Wärmewende statt Winterfrust: Gelungener Informationsabend
Am vergangenen Mittwoch, 27. November 2024, lud die Stadtverwaltung zu einem spannenden Vortragsabend rund um die Themen Wärmewende, Wärmepumpen und nachhaltige Wärmeversorgung ein.
Eröffnet wurde die Veranstaltung durch die Koordinatorin für die Kommunale Wärmeplanung der Stadt Wolfenbüttel, Emma Brandebusemeyer. Diese zeigte sich erfreut über den bis auf den letzten Platz gefüllten Raum Kenosha in der Lindenhalle. Die große Nachfrage zeige, dass sich viele Bürgerinnen und Bürger Gedanken zu ihrer Wärmeversorgung machen und dem Thema Wärmewende interessiert gegenüberstehen. Mit der Mischung aus Vorträgen und der Demonstrationswärmepumpe der Leibniz Universität Hannover vor Ort wurde ein breit gefächertes Informationsangebot gemacht.
Während des ersten Vortrags ging Dr. Jens Clausen vom Borderstep-Institut aus Hannover zunächst auf die Wärmewende insgesamt ein. Deutschland sei zwar im Vergleich mit den skandinavischen Ländern wie Norwegen und Finnland hinten dran, doch waren im Jahr 2024 etwa 25 Prozent der in Deutschland verbauten Gebäudeheizungen eine Wärmepumpe. Durch den ab 2027 greifenden europaweiten Handel für CO2-Emissionen sei es wahrscheinlich, dass sich hingegen die Kosten für fossile Energieträger wie Öl und Gas auch beim Endkunden stark verteuern würden. Sich jetzt zu technologischen Alternativen zu informieren, um eine gut begründete Wahl zu treffen, ist also genau das richtige Vorgehen.
Im Ein- und Zweifamilienhaus sei ein Abwarten auf die abgeschlossene Wärmeplanung bis Ende 2026 in der Regel nicht notwendig. Denn durch die geringe Gebäudedichte in den meisten bestehenden Wohnsiedlungen sei die notwendige hohe Wärmedichte für ein Wärmenetz oft nicht vorhanden. Dann werden sogenannte dezentrale Wärmelösungen, wie zum Beispiel Wärmepumpen, vorgesehen. Als Tipps für ein insgesamt effizientes Wohngebäude mit optimal laufender Wärmepumpe, gibt es die Möglichkeit einen möglichst niedrigen Wärmebedarf mit umfassenden Dämm-Maßnahmen zu erreichen. Bei der Durchführung von kleineren Dämm-Maßnahmen (wie der Kellerdecke) und einem Fensteraustausch, der beispielsweise aufgrund von Verschleiß eh durchzuführen ist, empfiehlt es sich zusätzlich die bestehenden Heizkörper auf eine ausreichende Größe hin zu überprüfen. Abschließend gab Dr. Clausen einen Überblick zu der aktuell geltenden Bundesförderung für effiziente Gebäude, die auch Erneuerbares Heizen fördert.
Bis zu 9.000 Euro Grundförderung sei dabei drin, insgesamt bis zu 21.000 Euro. Weitere Informationen unter: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz: Das passende Förderprogramm für Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer finden.
Den zweiten Vortrag präsentierten Magnus Skodzik als Projektplaner für Energielösungen und Energieberatung und Nadine Siebert als Produktmanagerin Energievertrieb und Energielösungen von den Stadtwerken Wolfenbüttel. Sie nahmen die Zuhörerinnen und Zuhörer mit auf eine Reise in die Energiezukunft Wolfenbüttels. Als Netzbetreiber im Bereich Strom, Gas und Wasser, als Messstellenbetreiber und als Strom- und Gaslieferant wurden die umfangreichen Aufgaben der Stadtwerke Wolfenbüttel deutlich. Den Auswirkungen der notwendigen Wärmewende begegnen die Stadtwerke Wolfenbüttel mit einem umfassend angelegten Ausbau der Stromnetze aufgrund massiv steigender Bedarfe. Für den Fall, dass es zukünftig doch einmal zu Netzengpässen kommen sollte, können die Stadtwerke Wolfenbüttel große Stromverbraucher, zu denen unter anderem Wärmepumpen mit einer Leistung größer als 4,2 kW zählen, dimmen. Im Gegenzug profitieren die Kunden von reduzierten Netzentgelten.
Als ersten wichtigen Schritt, um wirklich von dieser Regelung zu profitieren, betonte Nadine Siebert, ist es unerlässlich, Wärmepumpen mit einer Leistung größer als 4,2 kW bei den Stadtwerken Wolfenbüttel anzumelden. Dies geht digital per Antrag auf der Internetseite Stadtwerke Wolfenbüttel: Steuerbare Verbrauchseinrichtungen. Anschließend muss die Steuerbarkeit der Anlage durch einen Elektrofachbetrieb vorgenommen und eine Steuerbox eingebaut werden. Je nachdem, ob sich der Kunde für eine pauschale Reduzierung des Netzentgelts (Modul 1) oder einen reduzierten Arbeitspreis (Modul 2) entscheiden möchte, ist ein separater Stromzähler für die Wärmepumpe notwendig. Als dazu kompatiblen Stromtarif bieten die Stadtwerke Wolfenbüttel den WF-greenhome-Tarif an.
Dieser kann neben Wärmepumpen auch für E-Auto-Ladestationen, Batteriespeicher und Klimaanlagen genutzt werden. Mit einem beispielhaft berechneten Heizkostenvergleich zwischen Erdgasheizung und Wärmepumpe für ein bestehendes Einfamilienhaus stellte Magnus Skodzik dar, dass etwa 750 Euro an Energiekosten pro Jahr eingespart werden können. Zum Abschluss gaben die Stadtwerke einen Ausblick auf den ab 2025 verfügbaren dynamischen Stromtarif. Durch Steuern des Stromverbrauchs kann dieser in Zeiten verlagert werden, in denen die Strompreise an der Börse günstiger sind. Bei der Verbrauchssteuerung unterstützen wird ein digitales Home-Energy-Management-System.
Im Anschluss an beide Vorträge wurde eine Reihe von Fragen aus dem Publikum beantwortet. So wurde auf die Frage zur Lautstärke von Luft-Wasser-Wärmepumpen der Tipp gegeben, an einem winterlichen Tag explizit nach den Geräten in der Nachbarschaft zu schauen, um den Geräuschpegel „live“ einschätzen zu können. Das gemischte Publikum von neugierigen Interessierten und erfahrenen Wärmepumpen-Nutzern, die in 20 Jahren gerade einmal zwei Störungen verzeichnen konnten, ließ den Abend bei Getränken und Gesprächen ausklingen. Eine direkte Folgeveranstaltung zu diesem Termin präsentierte die Stadtverwaltung noch nicht, kündigte jedoch weitere öffentliche Aktivitäten im Bereich Wärme- und Energiewende für das neue Jahr an.
Weitere Informationen
Kontakt
per E-Mail an klimaschutz@wolfenbuettel.de oder telefonisch unter 05331 86-485