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Datum: 18.07.2023

Talk auf dem Sonnendeck: Viele Fragen - viele Antworten

Den Auftakt zur Veranstaltungs­reihe auf dem "Sonnendeck" darf man getrost als gelungen bezeichnen. Bürgermeister Ivica Lukanic hatte am Freitag erstmals Bürgerinnen und Bürger eingeladen, mit ihm ins Gespräch zu kommen – diesmal aber nicht in der Fußgängerzone, sondern auf der Holzterrasse über dem zurzeit defekten Brunnen (Okerstraße Ecke Holzmarkt). Rund 20 Besucher kamen und stellten Fragen. Wie gut, dass sich Lukanic seine Dezernenten Knut Foraita (Kämmerer), Thorsten Drahn (Stadtrat) und Dr. Philipp Knöfler Amtsleiter Hochbau/Versorgungstechnik) mitgebracht hatte.

Der Bürgermeister sitzt mit rund 15 weiteren Personen auf einer Holzterrasse an Tischen und Bänken und diskutiert. © Stadt Wolfenbüttel
Talk mit dem Bürgermeister auf dem Sonnendeck

Organisiert hatten den Abend Rabea Hohl und Jeannet Höltje, die sich nach eigenem Bekunden von der NDR-Talkshow "Inas Nacht" inspirieren ließen. Genau wie Ina Müller, verteilten sie unter den Gästen Stifte und Bierdeckel, auf denen Fragen an den Bürgermeister zu richten waren. Im Gegensatz zu Ina Müller jedoch warf Ivica Lukanic keinen einzigen Deckel weg, sondern bemühte sich erfolgreich um Antworten. "Ich weiß auch nicht, was mich heute erwartet", sagte er im Vorfeld. Gleichwohl freue er sich, mit den Wolfenbüttelerinnen und Wolfenbüttelern in die Diskussion einzusteigen. "Und was wir nicht aus dem Stehgreif beantworten können, nehmen wir mit ins Rathaus und klären es später."

Die Verwaltungsspitze sah sich konfrontiert mit Fragen zum Weltfrieden ebenso wie mit Kritik an der Tatsache, dass in der Stadtbad-Sauna das Verwedeln der Aufgüsse nur noch halb so oft stattfindet – ohne dass sich dieser reduzierte Service im Eintrittspreis niederschlägt. Doch alle Antworten blieben souverän. Der Bürgermeister lehnte die Forderung nach "alternativen Medien" ab, um so "die Spaltung der Brudervölker Russland, Ukraine und Deutschland zu vermeiden", wie eine Besucherin sagte. Lukanic: "Ich fühle mich durch die breite Medienlandschaft in Deutschland gut informiert, da braucht es keine alternativen Medien."

Der Kämmerer hingegen ging auf die Situation im Stadtbad ein, wo das reduzierte Wedeln in der Sauna in erster Linie auf Personalmangel zurückzuführen sei. Auch einem verstärkten Marketing, um die Besucherzahlen anzuheben, erteilte er eine Absage: "Die Besucherzahlen haben sich erfreulich erholt, aber wir müssen ein verändertes Freizeitverhalten akzeptieren."

Nach Corona wollten die Menschen in erster Linie reisen. "Übrigens rechnen wir in 2023 mit einem Minus im Bad von 3 Millionen Euro – steigende Besucherzahlen würden an diesem Defizit nichts ändern."

Ein Besucher wollte wissen, wie die Stadt auf das "exponentielle Wachstum der migrationsbedingten Kriminalität reagieren" wolle. "Ein solches Wachstum habe ich in Wolfenbüttel noch nicht festgestellt", betonte Lukanic. Das Ziel der Verwaltung laute im Übrigen seit langem "Vorbeugen und Prävention". Dazu gehöre auch der Arbeitskreis Sicherheit und Ordnung, der sich nach Angaben von Stadtrat Drahn regelmäßig trifft. "Wir sind eng dran an dem Thema", versicherte er. Der Landkreis Wolfenbüttel gelte als ausgesprochen sicher und belege in Niedersachsen stets einen der ersten fünf Plätze dieser Statistik, oft sogar Platz 1. "Ich glaube auch, dass die Kriminalität kein Migrationsthema ist, sondern der gesellschaftlichen Entwicklung geschuldet."

Drei Fragen nach Wasserspielen schlossen sich an, und Dr. Knöfler beantwortete sie allesamt: "Die Störung des beliebten Brunnens an den Krambuden liegt an einer defekten Pumpe. Wir warten auf ein Ersatzteil, das uns in Kürze zugesagt ist. Bei der Fontäne im Stadtgraben, die kürzlich ausgefallen ist, sieht es ähnlich aus." Komplizierter gestaltet sich die Sanierung des im Grunde neugebauten Brunnens an der Okerstraße – auf dem das Treffen stattfand. "Allein das Gutachten hat uns ein Jahr Wartezeit gekostet, und dann standen nicht mal Lösungen drin." Im August sollen nun aber die Ergebnisse von zwei Planungsbüros vorliegen, die dann diskutiert werden müssen. "Denkbar, dass wir einen Teil des Brunnens zurückbauen müssen." Bürgermeister Lukanic ergänzte, die Situation am Brunnen belaste ihn stark. "Was mich etwas tröstet: In den vergangenen Jahren haben wir rund 120 Millionen Euro in die Innenstadt gesteckt – und der Brunnen ist das einzige problematische Projekt."

