Rosalind Franklin (1920 bis 1958) - Entschlüsselung der DNA
Oft wird die Entdeckung der DNA Doppelhelix alleine James Watson und Francis Crick angerechnet, die dafür 1962 den Nobelpreis für Medizin erhielten. Allerdings war es weder Watson noch Crick, der die Theorie zur Struktur von DNA bestätigte, sondern Rosalind Franklin. Sie war eine britische Biophysikerin und Röntgen-Kristallographin. Sie hatte ihr Leben in den Dienst der Wissenschaft gestellt und wurde jahrelang von männlichen Kollegen gemobbt und sexistisch diskriminiert.
Schon mit 15 Jahren beschloss sie, Wissenschaftlerin zu werden, denn ihre Begeisterung galt den Naturwissenschaften. Von den Eltern wurde sie gefördert. Die Chemie Aufnahmeprüfung in Cambridge besteht sie als Beste. Nach dem Studium der Kristallographie und physikalischen Chemie, sowie der Promotion bei Kriegsende geht sie nach Paris und wird Expertin für Kristallstrukturanalyse.
1950 kehrt sie nach London zurück. In der wissenschaftlichen Welt herrschte damals ein Wettlauf darum, die DNA zu enträtseln. Die Entschlüsselung ihrer Struktur schien kurz bevorzustehen, und in verschiedenen Laboren wurde intensiv daran geforscht. Das Londoner King’s College besaß eine außergewöhnlich reine DNA-Probe, die Rosalind nun mithilfe von Röntgenstrahlung untersuchen sollte. Und so wurde die britische Biophysikerin Franklin 1952 die erste Person, der eine fotografische Abbildung zur Entschlüsselung der DNA gelang. Dabei nutzte sie eine Technik, die sie perfektioniert hatte: Molekül-Beobachtung durch Nutzung von Röntgen-Diffraktion. Sie entdeckte, dass es von DNA-Molekülen zwei Formen mit unterschiedlichem Wassergehalt gibt, kann von beiden Formen hochwertige Bilder aufnehmen und erkennt, dass die DNA die Form einer Doppelhelix hat und wie eine in sich spriralförmig gedrehte Leiter aussieht. Damit hatte Rosalind Franklin das Fundament für eine der größten wissenschaftlichen Durchbrüche der letzten einhundert Jahre geschaffen.
Da stellt sich natürlich die Frage, warum sie nicht für ihre Verdienste geehrt wurde? Maurice Wilkins, ein Kollege mit dem sie sich nicht besonders gut verstand, kopierte heimlich ihre Unterlagen, auch das „Foto 51“ und zeigte es ihren jungen Kollegen Watson und Crick. Nach dem Besuch eines Vortrags von Rosalind Franklin und dem Foto wussten sie, wie der letzte Baustein in dem Puzzle aussieht.
Rosalind Franklin starb 1958 an Krebs mit nur 37 Jahren. Watson, Crick und Wilkins bekamen vier Jahre später den Nobelpreis für die Entdeckung der DNA Struktur. In ihrer Nobelpreisrede erwähnten die drei Männer die Wissenschaftlerin mit keinem Wort. Anders ihr ehemaliger Kollege Aaron Klug. Er äußerte die Überzeugung, dass sie ebenso mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden wäre, hätte sie nur länger forschen können. Denn es waren ihre Berechnungen und Messungen, die einen wesentlichen Teil der Entdeckung ausmachten.
Erst Jahre später gesteht James Watson in seinem Buch „Die Doppelhelix“ ein, wie sehr er von Rosalinds Arbeit profitiert hatte. Trotzdem nennt er sie im selben Buch durchgängig „Rosy“ und schreibt über ihr Aussehen anstatt über ihre Arbeit. Über seinen Besuch von Rosalinds Vortrag, der sein erstes DNA-Modell inspirierte, schreibt er bloß: „Einen Augenblick überlegte ich, wie sie wohl aussehen würde, wenn sie ihre Brille abnähme und irgendetwas Neues mit ihrem Haar versuchte.“