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Datum: 25.05.2024

Offener Brief an Bischof Heiner Wilmer

In einem offenen Brief wendet sich Wolfenbüttels Bürgermeister Ivica Lukanic an Bischof Heiner Wilmer (Hildesheim). Grund ist die Reaktion des Bischofs auf ein Interview von Pfarrer Matthias Eggers. In diesem kritisierte Eggers, dass der Aufklärung von sexuellen Missbrauchsfällen im Bistum nicht genug Aufmerksamkeit zukommt. Der Bischof hat den Pfarrer nun aufgefordert, sein Amt als Pfarrer in den nächsten 14 Tagen niederzulegen. Wenn er dies nicht mache, drohe ihm ein Amtsenthebungsverfahren. Der Bischof argumentiert, Eggers "habe dem Volk Gottes großen Schaden zugefügt“.

Pfarrer Matthias Eggers spricht in ein Mikrofon. © Stadt Wolfenbüttel
Pfarrer Matthias Eggers.

In Zeiten in denen Institutionen und ihre Verantwortlichen um Glaubwürdigkeit ringen, können Kirchen Orte der Hoffnung sein. Die Gesellschaft darf die unvoreingenommene Aufarbeitung sexualisierter Gewalt auch in der Kirche verlangen. Ehrlichkeit, Integrität und Respekt für das Leben gehören zu unserem Wertekanon, in der die Kirche hoffentlich ebenso eine moralische Instanz ist. Insbesondere, wenn sich ihre Akteure mutig den Herausforderungen stellen und die Aufklärung sexualisierter Gewalt einfordern, ist grade dies zu begrüßen. 

Matthias Eggers ist so ein Akteur und Aufklärer, der mit Strahlkraft und Mut durch sein proaktives handeln, das Vertrauen der Gemeindemitglieder und über die Gemeinde hinaus das unserer Stadtgesellschaft genießt. Ich habe ihn in all den Jahren der Zusammenarbeit nicht anders kennengelernt. Wenn Kirche sich also als einladende und verantwortungsbewusste Institution verstehen will, muss sie spürbar, aktiv und transparent aufklären. 

Sehr geehrter Herr Bischof Wilmer,

ich schreibe diesen offenen Brief, um meine Unterstützung für Pfarrer Matthias Eggers zum Ausdruck zu bringen und spreche auch im Namen zahlreicher Bürgerinnen und Bürger der Stadt Wolfenbüttel. Das mutige und notwendige Statement von Pfarrer Matthias Eggers hat offensichtlich und für mich nicht nachvollziehbar dazu geführt, dass er von Ihnen aufgefordert wurde, sein Amt als Pfarrer innerhalb der nächsten 14 Tage niederzulegen. Sollte er dies nicht tun, droht ihm von Ihrer Seite ein Amtsenthebungsverfahren. 

Ich betone, dass ich Ihre Haltung nicht teile und Ihre Reaktion auf die offenen Worte des Pfarrers ablehne. Ich glaube, dass Pfarrer Eggers durch sein mutiges Handeln und seine Bereitschaft, Missstände öffentlich anzusprechen, einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung von Missbrauchsfällen leistet und nicht, wie Sie behaupten, „dem Volk Gottes großen Schaden zugefügt“ hat.

Mit Verlaub, dies machen Sie mit Ihrer völlig übertriebenen Reaktion. Ich bin erschüttert über die Entwicklung und fordere Sie auf im Sinne aller Betroffenen, den Diskurs zu führen und ihn nicht etwa durch personelle Maßnahmen zu beenden. Sie zementieren die Sprachlosigkeit der Opfer, wenn Sie ihnen die Stimme, die ihnen durch Fürsprecher wie Herrn Eggers gegeben wird, angreifen und befördern die Verschwiegenheit der Täter.

Von der Pfarrei wurde in Zwischenzeit auch eine Unterschriftenliste erstellt.

Kontakt

Stadtverwaltung Wolfenbüttel