Wolfenbütteler Wirtschaftsdialog im Zeichen der Fachkräftegewinnung
Im Fokus des 4. Wolfenbütteler Wirtschaftsdialogs stand diesmal die Gewinnung von Fach- und Arbeitskräften, wobei das sogenannte „Employer Branding“ eine entscheidende Rolle spielt. Zu Gast war die Veranstaltung für Unternehmen und Arbeitgeber (Ausrichter ist die Wirtschaftsförderung von Stadt und Landkreis Wolfenbüttel) diesmal im Coworking Space „Wolfenbrooklyn“ der Mast Jägermeister SE.
Die Veranstaltung, die sich rund 100 Interessierte nicht entgehen lassen wollten, boten spannende Vorträge, unter anderem von Olaf Lies, Niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung, Vanessa Gabrisch von der Mast Jägermeister SE und Björn Reckewell von der Stadt Wolfenbüttel. Regionale Startups präsentierten zudem innovative Ansätze im Employer Branding und luden zum Austausch ein. Hausherr und Jägermeister-Vorstandsvorsitzender Michael Volke nutzte die Gelegenheit, um für den weiteren Erfolg des Wirtschaftsstandorts Deutschland mehr Kreativität, Mut, Leidenschaft und Innovation von Politik und Gesellschaft zu fordern.
Bürgermeister Ivica Lukanic freute sich bei seiner Begrüßung nicht nur über das große Interesse an der Veranstaltung („Die Veranstaltungsreihe nimmt richtig Fahrt auf“), sondern auch über die Impulsvorträge. „Fachkräftegewinnung ist eine der größten Herausforderungen über die nächsten Jahre, insbesondere für die Kommunen“, so Lukanic.
„Das Thema Fachkräfte ein ganz zentraler Punkt“, betonte auch Olaf Lies. Seiner Meinung nach fange die Fachkräftegewinnung bereits in frühen Jahren an. „Wir müssen es schaffen, dass junge Leute in den Betrieb gehen, dass sie kennenlernen, wie die Arbeit dort ist, ein Gefühl dafür bekommen und auch feststellen, das ist nichts für mich, das ist überhaupt nicht schlimm.“ Auch müsse der Stellenwert der dualen Ausbildung noch stärker betont werden, weil diese für viele ein guter Einstieg sei und nicht das Ende einer Karriere, sondern der Einstieg in viele Möglichkeiten, die danach kämen.
„Wir brauchen aber auch einen Weg, der natürlich gezielte Zuwanderung bedeutet, also Fachkräftezuwanderung bedeutet“, so der Minister weiter, „Dafür brauchen wir aber auch eine entsprechende Willkommensstruktur, die wir schaffen müssen. Das ist nicht selbstverständlich und auch nicht überall der Fall. Das heißt, wir müssen auch überlegen, wie wir uns eigentlich präsentieren. Denn das ist schon etwas, was sich Menschen gut überlegen, ob sie nach Deutschland kommen.“ Arbeit sei aber auch mehr als nur das Thema Geld, Arbeit sei auch Wertschätzung und auch Akzeptanz für das, was man mache.
„Und Akzeptanz für Arbeit beginnt nicht bei denjenigen, die einen akademischen Abschluss haben und im Büro sitzen, sondern wir müssen Akzeptanz für alle haben, die in Arbeit sind und müssen das auch, glaube ich, stärker zum Ausdruck bringen und deutlicher machen. Also auch Wertschätzung für Menschen, die hier in Arbeit sind, damit auch die, die zu uns kommen, das Gefühl haben, dass sie eine Perspektive sehen und auch sozusagen eine Chance haben, sich hier im Land zu entwickeln“, unterstrich Lies.
Nicht alles lasse sich aber durch Fachkräfte lösen, da ehrlicherweise auch aufgrund des begrenzten Potenzials nicht mehr jede Stelle besetzt werden könne. „Deswegen müssen wir viel offener sein, auch für digitale Lösungen. Wir müssen auch den Mut haben, das Thema digitale Lösungen, gerade künstliche Intelligenz zu nutzen, als Chance Aufgaben, die sich wirklich digitalisiert erledigen lassen, auch digitalisiert zu erledigen, damit wir diejenigen, die wir haben, in eine Rolle und Aufgabe bringen, die Aufgaben wahrzunehmen, die eben nicht von künstlicher Intelligenz, von Rechnersystemen wahrgenommen werden können“, so Lies.
