Endlich Schmerzfrei (?!) - Treffen der Schmerzpatienten im Städtischen Klinikum
Das Städtische Klinikum Wolfenbüttel bietet seit 2016 die Möglichkeit, Menschen mit chronischen Schmerzen, interdisziplinär nach einem festen Konzept zu behandeln. Nach längerer, coronabedingter Pause organsierte das Team der Schmerztherapie aus der Klinik für Anästhesie, operative Intensiv-, Notfall- und Schmerzmedizin nun jüngst erstmals wieder zum Abschluss des Jahres ein „Kaffeetrinken“ für die Schmerzpatienten des Jahres 2023.
Das gesamte Team der Schmerztherapie war bereits im Vorfeld sehr gespannt auf ein Wiedersehen mit „ihren“ Patienten. In netter Atmosphäre fand ein reger Austausch zwischen den rund 60 Gästen und dem Schmerzteam statt. Die Patienten freuten sich, neu aufgetretene Fragen klären zu können und ihre ehemaligen Mitpatienten wiederzusehen.
Behandlungslücke konnte geschlossen werden
Begrüßt wurden die Gäste von Dr. Nils Beiser, Leiter der Schmerzmedizin. Er stellte heraus, dass chronische Schmerzen eine Herausforderung für Patienten wie Behandler sind und bleiben, da die Schmerzen oft nicht vollständig gelindert werden können. Das Ziel sei es, mit den Schmerzen dennoch ein lebenswertes Leben führen zu können. Er zeigte sich daher besonders erfreut darüber, dass seit 2020 durch die Praxis für Schmerzmedizin, die nun auch dem MVZ des Klinikums Wolfenbüttels angehört, auch eine Lücke zwischen ambulanter und stationärer Behandlung geschlossen werden konnte, so dass viele Patienten auch vor und nach ihrem stationären Aufenthalt behandelt werden können. Als besonderes Angebot referierte Dr. Nicolas Jakobs, Leiter der Schmerzmedizin im Friederikenstift in Hannover und stellvertretender Vorsitzender der Unabhängigen Vereinigung aktiver Schmerzpatienten in Deutschland (UVSD SchmerzLOS e.V.). Er wies auf die besondere Bedeutung von Schmerz-Selbsthilfegruppen hin. „Der Austausch der Patientinnen in Selbsthilfegruppen bietet eine wertvolle Ergänzung während und nach der Behandlung“, so Dr. Jakobs. Der Verein UVSD SchmerzLOS bietet hierbei Hilfestellung jeglicher Art bei der Gründung von Selbsthilfegruppen und stellt zahlreiches Infomaterial zur Verfügung.
Hintergrund zur multimodalen Schmerztherapie
Grundlage der stationären multimodalen Schmerztherapie ist die Behandlungskombination von „körperlichen“ Schmerzzuständen, psychischer Begleitreaktion und sozialem Verhalten. Dieses Modell ist das momentan erfolgversprechendste Verfahren zur Behandlung von chronischen Schmerzen, welche eine komplexe Eigenerkrankung darstellen. Nach Angaben der Deutschen Schmerzgesellschaft leiden zirka 17 Millionen Menschen in Deutschland an chronischen Schmerzen. Jährlich werden im Klinikum Wolfenbüttel etwa 150 bis 200 Patienten stationär und multimodal aufgrund ihrer chronischen Schmerzen behandelt. Die durchschnittliche Leidenszeit der Patienten mit chronischen Schmerzen liegt hierbei bei über sieben Jahren, bei jedem fünften sogar über 20 Jahre. Nur zehn Prozent der Betroffenen werden einem Schmerztherapeuten vorgestellt. Menschen mit Schmerzen über mehrere Monate laufen Gefahr, dass sich diese chronifizieren. Leidet die Lebensqualität oder steht der Arbeitsplatz auf dem Spiel, sind dies deutliche Warnhinweise, dass sich das Leben in eine falsche Richtung entwickelt. Wird der Alltag zur Qual und nimmt die Stimmung rapide ab, sollte gehandelt werden.
Weitere Informationen zur multimodalen Schmerztherapie sind auf der Internetseite des Klinikums zu finden. Infomaterial und vieles mehr zum Thema Selbsthilfegruppen sind auf der Internetseite der Unabhängige Vereinigung aktiver Schmerzpatienten in Deutschland zusammengefasst.