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Die Villa Seeliger - Zur Geschichte des Hauses

Die Villa Seeliger stellt ein bemerkenswertes Beispiel für das Selbstbewusstsein und den Repräsentationswillen des Großbürgertums um 1900 dar. Der Braunschweiger Architekt Constantin Uhde wurde bereits im Jahr 1894 von Ludwig Heinrich Wilhelm (Louis) Seeliger mit der Planung eines Wohnhauses auf dem Grundstück auf der ehemaligen Bastion Lindberg in den Wallanlagen des Schlosses beauftragt. 

Nach fünfjähriger Planungsphase wurde 1899 mit dem Bau begonnen. Ostern 1900 konnte die prächtige Villa von Louis Seeliger, seiner Frau und den beiden Kindern Karl Ludwig Gustav und Werner bezogen werden. 1974 wurde das Haus der Stadt übertragen. Die Schwiegertochter von Louis Seeliger, Lonny Seeliger, bewohnte das Haus bis 2001, da sie darin ein lebenslanges Wohnrecht hatte.

Baugeschichtlich ist das Gebäude dem Historismus zuzurechnen und gehört zur sogenannten Giebelrenaissance. Constantin Uhde folgte nur widerwillig der Mode der Zeit, er war einflussreicher Architekt seiner Zeit und steht vertretend für den Neoklassizismus. Die klassizistische Renaissance ließ ihn nie ganz los.

Blick in einen Raum mit Parkett, gelbe Tapeten mit Prägung, Kronleuchter und großen Gemälden mit Goldrahmen. Im Vordergrund steht ein Tisch mit Blumengesteck, dahinter sind Holzstühle mit grünen Stoffbezügen aufgestellt und schwarze Stühle für Besucher. © Stadt Wolfenbüttel
Ein Trauzimmer, der sogenannte Gelbe Salon, in der Villa Seeliger.

In sozialgeschichtlicher Hinsicht kommt der Villa vor allem deswegen große Bedeutung zu, weil Innenausbau, Raumaufteilung und die noch vorhandenen Möbel und Gemälde den Lebensstil einer konservativen großbürgerlichen Familie zu Beginn des 20. Jahrhunderts unverfälscht widerspiegeln.

Im Erdgeschoss der Villa befinden sich die Repräsentationsräume. In ihnen spielte sich das rege gesellschaftliche Leben der Bankiersfamilie ab. Im Mittelpunkt steht dabei der Musik- beziehungsweise Esssaal (jetzt Großer Salon genannt) mit 72 Quadratmetern der größte Raum des Hauses. Die schmale, langgestreckte Halle führt direkt auf ihn zu. Eingetreten, erblickt man sofort die bewegt strukturierte blau-goldene Stuckdecke. Sie wölbt sich wie ein Baldachin über den getäfelten Saal.

Blick in einen Raum mit Parkett, historischen mit Schnitzereien verzierten Schränken, rötliche Tapeten mit Prägung. Im Vordergrund steht ein Tisch mit Blumengesteck, dahinter sind Holzstühle mit rosa Stoffbezügen aufgestellt. © Stadt Wolfenbüttel
Ein Trauzimmer, die sogenannte Bibliothek, in der Villa Seeliger.

Von dem Saal gelangt man in die übrigen Repräsentationsräume, die sich zu einer Raumfolge aneinanderreihen. Diese „enfilade des chambres“ besteht aus dem ersten Salon (57 Quadratmeter), der schon damals als Empfangszimmer diente. Der zweite Salon (36 Quadratmeter) und die Bibliothek (45 Quadratmeter) schließen sich an. Das Obergeschoss war den Privaträumen der Familie vorbehalten. Ferner konnten hier Gäste logieren. Für sie wurden außerdem Zimmer unter dem weiträumigen Dach eingebaut. Dort oben befanden sich auch die Kammern der Dienstboten.