Ein Thema, das viele Menschen betrifft
Unser Leben wird bekanntlich immer komplexer – und zwar im beruflichen Bereich wie im privaten. Kein Wunder also, dass das Interesse an Coaching zunimmt und sich viele Menschen Unterstützung von außen suchen, um gemeinsame Lösungsansätze mit einem neutralen Begleiter oder einer Beraterin zu erarbeiten.
Diese Entwicklung wurde jetzt erläutert beim monatlichen Frühstück des Wolfenbütteler Beraternetzwerks Existenz und Zunkunft (E&Z). Dort lieferten Antje Heinrich und Carola Weitner-Kehl einen Einblick in die Zusammenhänge und Effekte, die sie mit dem Coaching verbinden.
Während Antje Heinrich als Systemischer Coach selbständig ist und zudem ihrerseits Coaches ausbildet, arbeitet Carola Weitner-Kehl als Geschäftsführerin des Technischen Innovationszentrums Wolfenbüttel (TIW). "Die Anforderungen auf dieser Position haben in den vergangenen 20 Jahren stark zugenommen", berichtete sie den Besuchern, "und zwar intern und von außen." Während sie das betriebswirtschaftliche Rüstzeug im Griff hatte, wurden die Mitglieder ihres Teams immer jünger, ebenso wie die Mieter und Kunden des TIW – der Amerikaner spricht von einem Generation-Gap. "Ich habe mich darum entschlossen, eine Coaching-Ausbildung zu absolvieren."
Das Ganze lief berufsbegleitend, insgesamt mussten 162 Unterrichtsstunden absolviert werden. "Immer von Freitag bis Sonntag – das war nicht ohne", erinnert sie sich. Doch ihre Bilanz klingt überaus positiv: "Es gab viel Theorie, aber noch mehr Praxis, und auch der Spaß kam nicht zu kurz." Im Vordergrund habe immer die persönliche Entwicklung gestanden. "Und da kann ich sagen: Ich bin gewachsen, habe mein Bewusstsein geschärft und kann jetzt viel besser mit Dingen umgehen, die ich vorher nur gespürt habe." Eine Ausbildung zum Coach in einer Kleingruppe verändere die Haltung und lasse Mut entstehen, Dinge auch im Konfliktfall anzusprechen, sowie einiges Handwerkszeug an die Hand bekommen zu haben, lösungsorientiert und angemessen damit umzugehen.
Das unterstrich auch Antje Heinrich. "Gerade wenn es mal nicht so rund läuft, muss man in sich gehen und die Geamtlage analysieren." Die Ausbilderin verglich die Situation in einer Firma oder einer Arbeitsgruppe mit einem Mobile: "Das ist ein sensibles Gebilde, das durch leichte Erschütterungen aus dem Gleichgewicht geraten kann." Da könne ein externer Coach von außen helfen, eine neue Balance herzustellen.
Die Besucher des Frühstücks hörten doch mit einigem Erstaunen zu, aber auch mit großem Interesse. Die Impulsvorträge der E&Z-Mitglieder dauern sonst nur wenige Minuten, doch das Coaching-Duo bestritt fast die gesamte Stunde, ging sehr aus sich heraus und lieferte auch überraschend persönliche Einblicke.
Für die anwesenden Firmengründer und Bestandsunternehmer waren natürlich die beruflichen Aspekte besonders wichtig. Antje Heinrich bestärkte sie darin, gerade in der Gründungsphase nicht als "billiger Jakob" zu beginnen. "Sie müssen vom Start weg angemessene Preise fordern – sonst machen Sie den Markt kaputt und im Grunde auch sich selbst. Denn wer sich ständig unter Wert verkauft, tut sich keinen Gefallen und wird das mittelfristig merken."
Denn sie als systemischer Coach hilft auch bei der Stressbewältigung und weiß daher, worüber sie spricht. "Gerade vor dem Hintergrund des wachsenden Fachkräftemangels steigt der Druck auf Führungskräfte, eine Wohlfühl-Atmosphäre im Team zu schaffen, damit alle zusammenbleiben und gut miteinander auskommen", sagte Carola Weitner-Kehl. Übrigens gibt es einen frühzeitigen Indikator, dass etwas nicht stimmt im Mobile: Wenn die Fehlzeiten der Mitarbeiter steigen, sollte man die Situation kritisch bewerten.
Je frühzeitiger man sich für ein Coaching entscheide, desto schneller stelle sich wieder Zufriedenheit ein. "Wir helfen, wiederkehrende Schleifen aufzubrechen, Ängste und Blockaden zu lösen", erklärte Antje Heinrich. Und sie äußerte abschließend eine Bitte: "Achten Sie bei der Suche nach einem geeigneten Coach darauf, dass er oder sie zertifiziert ist – es sind durchaus auch Scharlatane unterwegs."