Lebenshilfe-Verein hatte Jahresversammlung
Im Zeichen des Übergangs stand die Jahresversammlung des Lebenshilfe-Vereins Wolfenbüttel. Hintergrund: Im Laufe der Jahre war eine Reihe von Aktualisierungen in der Satzung nötig geworden. Diese Passagen wurden diskutiert und sollen nun eingearbeitet werden. In einem zweiten Teil der Jahresversammlung am 4. Oktober steht die neuformulierte Satzung dann zur Abstimmung.
Vereinsvorsitzender Joop van den Heuvel begrüßte am Blauen Stein (Mascheroder Straße) rund 30 Besucher und ging in seinem anschließenden Bericht auf aktuelle Entwicklungen ein, die das Leben der Menschen mit Behinderung betreffen. So sei es absehbar, dass das Bundesteilhabegesetz (BTHG) große Veränderungen für die Lebenshilfe mit sich bringen werde. „Es geht weg von der Betreuung, hin zur Assistenz“, sagte er. Künftig stehe die Selbstbestimmung im Mittelpunkt sowie die Frage, „was möchte der Mensch, der bei uns lebt, erreichen?“
Diesen Punkt könne man durchaus kontrovers diskutieren, erklärte van den Heuvel, und schilderte das Beispiel Ess-Sucht: „Früher haben wir den Kühlschrank zum Selbstschutz der Bewohner abgeschlossen und nur wenige hatten den Schlüssel. Nun wird das Schloss abgebaut und man überlässt den Betroffenen seiner Sucht, nach dem Motto: Wenn er das will, dann soll er diese Selbstbestimmung ausleben dürfen.“
Die Lebenshilfe plane, ab Mitte des Jahres Workshops und Fortbildungen anzubieten für Angehörige und Mitarbeiter. „Dieses Thema ist für uns keineswegs trivial“, sah der Vorsitzende voraus. „Es kann ans Eingemachte gehen.“ Tatsächlich betreffen die neuen Regelungen alle Bereiche des Lebens: Privatsphäre, Geld, Hygiene, Freizeit, die gesamte Ordnung im privaten Bereich. „Ich glaube, es läuft auf eine Neuordnung aller unserer Angebote hinaus, bis hin zur Finanzierung und vieles mehr.“
Stühlerücken war bei der Neuwahl des Vorstands angesagt – allerdings in reduzierter Form: Stephanie Schacht-Kietzmann räumte aufgrund beruflicher Belastung den Posten als zweite Vorsitzende, bleibt dem Vorstand aber erhalten. Ihr Nachfolger wurde Uwe Thomas, dessen bisherige Aufgabe als Schriftführer nun von Eckart Pesel übernommen wird. Joop van den Heuvel bleibt zudem Vorsitzender, Elisabeth Diekmann bleibt Kassenwartin, Carsten Voges bleibt Vorstandsmitglied. Sämtliche Personalvorschläge wurden von der Versammlung einstimmig gebilligt.
Im Jahresbericht der gemeinnützigen GmbH ging Geschäftsführer Bernd Schauder zunächst auf erfolgreiche Baumaßnahmen der vergangenen Monate ein. So seien die Sozialräume und die Kantine der Werkstatt in Fümmelse nun fertiggestellt. „Es ist dort alles recht schmuck geworden – fahren sie doch einfach mal vorbei.“ Auch der Empfang sei umgestaltet, zudem entstehe dort in Kürze ein Arbeitsplatz. „Und wir haben mehr Platz geschaffen für die Beschäftigten, die sich mal zurückziehen wollen.“ Auch in der Werkstatt WIR (Halchtersche Straße) seien nun die letzten ungenutzten Räume ausgebaut. „Vor allem gibt es dort jetzt mehr Platz für Klientengespräche.“ Doch der Geschäftsführer gab auch den Ausblick auf ein interessantes Projekt: Die Lebenshilfe startet ein Pflegeangebot: „Wir haben mit dem Aufbau des Teams begonnen und hoffen, dass wir zum 1. Mai loslegen können.“ Im Fokus sollen Menschen mit Behinderung stehen, aber auch deren Angehörige, wenn sie zusammen wohnen. „Wir sehen, dass es immer schwieriger wird, diesen Bereich von außen so zu bedienen, dass die Pflege unserem Anspruch gerecht wird“, erklärte Bernd Schauder, „darum nehmen wir das jetzt selbst in die Hand.“ Der neue Pflegedienst ist der gGmbH angeschlossen und hat seinen Sitz in Haldensleben, arbeitet also zunächst im Bereich der Lebenshilfe Ostfalen. „Wir wollen Erfahrungen sammeln und das Angebot nach einer gewissen Zeit dann auf Wolfenbüttel sowie schließlich auf Helmstedt ausdehnen.“
Mitte Mai soll zudem der Lebenshilfe-Laden am Juliusmarkt (JuLe) wieder mit Leben gefüllt werden, kündigte der Geschäftsführer an. Und er lieferte die aktuellen Eckdaten der gGmbH: Sie bietet 1450 Betreuungsplätze (579 in den Werkstätten) mit 474 Angestellten (viele davon in Teilzeit) und 26 Übungsleitern. Im Tochterunternehmen „Ambulante Dienste“ sind 19 Mitarbeiter sowie 60 Übungsleiter beschäftigt – alle Positionen sind natürlich mit Männern oder Frauen besetzt.