Voran geht es bei der Frage, ob in einer denkmalgeschützten Altstadt Anlagen für erneuerbare Energien (zum Beispiel PV) installiert werden dürfen. "Es ist nicht ganz trivial, einen solch historischen Baubestand energetisch zukunftsfest zu machen", sagte Dr. Knöfler. Trotzdem werde dazu derzeit ein Fahrplan erarbeitet. Nach einer Gesetzesänderung sei es mittlerweile möglich, auch Dächer von Altbauten zu nutzen, ergänzte der Bürgermeister. "Wir stellen dazu bereits Genehmigungen aus – bitte reichen sie ihre Anträge ein."

Die Sanierung der Fußgängerzone laufe im Zeitplan, doch Lukanic warnte: "Einerseits stellen uns die Zugänglichkeiten für Geschäfte und Anwohner vor Herausforderungen. Andererseits erwarten uns im Boden ganz sicher noch einige Überraschungen." Bei der Sanierung des Standesamtes seien mittlerweile ebenfalls Schäden offenkundig geworden, mit denen niemand gerechnet hatte, berichtete Dr. Knöfler. Gleichwohl setze er darauf, dass die Sanierung die hohen Anforderungen des Denkmalschutzes ebenso erfülle wie die des Klimaschutzes – und die Ansprüche künftiger Hochzeitspaare nach einem adäquaten Rahmen.

Was kommt nach der Sanierung der Fußgängerzone? "Dann feiern wir erstmal", sagte Lukanic launig. Schließlich beschäftige das gewaltige Projekt die Verwaltung bereits seit 2012. "Aber im Ernst", schob er nach, "wir können den Strukturwandel der Innenstadt kaum aufhalten." Das Rathaus sammele immer gute Ideen, Leerstände gering zu halten. "Der erfolgreiche Pop-Up-Store gehört ebenso dazu wie die Idee der Umnutzung." Dabei die die Gemengelage aus Wohnen, Einkaufen und Parken nicht leicht zu meistern. "Vielleicht liegt die Zukunft in der Innenstadt als Erlebnisraum."

Den Vorwurf, die Straßenreinigung vor allem der Gossen lasse nach, wollten Lukanic und Drahn nicht gelten lassen. "Die Reinigungsintervalle stehen seit Jahren fest und bleiben auch so." Den Eindruck, Wolfenbüttel sei besonders verschmutzt, konnte der Bürgermeister ebenfalls nicht teilen, sondern zog einen interessanten Vergleich: "Nachdem wir die Zahl der Mülleimer erhöht haben, stehen bei uns jetzt 14 Stück je 1000 Einwohner – damit haben wir das Dreifache des Durchschnitts im Land Niedersachsen!" Und er erinnerte daran, dass all diese Behälter jeden Morgen geleert werden. "Das ist ein Riesenaufwand." Die Forderung nach Bestrafung von Menschen, die ihre Kippen teils direkt neben die Mülleimer werfen, sei nicht umsetzbar. "Wenn wir die nicht in flagranti erwischen, haben wir keine Handhabe."

Umsetzbar hingegen ist die Anregung, in Wolfenbüttel sollte Fernwärme zum Zuge kommen. Dr. Knöfler und der Bürgermeister berichteten von einer Biogasanlage in Salzdahlum, wo das Gas künftig aufbereitet und (lokal) in das Gasnetz eingespeist werden soll. Ein echtes Wärmenetz könne aber erst in Neubaugebieten Thema werden. Denkbar sei auch, dass sich Nachbarn und ganze Straßenzüge zusammentun, um eine lokale Lösung zu finden. Dr. Knöfler wirkte aufgeschlossen genug, dieses Thema mit interessierten Bürgern zu besprechen.

Seit vielen Jahrzehnten gibt es die Forderung, Wolfenbüttel müsse attraktiver für die Jugend werden. "Wir sind noch nicht fertig, aber es ist schon viel passiert", betonte der Bürgermeister. Die VeränderBar, das Summertime-Festival und der Sportpark Meesche: "Viele Städte beneiden uns um diese Initiativen – und auch eine Stadtjugendpflege hat nicht jede Stadt unserer Größenordnung." Mittelfristig seien ein Second-Hand-Laden sowie eine Disco in der Pipeline. "Stolz bin ich auch darauf, dass sich mehr als 200 Jugendliche unserer Stadt an diesen Vorhaben ehrenamtlich beteiligen."

Eine sehr persönliche Stellungnahme entlockte Moderatorin Rabea Hohl dem Kämmerer. Nach 40 Jahren im öffentlichen Dienst plane der in Kürze seinen Ruhestand – "hast Du eine Empfehlung für die Stadt?" Knut Foraita empfahl, den alten Wahlspruch Herzog Augusts ("Alles mit Bedacht") in die Neuzeit zu übertragen. "Es klingt profan, ist inzwischen aber zu einer Philosophie geworden, die ich gelernt habe: Es geht immer weiter, egal was kommt." Gerade Corona habe gezeigt, dass es immer eine Lösung gebe. "Und wir als Verwaltung wollen bei dieser Lösungsfindung helfen."

Kontakt

  1. Referat des Bürgermeisters

    Stadtverwaltung Wolfenbüttel

    Stadtmarkt 3–6
    38300 Wolfenbüttel

  2. Frau Jeannet Höltje

    Stadtverwaltung Wolfenbüttel
    Büro des Bürgermeisters
    Vorzimmer des Bürgermeisters

    Stadtmarkt 3–6
    38300 Wolfenbüttel