Drama um fehlende Krankenversicherung muss nicht sein
Etwas außerhalb des monatlichen Rhythmus' fand am Freitag das Unternehmer-Frühstück des ehrenamtlichen Beraternetzwerks Existenz und Zukunft (E&Z) statt. Der Ostfalia-Vortrag vorige Woche fiel aus, Stefan Weidemann sprang nun eine Woche später ein – somit kam diesmal nur eine kleinere Runde in das Bäckerei-Café Richter.
Doch das Thema ging alle an: Der selbständige Versicherungsmakler und Immobiliar-Darlehensvermittler referierte über die Unterschiede zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung. Doch zunächst berichtete E&Z-Vorsitzender Michael Schmitz von eigenen Erfahrungen. "Gerade in jungen Jahren sind die günstigen Beiträge der Privaten natürlich reizvoll", sagte der Unternehmer, "aber inzwischen habe ich ein bisschen Angst vor dem Alter."
Weidemann ist seit elf Jahren dran an dem Thema und weiß, "es existieren viele Fallstricke". Einen Königsweg für alle Versicherten gebe es nicht, vielmehr müsse individuell geprüft werden, welche Lösung am besten passe – zum Beispiel sei die familiäre Situation ein wichtiger Punkt. "Irgendeinen Nachteil hat im Grunde jede Lösung, doch diese Nachteile werden nur selten kommuniziert." So befänden sich Krankenversicherungen im Spannungsfeld zwischen medizinisch wünschenswerten Maßnahmen und wirtschaftlichen Möglichkeiten. "Das liegt am Sozialgesetz, fünftes Buch Paragraf 12, dem Wirtschaftlichkeitsgebot: Leistungen müssen ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich sein."
Der Referent bewegte sich auf einem weiten Feld – im Grunde allzu weit für ein Impulsreferat am Rande des Frühstücks. Gleichwohl entwickelte sich eine muntere Diskussion zu dem Thema, das wohl jeden Selbständigen interessierte. Und es kam die Frage auf, wie es zu dem Fall Heinz Hoenig kommen konnte. Der bekannte Schauspieler war kürzlich mit einem Spendenaufruf an die Öffentlichkeit getreten, weil er eine wichtige Operation nicht bezahlen konnte – offenbar hatte er keine Krankenversicherung. "Das kann eigentlich nicht sein", urteilte Weidemann, "weil es sich um eine Pflichtversicherung handelt."
Überhaupt hätten Sozialsystem und medizinische Versorgung in Deutschland hohes Niveau, gerade im internationalen Vergleich. Eine Versicherungsflucht, zum Beispiel ins Ausland, ergebe keinen Sinn. Michael Schmitz allerdings sprach von einer Lücke im System: "Im Insolvenzrecht kann es zu Unversicherten kommen, wenn man sich nicht rechtzeitig kümmert." André Kullmann (Barmer) ergänzte: "Wer einmal in den Gesetzlichen drin ist, kann auch drinbleiben."
Abschließend warnte Stefan Weidemann vor Beratern, die falsche Auskünfte erteilen. "Da sind durchaus windige Ratgeber unterwegs." Wer eine Checkliste haben will mit jenen Fragen, die gute Berater im Gespräch stellen müssen, kann sie per Mail bei Stefan Weidemann anfordern: S.Weidemann@fair-beraten.org