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Datum: 15.12.2023

Ausgrabung eines frühmittelalterlichen Gräberfeldes "Auf dem Exer"

Am Donnerstag, 14. Dezember 2023, begrüßte Bürgermeister Ivica Lukanic Mitglieder des Bauausschusses, Pressevertreter und Interessierte zur Präsentation der Ergebnisse der archäologischen Ausgrabungen am Exer.

Drei Männer sitzen an Tischen vor einer Leinwand, auf der ein Foto von einer Ausgabung zu sehen ist. © Stadt Wolfenbüttel
von links: Dr. Michael Geschwinde, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Bürgermeister Ivica Lukanic, Stadtbaurat Klaus Benscheidt

Erstmal seien die Ausgrabungen verdeckt durchgeführt worden, erklärt Lukanic „auch heutzutage gibt es noch Grabräuber“. Hochspannend und ein besonderes Geschichtsdokument ist der ausgegrabene Friedhof laut Lukanic, dessen Auswertung noch für viele Jahre die Forschung beschäftigen wird.

„Archäologie ist kein Zufall, sondern spektakuläre Entdeckungen sind das Ergebnis guter Vorarbeit“ leitete Dr. Michael Geschwinde vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege seinen Vortrag ein.

Als 1936 die Kaserne auf dem Exer erbaut wurde, stieß man im hinteren Bereich auf insgesamt acht Skelette, die von Otto Krone, einem Pionier der archäologischen Forschung im Braunschweiger Land, geborgen wurden. Anhand von Grabbeigaben konnte Krone die Gräber in das 8. und 9. Jahrhundert datieren. Als 2022 die Stadt Wolfenbüttel den Bebauungsplan "KT Exer Nord Ost" aufstellte, wies die Bezirksarchäologie Braunschweig darauf hin, dass die davon betroffenen Flächen unmittelbar an die alte Fundstelle angrenzen und hier unbedingt mit der Auffindung weiterer Bestattungen gerechnet werden musste.

Im Juni 2023 starteten Stadt Wolfenbüttel und die Bezirksarchäologie eine archäologische Prospektion, um diesem Verdacht nachzugehen. Bereits am ersten Tag wurden Gräber angeschnitten. Nachdem zunächst mit weiteren Suchschnitten die Ausdehnung des frühmittelalterlichen Friedhofs geklärt werden konnte, wurde dessen gesamte Fläche bis zum November 2023 vollständig ausgegraben. Dabei wurden insgesamt 82 Bestattungen dokumentiert und geborgen.

Mehrere Fundstücke der Ausgrabung, wie ein Kreuz, ein Reif... © Stadt Wolfenbüttel
Mehrere Fundstücke der Ausgrabung

Das Gräberfeld „Auf dem Exer“ ergänzt das Bild der frühmittelalterlichen Friedhöfe in der Region (Remlingen, Werlaburgdorf) um eine wichtige Facette: Etwa ein Viertel der ausgegrabenen Bestattungen wurden offenbar nach heidnischem Ritus beigesetzt, die übrigen folgen dem christlichen Bestattungsbrauch. Heidnische und christliche Gräber liegen dicht beieinander in kleinen Gruppen. Zum ersten Mal konnten damit in der Region Bestattungen aus der Phase der Christianisierung untersucht werden und es scheint sich abzuzeichnen, dass es sich dabei um keinen harten Schnitt, sondern um einen eher fließenden Übergang gehandelt hat. Es war möglich, von allen Bestattungen DNA-Proben zu nehmen, so dass man verfolgen kann, wie sich dieser Wechsel innerhalb der einzelnen Familien vollzogen hat. Anhand der gut erhaltenen Skelette ist es möglich, die Eckdaten der persönlichen Biographien der Toten zu ermitteln: Geschlecht, Alter, Ernährungsstand, Gesundheit, Todesursache.

Foto eines Skelettes in einer Ausgabung © Stadt Wolfenbüttel
"Die Frau", in deren Grab eine besondere Fibel gefunden wurde

Die Gräber enthielten ungewöhnlich oft Grabbeigaben: Vielen Männern war ihr Messer mit in das Grab gelegt worden, manchen Frauen Bronzefibeln, Nadelbüchsen, Perlenketten oder Metallringe. Der beachtlichste Fund ist eine besondere Fibel im Grab einer Frau, die mit ihrer Kleidung und ihren wichtigsten Accessoires bestattet wurde. Die Funde werden zurzeit im Landesamt restauriert.

Im Publikum kam die Frage auf, wie es jetzt mit dem Gebiet weitergeht, zumal es Interessenten für eine Bebauung gibt. Wolfenbüttels Stadtbaurat Klaus Benscheidt betonte: „Durch eine frühzeitige Beteiligung vom Landesamt für Denkmalpflege konnten Verzögerungen vermieden werden und das Bebauungsplanverfahren schreitet zügig voran.“ Benscheidt dankte dafür gemeinsam mit dem Bürgermeister Lukanic ausdrücklich Herrn Dr. Geschwinde für eine wunderbare Zusammenarbeit.

Kontakt

  1. Fachbereich Stadtentwicklung und Bauaufsicht

    Stadtverwaltung Wolfenbüttel

    Stadtmarkt 3–6
    38300 Wolfenbüttel

  2. Herr Florian Jürgens

    Amt für Stadtentwicklung und Bauaufsicht
    Amtsleitung

    Stadtmarkt 3–6
    38300 Wolfenbüttel