Wolfenbüttel erhält das Label "StadtGrün naturnah"
Artenreiche städtische Grünräume geprägt von Blühwiesen und nachhaltigen Staudenbeeten, durchzogen von Hecken und beschattet von gesunden Bäumen, dies sind die Ziele eines naturnahen Grünflächenmanagements. Wer das Label „StadtGrün naturnah“ erhalten möchte, muss sich prüfen lassen, inwieweit die Kommune ihr Potenzial nutzt, um dies zu erreichen.
Dazu gehört ein nachhaltiges Pflegemanagement, eine naturorientierte Bauleitplanung, Kooperationen mit Vereinen und anderen Interessierten, und immer wieder neue Projekte, die der biologischen Vielfalt in der Kommune dienen. Wolfenbüttel hat den Zertifizierungsprozess erfolgreich durchlaufen – und hat nun das Label in der Stufe Silber erhalten.
„Trotz Fachkräftemangel oder finanziellen Engpässen streben immer mehr Städte und Gemeinden ein naturnahes Grünflächenmanagement an. Ziel ist es, dass dieses in allen Kommunen zum Standard wird“, so Projektleiter Uwe Messer, der die Kommunen während des fast zwölf Monate dauernden Prozesses betreut hat. Auf 30 Flächen auf 1,6 ha wurde bereits extensiviert und mit Mischungen vorwiegend heimischer Arten aber auch Regiosaatgut eingesät. In 2023 wurde ein Balkenmäher angeschafft und seit 2020 gibt es ein Konzept zur Extensivierung von Rasenflächen, als Beispiel zeigt es hier die Flächen vor der Herzog August Bibliothek und auf der Grünfläche am Harztorwall.
Die Ufer und Böschungen der Oker wurden renaturiert und Regenrückhaltebecken naturnah gestaltet und gepflegt. Vereinzelte Umweltbildungsangebote, Veranstaltungen wie dem „Wolfenbütteler Umweltmarkt“, die dekorativen Blühschilder mit der gemalten Hummel sensibilisieren die Bevölkerung in Wolfenbüttel zum Thema Natur, Umwelt und Biodiversität. Ebenso sensibilisiert zum Thema werden die Schulkinder der Leibnitz Realschule und des Gymnasium Große Schule oder Theodor-Heus-Gymnasium mit „Schuldwäldern gegen Klimawandel“. Mit diesen und weiteren Maßnahmen erreicht Wolfenbüttel 785 Punkte und damit das „StadtGrün naturnah“-Label in Silber.
So läuft der Prozess ab
Die Labelkommunen wurden nach der Einreichung der Bestandserfassung vor Ort besucht. Dort wird nicht nur mit der Verwaltung die Bestandserfassung durchgesprochen und offene Fragen geklärt, sondern es wird sich mit der Lokalen Arbeitsgruppe (LAG) getroffen und auf einer Exkursion verschiedene Grünflächen begutachtet. Die LAG, in der mindestens eine Person einer örtlichen Naturschutzorganisation vertreten sein muss, ist eine von der Kommune zusammengestellte Gruppe aus Fachleuten und Interessierten, die die Kommune beim Labelprozess beratend unterstützt. Innerhalb dieses Arbeitstreffens werden unter Berücksichtigung des Bestandes weitere Maßnahmen erörtert, die in Zukunft die biologische Vielfalt stärken sollen und mit in den Maßnahmenplan einfließen – ein weiteres Dokument, welches am Ende zur Auswertung eingereicht werden muss.
Natur braucht immer Zeit zum Wachsen, deshalb kommt es beim naturnahen Grünflächenmanagement besonders auf eine langfristige Ausrichtung an. „Damit sich die teilnehmenden Kommunen weiterhin für die Biodiversität einsetzen, ist das Label nur drei Jahre gültig, danach können sie sich rezertifizieren lassen“, so der Projektleiter. „Während der Rezertifizierung wird untersucht, welche zuvor geplanten Maßnahmen bereits umgesetzt wurden und wo sich Veränderungen ergeben haben.
Hintergrund:
Mit dem Label „StadtGrün naturnah“ honoriert das Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“, das Engagement von Städten und Gemeinden für ein ökologisches Grünflächenmanagement. Mit diesem Jahr haben insgesamt 70 Städte und Gemeinden am Labelverfahren teilgenommen und insgesamt 29 Kommunen haben sich bereits rezertifizieren lassen. Das Label wurde im Rahmen des geförderten Projektes „Stadtgrün - Artenreich und Vielfältig“ im Bundesprogramm Biologische Vielfalt mit einer Förderung des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) von 2016 bis 2021 entwickelt. Seit Ende 2021 wird es selbstständig vom Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ weitergeführt. Die Teilnahme am Labelverfahren ist unabhängig von einer Mitgliedschaft im Bündnis. Zu dessen 411 Mitgliedern (Stand August 2024) zählen Städte, Gemeinden und Landkreise, die sich für den Naturschutz auf ihren Siedlungsflächen einsetzen.
Mehr Informationen zum Label „StadtGrün naturnah“ auf der Internetseite Kommbio