11. April 2025 - 80 Jahre Erinnern sind nicht genug
Am 11. April 2025 jährt sich die Befreiung des Strafgefängnisses Wolfenbüttel durch die 9. US-Armee zum 80. Mal. Aus diesem Anlass erwartet die Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel mehr als 170 Gäste aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Israel, den Niederlanden, Norwegen, Polen und den USA. Die meisten von ihnen sind Angehörige von in der NS-Zeit in Wolfenbüttel inhaftierten und hingerichteten Menschen.
Auch 80 Jahre nach dem Kriegsende in der Region ist die Vergangenheit nicht abgeschlossen, sondern wirkt bis heute in unserem Erinnern und Handeln nach. Mit den vielfältigen Veranstaltungen wird nicht nur den NS-Justizopfern gedacht, die in Wolfenbüttel hingerichtet wurden oder inhaftiert waren, sondern auch die Verantwortung für eine lebendige Erinnerungskultur betont. Die Beteiligten setzen gemeinsam ein Zeichen für das Gedenken – 80 Jahre nach der Befreiung bleibt die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit wichtiger denn je.
Martina Staats, Leiterin der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel, stellt die Relevanz des heutigen Erinnerns an die Zeit des Nationalsozialismus heraus: „Mit dem 11. April erinnern wir an die NS-Justizverurteilten, die es selbst nicht mehr können unter Rückgabe ihrer Menschenwürde. Wir forschen und vermitteln für die nächsten Generationen, denn 80 Jahre Erinnern sind nicht genug.“ Aus diesem Anlass lädt das Team der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel zusammen mit Institutionen sowie Akteurinnen und Akteuren aus der Stadt und dem Landkreis Wolfenbüttel zu verschiedenen Veranstaltungen ein.
Zu der zentralen Gedenkveranstaltung im Lessingtheater werden unter anderem die Niedersächsische Justizministerin Dr. Kathrin Wahlmann, die königlich-norwegische Botschafterin Laila Hilde Stenseng, die Landrätin Wolfenbüttels Christiana Steinbrügge, der Bürgermeister der Stadt Wolfenbüttel Ivica Lukanic und die Geschäftsführerin der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten Dr. Elke Gryglewski erwartet. Ein Podiumsgespräch mit Angehörigen ehemaliger Gefangener, das von Gedenkstättenleiterin Martina Staats moderiert wird, unterstreicht die Bedeutung und die Aktualität der persönlichen Erinnerung und deren Weitergabe an die folgenden Generationen.
„Unsere Pflicht, uns zu erinnern, darf nicht darauf beschränkt sein, der Opfer von Totalitarismen zu gedenken. Sie verlangt vor allem auch, sich dafür einzusetzen, dass das Wissen über die NS-Vergangenheit um jeden Preis erhalten bleibt und garantiert ist, dass alle Bürgerinnen und Bürger Zugang zu verlässlichen Informationen über dieses schändliche Kapitel der Menschheitsgeschichte haben.“ Mit diesen eindringlichen Worten betont André Charon, Sohn eines ehemaligen belgischen Inhaftierten während der NS-Zeit, die Bedeutung der Wissensvermittlung und des gemeinsamen Erinnerns.
Auszubildende von MAN Truck & Bus SE sowie Schülerinnen und Schüler verschiedener Schulen beteiligen sich mit eigenen Projekten und Beiträgen an der Veranstaltung. Nach der Veranstaltung im Lessingtheater gehen alle Anwesenden gemeinsam in die JVA Wolfenbüttel, um am ehemaligen Hinrichtungsgebäude und in der ehemaligen Todeshaftzelle 27 in Hafthaus I zu gedenken und Kränze niederzulegen.
Anschließend an diese Veranstaltungen für geladene Gäste sind auch mehrere öffentliche Gedenkakte geplant:
- 16 Uhr: Gedenken und Kranzniederlegung am Gräberfeld 13a auf dem Hauptfriedhof Wolfenbüttel (Lindener Straße 10, 38300 Wolfenbüttel).
- 17 Uhr: Gedenken, Kranzniederlegung und Einweihung einer neuen Gedenktafel auf dem Katholischen Friedhof (Schinkelstraße 40, 38302 Wolfenbüttel).
- 19 Uhr: Ökumenischer Gedenkgottesdienst in der St. Petrus Kirche (Harztorwall 2, 38300 Wolfenbüttel).