Pro-Aktiv-Center (PACE): Junge Menschen erzählen ihre Erfolgsgeschichten
Ob Arbeitslosigkeit, die Suche nach einem Ausbildungsplatz, ein fehlender Schulabschluss oder psychosoziale Probleme: das Pro-Aktiv-Center (PACE) bietet jungen Menschen vom 14. bis zum vollendeten 26. Lebensjahr beratende Unterstützung, um den Start in ein eigenständiges Leben zu ermöglichen.
Individuell auf ihre Situation zugeschnitten, bekommen sie bei ihren jeweiligen Problemlagen von den pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Unterstützung. Schließlich ist das Ziel von PACE, junge Menschen in ihrer persönlichen Entwicklung zu stabilisieren und bei der Krisenbewältigung zu unterstützen: etwa während des gesamten Bewerbungsprozesses, von der Stellensuche über das Bewerbungsschreiben bis hin zur Vorbereitung der Vorstellungsgespräche. Bei psychosozialen, finanziellen oder sprachlichen Herausforderungen können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Kontakte zu weiterführenden Beratungsstellen herstellen.
In den Räumen der Caritas in der Krummen Straße 56 in Wolfenbüttel haben sich am Mittwoch, den 24. Mai 2023, die Koordinatorin der Jugendberufshilfe im Landkreis Wolfenbüttel, Katharina Schmitz, die pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas, Cathrin Kuffner, Astrid Quost und Maximilian Rothfuchs, sowie ein Jugendlicher aus dem Landkreis Wolfenbüttel eingefunden, um von ihren persönlichen Eindrücken und Erfahrungen mit PACE zu erzählen.
Erfolgreich zur Selbstständigkeit
Katharina Schmitz, die seit April 2023 in ihrer Funktion beim Landkreis tätig ist, betont die Bedeutung der Jugendberufshilfe. Es geht bei ihren Aufgaben um die Integration von Jugendlichen in die Gesellschaft, die Förderung der schulischen und beruflichen Ausbildung sowie die Eingliederung in die Arbeitswelt, dazu gehört die Vernetzung von Maßnahmen und Projekten der Jugendberufshilfe, sowie die Bedarfsermittlung und Entwicklung neuer Konzepte.
„Wir sind ein offenes Haus für Jugendliche und ihre Probleme“, fasst Maximilian Rothfuchs zusammen. Vor allem der Übergang von der Schule ins Berufsleben und die Überwindung von belastenden Situationen werden von ihm und seinen Kolleginnen begleitet. Welche Ziele vereinbart werden und wie oft die Beratungen stattfinden, legen die Jugendlichen selbst fest.
Dass dieses Konzept erfolgreich ist, zeigt die Geschichte von Ibrahim Saleh, 24 Jahre. Im November 2015 kam er aus Syrien nach Deutschland. Er hat seinen Hauptschulabschluss gemacht und kam 2019 das erste Mal mit PACE in Kontakt. Vor allem beim Bewerbungsschreiben hat er Hilfe bekommen, sodass er als Frisör arbeiten konnte. Seit er als Kind seinem Onkel in dessen Friseurgeschäft ausgeholfen hat, wollte er sich mit einem eigenen Laden selbstständig machen. Dass er diesen Wunsch bald in die Tat umsetzen kann, verdankt er der Hilfe von PACE. „Ich bin immer gerne hierhergekommen“, lobt Saleh und ergänzt, dass ihm sogar bei der Gewerbeanmeldung geholfen wurde. Seinen Kunden empfiehlt er PACE bereits weiter – und auch sie seien sehr zufrieden mit der Beratung.
Zugänglich, vertraulich, kostenfrei
Die Beratung, die in Form von Einzelgesprächen stattfindet, ist frei zugänglich, freiwillig, vertraulich und kostenlos. Netzwerkpartner wie das Jugendamt, das Jobcenter und Schulen können den Kontakt zu PACE herstellen. PACE selbst bietet in der Carl-Gotthard-Langhans-Schule (CGLS) und in der Werla-Schule in Schladen regelmäßige Sprechstunden an.
Wie wichtig die Arbeit von PACE ist, zeigen nicht nur Erfolgsgeschichten wie die von Ibrahim Saleh, sondern auch die strukturellen Herausforderungen, mit denen sich die jugendliche Zielgruppe konfrontiert sieht. Die Jugendberufshilfe ist ein aktuelles, sozialpolitisches Thema, wie Katharina Schmitz erläutert: laut Arbeitsmarktreport der Agentur für Arbeit lag im März 2023 die Arbeitslosigkeit der 15- bis unter 25-jährigen in Stadt und Landkreis Wolfenbüttel bei 9 Prozent (im Vergleich dazu lag die Zahl der Arbeitslosen unter 25 Jahren im April 2023 in Niedersachsen bei 4,8 Prozent). Die Corona-Pandemie hat sich außerdem in der Beratungsstelle PACE deutlich niedergeschlagen. Es konnten keine persönlichen Beratungen erfolgen und die Kontaktaufnahme zu den Jugendlichen und jungen Menschen wurde erheblich erschwert.
Nun gilt es, die Zugänge zu der Zielgruppe wieder zu öffnen, nicht zuletzt da psychische Erkrankungen stark zunehmen. Zudem gibt es Jugendliche mit Migrationshintergrund und junge Geflüchtete, die einen Bedarf an individueller Unterstützung haben. Dieser Bedarf zeigt sich auch in der Statistik: von Juli 2022 bis Mai 2023 fanden 405 Telefonkontakte statt, zu denen Beratungen und Terminvergaben gehören, die insgesamt 222 Kurzzeitberatungen dauerten 10.620 Minuten. Durchschnittlich sind die zu beratenden Jugendlichen zwischen 18 und 24 Jahre alt, männlich und mit Migrationshintergrund. Der höchste erreichte Abschluss ist der Realschulabschluss.
Hintergrund und Kontakt
Das Pro-Aktiv-Center PACE ist am Übergang von Schule in den Beruf tätig und aktuell mit drei sozialpädagogischen, beziehungsweise pädagogischen Fachkräften besetzt. Gefördert wird das Projekt aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds, des Landes Niedersachen sowie des Landkreises Wolfenbüttel. Das Jugendamt des Landkreises Wolfenbüttel beauftragt den Caritasverband für Stadt und Landkreis Wolfenbüttel die Aufgabe der Jugendberufshilfe für Jugendliche und junge Erwachsene zu übernehmen.
Die Beratungsstelle befindet sich im Haus der Caritas, Krumme Straße 56, 38300 Wolfenbüttel, Rufnummer 05331 856210. Offene Sprechstunde: Montag bis Mittwoch 8 bis 16 Uhr, Donnerstag 8 bis 17 Uhr, Freitag 8 bis 12 Uhr.
Außensprechstunden in der Werla-Schule in Schladen: jeden zweiten und vierten Mittwoch im Monat, in der Carl-Gotthard-Langhans-Schule in Wolfenbüttel: jeden ersten und dritten Mittwoch im Monat.