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190 Jahre Mannsfeld-Löbbecke-Stiftung: Joachim Gauck begeisterte als Festredner

Mit einer Jubiläumsveranstaltung in der Lindenhalle feierte die Mannsfeld-Löbbecke-Stiftung am Dienstag, 14. November 2023, ihr 190-jähriges Bestehen – Festredner war Bundespräsident a.D. Joachim Gauck. Dieser war zuvor Gast im Wolfenbütteler Rathaus und trug sich ins Goldene Buch der Stadt ein.

Fünf Männer stehen an einem Tisch, vor dem ein aufgeschlagenes großes Buch liegt. © Stadt Wolfenbüttel
Von links: Stadtbaurat Klaus Benscheidt, Bundespräsident a. D. Joachim Gauck, Bürgermeister Ivica Lukanic, Erster Stadtrat Knut Foraita und Ratsvorsitzender Jan Schröder.

„Wir als Stadt haben die Gelegenheit genutzt, werter Herr Gauck, Ihre längst überfällige Eintragung in das goldene Buch der Stadt nachzuholen. Lieber Herr Gauck, zu diesem Termin ließ sich eine breite Teilnahme von Kolleginnen und Kollegen nicht vermeiden. Vielleicht sind wir im Rathaus so etwas wie Groupies. Allerdings nicht nur wegen Ihrer Lebensleistung oder wegen Ihrer Rolle als Bundespräsident a.D., vielmehr, weil Sie sich mit überwältigendem Einsatz in aktuelle öffentliche Diskussionen einbringen. Mit scharfem Blick auf Ursachen und Wirkungen sprechen Sie aus, was uns derzeit bewegt. In einer sich zunehmend polarisierenden Gesellschaft berühren Ihre Positionen unsere Seele. Sie sind in Wolfenbüttel herzlich willkommen“, betonte Bürgermeister Ivica Lukanic.

Als kleine Erinnerung überreichte der Bürgermeister Joachim Gauck eine Nathan-Figur, die dem ehemaligen Bundespräsidenten sichtlich gefiel. Er würde sich freuen, bald wieder in Wolfenbüttel zu weilen, eine Lesung aus seinem aktuellen Buch anzubieten. Lukanic zeigte sich von diesem Angebot begeistert. Ein entsprechender Termin werde nun gesucht.


Auch in der Lindenhalle zog Joachim Gauck die anwesenden Gäste in seinen Bann. Zuvor gab es zum Start in den Festabend einen Film über die Geschichte und Arbeit der Stiftung – aus Sicht von dort betreuten Kindern und Jugendlichen. Eindrucksvoll und bewegend, wie diese ihre „Ersatzfamilie“ beschreiben. Der anschließende musikalische Klavierpart von Daniel Wilke aus dem Film „Die fabelhafte Welt der Amélie“ kam zur richtigen Stelle.

Eine Frau steht an einem Rednerpult, daneben steht auf einer Leinwand "Mansfeld-Löbbecke-Stiftung on 1833 - Erkennen. verstehen. Begleiten." © Stadt Wolfenbüttel
Vorstandsvorsitzende Christiane Redecke begrüßte die Gäste der Jubiläumsveranstaltung "190 Jahre Mandfeld-Löbbecke-Stiftung".

Stiftungsvorstandsvorsitzende Chrisiane Redecke dankte in ihrer Begrüßung allen Unterstützerinnen und Unterstützern: „Sie achten und ehren die Mansfeld-Löbbecke-Stiftung, sie achten und ehren all unsere Mitarbeiter, auch die Kinder und Jugendlichen.“

Bürgermeister Ivica Lukanic spiegelte in seinem Grußwort diesen Dank an Christiane Redecke zurück: „Es war fast körperlich spürbar, mit wieviel Einsatzbereitschaft und Überzeugung Du Deine Arbeit machst. Vielen Dank dafür.“ Als Wolfenbüttels Bürgermeister freue er sich natürlich ganz besonders mit allen Anwesenden den 190. Jahrestag der Mansfeld-Löbbecke-Stiftung zu feiern. „Zum einen, weil wir den 190. Jahrestag hier in Wolfenbüttel begehen dürfen und zum anderen, weil Sie - die Stiftung - Wolfenbüttel als Ihren Stiftungssitz gewählt haben – und um es deutlich zu sagen - es ist natürlich der einzig richtige Ort dafür.“

Als Amalie Löbbecke zusammen mit Dr. David Mansfeld und engagierten Bürgerinnen und Bürgern im Jahre 1833 die "Mansfeld-Löbbecke-Kinderstiftung" ins Leben riefen, gaben sie von Anfang an Kindern ein fürsorgliches Zuhause, während die Eltern tagsüber bis zu 14 Stunden arbeiten mussten. Hierdurch sei einer der ersten Kindergärten Europas entstanden. Den Kindern galt bedingungslose Solidarität und Betreuung im Zeichen von Nächstenliebe und Anteilnahme. „Das ist bis heute oberste Maxime der Stiftung“, so Lukanic. „Ich danke allen über 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stiftung für ihre Hingabe und ihr Engagement. Mit Herz und Leidenschaft versorgen Sie die verletzte Seele und öffnen Türen zu einem selbstbestimmten Leben. Ihre Arbeit ist bewundernswert und unverzichtbar."

Das Orchester des Gymnasiums im Schloss begeisterte mit seiner Darbietung nach Lukanics Rede auch Festredner Joachim Gauck: „Als ihr gespielt habt, hatte ich den Eindruck, ich sitze in Berlin im Konzertsaal.“ Auch er ging in seiner Rede auf die Gründungsjahre der Stiftung ein und beleuchtete die damalige Zeit. Das solidarische Handeln von Amalie Löbbecke zusammen mit Dr. David Mansfeld sei damals nicht die Regel gewesen – und heute? „Wir erleben die Verführbarkeit von Menschen mitten in unserer Nachbarschaft. Aus Ängsten entstehen Ressentiments. Das dürfen wir nicht schweigend und duldend hinnehmen“, forderte Gauck dazu auf, mehr Haltung zu zeigen. Die heutige Demokratie sei fragil und von außen und innen bedroht.

Den musikalischen Abschluss bildete schließlich die Gruppe Rapflexion der Mansfeld-Löbbecke-Stiftung mit ihrem ersten Auftritt vor großer Bühne.

Impressionen

Flickr-Album: Joachim Gauck zu Besuch in Wolfenbüttel

Kontakt

Mansfeld-Löbbecke-Stiftung

Geschäftsstelle

Mascheroder Straße 11
38302 Wolfenbüttel

17.11.2023