Letzte Ratssitzung – Bürgermeister zieht Bilanz
Die letzte Ratssitzung der zu Ende gehenden Wahlperiode war vor allem von Abschieden geprägt. 26 Mitglieder werden dem neuen Rat, der am 3. November erstmals zusammenkommen wird, nicht mehr angehören – darunter auch Bürgermeister Thomas Pink, der in seiner Rede Bilanz zog.
„Sie müssen jetzt keine Sorge haben, dass ich politisch technokratisch die vergangenen 15 oder gar 25 Jahre meiner Ratsmitgliedschaft und der Bürgermeisteramtszeit mittels von Kennzahlen oder Projektbeschreibungen Revue passieren lasse. Auch müssen Sie nicht befürchten, dass ich jetzt ins sentimental-melancholische abtauche. Das kann ich gar nicht! Allerdings habe ich das große Bedürfnis Ihnen – Euch danke zu sagen, für eine unglaublich aufregende und vor allem insgesamt schöne Zeit. Natürlich gab es auch schwierige Tage, Situationen und unangenehme Themen zu bearbeiten! Aber unterm Strich war es großartig“, so Pink.
Und dass es so großartig war, sei vor allem der Kultur im Wolfenbütteler Rat geschuldet! Es sei der Umgang miteinander, der gegenseitige Respekt, der über viele Jahrzehnte als Grundlage für die gemeinsame Arbeit gedient habe. Und weil es diesen Respekt untereinander gegeben habe sowie das Ringen um Kompromisse, seien auch diese hervorragenden Ergebnisse kommunaler Politik als Gemeinschaftsprojekt entstanden, für die Wolfenbüttel viele Kommunen in der Nachbarschaft beneiden würden.
Als Beispiele führte Pink die grundhafte Sanierung des Lessing Theaters, den Neubau des Schwimmbades, die Umgestaltung des Holzmarktes und der Reichsstraße, die Einrichtung des Jugendparlaments, den Sportpark Meesche oder die Bürgerbeteiligungsprojekte zur Fußgängerzone und zur Innenstadtentwicklung an.
„Und auf was wir alle besonders stolz sein können, ist die geschlossene und entschlossene Herangehensweise 2015 bei der Flüchtlingsthematik! Ja, wir haben es hier in Wolfenbüttel geschafft! Gemeinsam! Auch wenn das dem einen oder anderen gar nicht gefällt“, sagte der Bürgermeister, „und wer glaubt, dass ein Bürgermeister der Nabel der kommunalen Politik ist täuscht sich gewaltig und wird dann auch mal abgewählt! Es gibt eindrucksvolle Beispiele in der Region! Damit kommunale Politik funktioniert bedarf es einer Politik, der es vordringlich um die Sache und nicht die Partei geht, es bedarf einer motivierten, ideenreichen und manchmal sehr belastbaren Verwaltung – sprich großartigen Mitarbeitern – die ich über diese 15 Jahre hatte!“
Vielfach sei er die letzten Monate auch angesprochen worden, ob er nicht erneut antreten wolle. Dazu gab es von ihm immer eine klare Antwort! Nein! „Das hatte ich bereits vor 15 Jahren entschieden und in der ersten Ratssitzung nach meiner Wiederwahl im Juni 2014 bestätigt! Warum? Kurz und knapp beantwortet! 15 Jahre sind eine unglaublich lange Zeit! Die brauche man, um auch Projekte umzusetzen! Das ist uns gemeinsam gelungen und deshalb muss jetzt eine neue Zeit kommen! Und dazu benötigt es auch einer anderen Generation! Natürlich müssen erfahrene Kommunalpolitiker dabeibleiben, um den jungen Wilden auch mal zu erläutern, dass es eben auch hier bei uns Grenzen des Tuns gibt. Aber die Themen sind eben auch andere geworden! Es haben sich neue Prioritäten in den Vordergrund geschoben und die werden eben durch die neue Generation, da bin ich überzeugt, besser erledigt, als ich sie erledigen würde. Es bedarf Herzblut in diesem Amte und für manche Themen kann ich das nicht mehr aufbringen! Alles hat seine Zeit!“, betonte Pink.
Politik müsse aber auch Spaß machen und Politik mache dann Spaß, wenn man Politik mit den richtigen Leuten machen dürfe! „Und dieses Glück hatte ich! Aus Ratskollegen sind Freunde geworden, fraktionsübergreifend und ganz sicher auch diese Ratsperiode oder Bürgermeister-Amtszeit überdauernd!“, unterstrich Pink, „Nur was wir da kürzlich erleben durften war mir neu und all diejenigen – und leider wird man die Verantwortlichen nicht stellen können - sollten vor Scham in Schutt und Asche gehen! Wenn so etwas in der politischen Auseinandersetzung Schule macht, geht unser Staat, unser Gemeinwesen – sorry- vor die Hunde! Ich glaube, da sprechen ich für alle im Rat – so etwas wollen wir nicht mehr erleben!“
Und ganz zum Schluss hatte der scheidende Rathauschef noch einen Wunsch: „Wir sind hier damit hervorragend gefahren, öffentliche Aufgaben nicht zu privatisieren, des schnellen Geldes wegen oder dem Zeitgeist geschuldet, weil das ja auch irgendwann mal schick war, Tafelsilber zu verschleudern! Wir haben uns zu unseren Aufgaben bekannt. Immer. Fraktionsübergreifend. Und sind damit hervorragend gefahren! Liebe neue Kommunalpolitik – bekennt euch schnell zu diesen Aufgaben und hört nicht auf die Privatisierungsscharlatane, die immer noch durchs Land ziehen! Bekennt euch zum städtischen Klinikum, zu den Stadtwerken und anderen Aufgaben, die nichts in den Händen von Privaten, von Konzernen zu suchen haben.“
Viel Lob für Bürgermeister Thomas Pink gab es dann von den Fraktionen. Der verabschiedete dann gemeinsam mit der Ratsvorsitzenden Hiltrud Bayer die Ratsmitglieder, die dem künftigen Rat nicht mehr angehören werden. Und da gab es am Ende auch noch Blumen, Präsent und jede Menge Applaus für Hiltrud Bayer selbst, die – nach vielen Jahren in der Politik - ebenfalls Abschied von ihren Ämtern nahm.