Vanessa Gabrisch von der Mast Jägermeister SE gab im Anschluss Einblicke, was bei Jägermeister unter der Arbeitgebermarke verstanden wird. „Damals hat schon unser Gründer gesagt, um wirklich erfolgreich zu sein und Konventionen zu brechen, müssen wir erstmal Meister unseres Handwerks sein. Wir lernen mit Leidenschaft, weil wir glauben, dass wir uns nur dadurch immer weiter verbessern, optimieren können, natürlich schneller werden können“, so Gabrisch. Mitarbeiterentwicklung habe daher einen hohen Stellenwert in der Unternehmenskultur. „Wir haben das Ziel, dass alle unserer Mitarbeitenden sich gesehen und gehört fühlen“, betont sie, „wir kümmern uns umeinander und es geht auch ganz ehrlich darum, auch ab und an mal Spaß miteinander zu haben und über den Unternehmensalltag hinweg zusammenzukommen, Verbindungen zu schaffen.“
Im Endeffekt sei die Unternehmenskultur exorbitant wichtig und das merke man in allem, was das Unternehmen mache. „Und da ist dann eben auch der Übergang zu Employer Branding, weil man eine Arbeitgebermarke erst nach außen tragen kann, wenn sie innen auch wirklich gelebt wird“, unterstreicht Vanessa Gabrisch. Die besten Markenbotschafter seien doch eigentlich die Mitarbeitenden, die wirklich jeden Tag Geschichten erzählen können, einfach super authentisch dabei seien und denen auch einfach eher geglaubt werde.
Björn Reckewell berichtete über das Standortmarketing für Stadt und Landkreis Wolfenbüttel. Unternehmen, Arbeitskräftegewinnung und Fachkräftegewinnung sollen hierbei in den Fokus gerückt werden. „Wir haben eine nicht ganz kleine Welle an Renteneintritten in naher Zukunft vor der Brust. Das müssen wir vernünftig kompensieren, denn da gehen nicht nur Menschen in den wohlverdienten Ruhestand, da geht wahnsinnig viel Wissen und damit Kapital verloren. Und da muss der Übergang, denke ich, vernünftig gemanagt werden“, betonte Reckewell. Der Fachkräftemangel wirke sich inzwischen bei den meisten Betrieben auf den wirtschaftlichen Erfolg aus. Im Durchschnitt würden zwei Personen fehlen. Die Fachkräftegewinnung stehe daher bei der neuen Kampagne im Mittelpunkt. „Wir schaffen keine neue Marke, sondern wir möchten eine agile Kampagne haben“, so Björn Reckewell.
Begleitet wurde das Programm von regionalen Startups, die mit den Besucherinnen und Besuchern über die neuesten Trends und Entwicklungen des Employer Branding und die Gewinnung von Fachkräften ins Gespräch kamen: Sarah Brauns von Heart Job - Heart Job unterstützt Unternehmen bei der Mitarbeiterbindung und -gewinnung durch eine KI-gestützte Kultur- und Werteanalyse; Stephanie Höfer von Hey Parents - die gemeinsam mit Karolin Gaßmann das Unternehmen gründete und den ersten digitalen Elternzeit-Manager für Unternehmen entwickelten, der bei der Mitarbeiterbindung und Chancengleichheit unterstützt. Das Gründerteam wurde unter anderem für den Innovationspreis Göttingen und den Durchstarterpreis des Landes Niedersachsen nominiert; Angelina Buckenauer und Svenja Quelle von Karrieretrip bieten maßgeschneiderte Exkursionen für Studierende an, die einen exklusiven Blick hinter die Kulissen von Unternehmen ermöglichen.
Weitere Fotos
im Flickr-Album: 4. Wolfenbütteler Wirtschaftsdialog