Dora Amalie Johanna Prüfer
Geboren 12. Februar 1884 Wolfenbüttel, gestorben 15. April 1934 in Wolfenbüttel, Schneiderin, Berufsschullehrerin, politisch und sozial engagiert
Dora war das vierte Kind der Eheleute Hanna und Traugott Schelz. Der Vater war an der Strafanstalt als Gefangenenaufseher tätig. Dora, ebenso wie ihre Geschwister, wuchs in wirtschaftlich bescheidenen Verhältnissen auf. Sie lernte Schneiderin und übte den Beruf auch noch mehrere Jahre nach der Ausbildung aus. Wohl 1919, das genaue Datum ließ sich nicht ermitteln, übernahm sie eine Anstellung als Fachlehrerin an der Fortbildungsschule für Mädchen.
Am 15. Januar 1921, bereits 37jährig, verheiratete sie sich mit dem rund dreizehn Jahre älteren Versicherungsobmann Wilhelm Prüfer (geb. 15. Juni 1871 in Plauen). Beide bezogen eine gemeinsame Wohnung in der Blücherstraße 28. Zuvor hatte sie zusammen mit ihrem Bruder Albert nicht weit davon entfernt, im Haus Blücherstraße 6 gewohnt.
Bruder Albert war 1909 als erster Abgeordneter der SPD überhaupt, in den Rat der Stadt Wolfenbüttel gewählt worden. Später war er beispielsweise Abgeordneter im Braunschweiger Landtag, Bürgermeister von Schöppenstedt und Kreisdirektor von Holzminden.
Dora stand ihrem Bruder mit Blick auf das politische und soziale Engagement in nichts nach. Wie ihr Bruder war sie bei den Sozialdemokraten engagiert und bekleidete Vorstandsfunktionen. 1924 gehörte sie zum Gründerkreis des Wolfenbütteler Ortsvereins der Arbeiterwohlfahrt. Als zweite Frau überhaupt, wurde sie am 29. Mai 1921 für die SPD in das Stadtparlament gewählt und hier Mitglied im Schulausschuss. Bei den Wahlen vom 26. Februar 1928 wurde sie zusätzlich auch noch Abgeordnete im Kreistag. In Ausübung ihrer politischen Ämter hatte sie einen Sitz im Vorstand der städtischen Fortbildungsschule, war Vorsitzende des I. Bezirks des Wohlfahrtsamtes (Armenpflegschaft) und Revisorin der Krankenhausaufsicht.
Im Januar 1930 wurde sie auch in den Vorstand der Theatergemeinde gewählt. Unmittelbar nach der Wahl gab es aber aus den Reihen der Mitglieder heftige Widersprüche, so dass im Mai eine Wahlwiederholung erfolgte. Dabei entfiel auf Dora Prüfer nicht mehr die erforderliche Stimmenmehrheit.
1933 gehörte Dora Prüfer mit zu denen, die unmittelbar nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten in deren Visier genommen wurden. Am 13. April des Jahres wurde sie verhaftet. Wohin sie gebracht wurde, was man ihr zur Last legte und wie lange die Inhaftierung dauerte, darüber haben sich keine Unterlagen finden lassen. Sie trat jedenfalls bis zu ihrem Tod im Mai 1934 nicht mehr politisch und mit öffentlichem sozialem Engagement in Erscheinung. Ihr Ehemann, Wilhelm Prüfer, starb am 14. Januar 1947.