagen“, die es damals gab, stellte sie sich mit ihrem Bratwurststand unter die Krambuden, dort, wo heute die Wasserspiele sind. Schließlich kamen die Weihnachtsmärkte und der Wochenmarkt. Für die Zipfel ist der Stand berühmt. Aber auch Currywurst und Pommes seien der Renner. Bei der Bratwurst achtet sie darauf, dass sie nicht zu teuer wird. „Zwei Euro müssen reichen. Ich will ja nicht reich werden“, meint sie bescheiden. Auf die Zipfel sei sie vor 30 Jahren gekommen. Erst waren es Kosakenzipfel – in Anlehnung an den damals beliebten Kosakenkaffee. Später fielen die Kosaken weg. Es blieb der beliebte Zipfel. Den Markt liebt Meggie Dawson. „Auch wenn ich eigentlich krank bin, muss ich hierherkommen“, räumt sie ein. Der Markt sei Gesprächs- und Begegnungsort – wie eine große Familie. „So etwas darf nie aufhören“, meint sie. Und solange sie die Kraft hat, wird sie an den Markttagen um halb fünf aufstehen und mit ihrem Wagen auf den Stadtmarkt fahren. „Wenn ich hier ankomme, geht es mir gut“, freut sie sich. Und deshalb lieben die Marktbesucher wahrscheinlich auch ihre Meggie Dawson.