Tag der deutschen Einheit in der Bartholomäuskirche in Blankenburg
Zum gemeinsamen Festprogramm zum Tag der Deutschen Einheit hatten die Partnerstädte Blankenburg und Wolfenbüttel am 3. Oktober 2023 in die Bergkirche St. Bartholomäus nach Blankenburg (Harz) eingeladen. Begleitet wurde der Festakt vom Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig, Dr. Christoph Meyns.
Der Landesbischof der evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig hat in seiner beeindruckenden Rede gemeinsame deutsch-deutsche Erfahrungen und die unfassbaren Leistungen der Wiedervereinigung dargestellt. Sie habe den Menschen im Osten in jederlei Hinsicht deutlich mehr abverlangt.
Heiko Breithaupt hat im gemeinsamen Gespräch mit Ivica Lukanic über seine Erlebnisse und Erfahrungen, mit denen er den Begriff der Freiheit verbindet, berichtet. Das war berührend.
Zum Tag der Deutschen Einheit hat sich Lukanic sich zahlreiche Gedanken gemacht: „Wir feiern am Tag der Einheit unsere Gemeinsamkeiten und dennoch wird häufig über unsere Unterschiedlichkeiten gesprochen. Von 1961 bis 1989 waren Ost- und Westdeutschland durch eine Mauer geteilt. Diese Teilung hat bis heute ihre Spuren hinterlassen. Seit dem Mauerfall im November 1989 wurden im öffentlichen Diskurs häufig und undifferenziert unsere Unterschiedlichkeiten betont. Uns erschien der Blick auf das, was noch fehlt das, was aufgeholt werden muss, als die selbstverständliche Perspektive. Dass diese Diskussionen auch nach so langer Zeit noch geführt werden, ist erstaunlich und wirft die Frage nach der Herkunft dieser verfestigten Bilder auf.
Ein vorläufiger Gipfel und Ausgangspunkt war der - retrospektiv betrachtet - zurecht angebahnte Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland. Das war ein wichtiger Zeitpunkt, der uns im Angesicht unserer eigenen Fehlbarkeit seither und der manifestierten Fehler unseres Zusammenwachsens heute Demut abverlangt.
Wir waren zwar für 28 Jahre durch eine Mauer getrennt und noch länger Teil zweier verschiedener Staaten. Es war und es ist keine einfache Aufgabe, zwei solch verschiedene Länder zu vereinen. Zwar hat sich seit der Vereinigung sehr viel getan, aber nicht ohne tiefgreifende Spuren in den Biografien der Einzelnen und den Seelen der Menschen zu hinterlassen. Wir haben mitunter mit Maßnahmen, politischen Entscheidungen, insbesondere in der Sprache und öffentlichen Debatte deutsch-deutsche Unterschiedlichkeit zementiert, statt Einheit zu gründen.
Die Forderung einiger Teile der Gesellschaft, endlich gehört zu werden, ist teilweise Ergebnis jahrelanger von uns kultivierter Diskriminierungserfahrungen, befördert und befeuert durch eine anhaltende Unterschiedlichkeitsdebatte. Die Himmelsrichtungen selbst - Ost oder West - nach denen wir selbst die Grenzen und Linien gezogen haben, hinter, die einige in der Vergangenheit stoisch sortiert haben, was uns zu Menschen unterschiedlicher Einstellungen und Haltungen macht, ist längst zum urteilenden Stigma geworden. Das muss und darf nach 33 Jahren ein Ende haben.
Es gibt so viel mehr, was uns Deutsche verbindet, identitätsstiftende Werte, gemeinschaftsbildende Ideale, gesellschaftspolitische Errungenschaften und gemeinsame Glücksstunden unserer freiheitlich-liberalen Demokratie. Blankenburg und Wolfenbüttel pflegen seit 1990 freundschaftliche Beziehungen zueinander und wie wir alle wissen wurde am 4. Juli 2015 aus der Freundschaft eine offizielle Städtepartnerschaft. Für mich bedeutet das vor allem Freundschaft. Es ist Zeit für uns alle den Blick ausschließlich auf das, was uns seit mehr als drei Jahrzehnten eint und uns als Staat ausmacht, zu richten. Es war ein wunderschönen Tag der deutschen Einheit!“